02. 2024 | April/Mai | wohninsider.at 23 BRANCHENTALK Differenzierung kombiniert mit der eigenen DNA GfMTrend-Österreich-Verantwortlicher Bernd Ulrich warf dabei ein, dass eine Neugestaltung des Geschäfts nicht zuletzt eine Frage der Kosten sei. „Bei einigen Partnerbetrieben, die gerade umbauen oder sich in der Planungsphase befinden, wird dann doch da und dort gespart, weil es einfach – gerade auch bei Häusern über 500 m2 – eine Frage des Budgets ist.“ Auch aus Ulrichs Sicht ist jedoch Differenzierung das Schlüsselwort – „am besten kombiniert mit der eigenen DNA.“ Nichts desto trotz sieht er optimistisch in die Zukunft: „Ich glaube, dass wir in Österreich viel weiter sind als in Deutschland. Wir haben ein paar ganz tolle Vorzeigebetriebe!“ Klotzen und nicht Kleckern KR Hubert Kastinger war diesmal primär nicht in seiner Kammerfunktion, sondern als Handelspartner, der kürzlich sein Studio in Schärding grundlegend umgebaut hatte, mit dabei. Er erzählte: „Wir führen eines der ältesten Möbelhäuser Österreichs. Nach diversen Überlegungen und Corona kamen wir dann zu dem Schluss, das Haus komplett abzureißen und neu zu bauen. Gemeinsam mit Herbert Lanzinger haben wir alldem die Überlegungen voran gestellt: Für wen machen wir das, wer sind unsere Kunden in Zukunft?“ Und, gesteht er ein: „Das war der wichtigste Part!“ Mehrere Herausforderungen und zwei zusätzliche Bauverhandlungen später wurde schließlich das Projekt realisiert – mit einem Keller, einer Aktivküche im Obergeschoss und vielem mehr. Kastinger konstatiert: „In Summe ist es dann mit rund 3,5 Mio Euro Investition viel teurer geworden als ursprünglich geplant, aber am Ende des Tages zählt das Ergebnis und unsere Kunden bestätigen uns jeden Tag, dass es sich ausgezahlt hat, dass es bei uns anders aussieht als überall anders. Das war es uns jedenfalls wert.“ Gefunden und nicht enttäuscht Der MZE-Geschäftsleiter für Österreich und Südtirol Andreas Hemetsberger setzt einem schönen Schauraum voraus, dass man zuerst überhaupt gefunden wird. „Denn der klassische Kunde, der das Vertrauen in die Großfläche verloren hat, hat in der Regel kein Naheverhältnis zu einem Fachhandelsbetrieb.“ Im nächsten Step jedoch, so Hemetsberger: „muss das Geschäft die Erwartungshaltung, die durch den Online-Auftritt aufgebaut wird, erfüllen.“ Dabei komme es auf jede Kleinigkeit an, so Hemetsberger plakativ weiter: „Das darf dann keine versandelte Bude sein, wo der Montagebus ungewaschen vor der Tür steht ...“ Und schließlich richtete er auch den Appell an seine Kollegen: „Wir predigen das ohnehin schon seit Jahren, aber da sind wir auf Verbandsebene jeden Tag aufs Neue gefordert, die Häuser zu sensibilisieren.“ Mit der grundlegenden Frage, ob die Handelspartner sich der Bedeutung und Wichtigkeit des Schauraums bereits bewusst sind, legte Gerhard Habliczek nach ... Hemetsberger unterschied daraufhin folgende Kategorien an Unternehmern: Die Unbelehrbaren, diejenigen, die zwar wissen, was nötig wäre, es auch eine Zeitlang tun, aber nicht dran bleiben und jene, die gerade aufgrund des herrschenden Fachkräftemangels mehr „im“ als „am“ Unternehmen arbeiten und/oder schlicht bereits berufsblind wären. Dabei sei Handeln jetzt wichtiger denn je, egal, welche Größe das Geschäft habe, so der MZE-Österreich-Chef, böten die Zeiten heute doch – nicht zuletzt aufgrund des Vertrauensverlusts in Großfläche und den Onlinehandel – gerade familiengeführten Fachhandelsbetrieben so große Chancen wie nie zuvor! Die Gesamtheit muss passen Aber: Wie bringe man nun Inspiration in einen Schauraum? Reinhard Schwab, Architekt und Geschäftsführer von ACT, die sich dem Gestalten von emotionalen VerkaufsRäumen, persönlichen LebensRäumen, aktiven BüroRäumen und virtuellen SeminarRäumen verschrieben haben, bestätige seine Vorredner insofern, als dass die Erwartungshaltung erfüllt werden müsse. Dies beginne bereits bei der Architektur, der Fassade und müsse in der Innenarchitektur weitergeführt werden. Schwab selbst setze in seinen Arbeiten stets auf „Merkpunkte“ und „Blickachsen“: „Man muss von draußen bis nach hinten sehen, jedoch nicht an allen Stellen, um Neugierde zu wecken.“ Weitere wesentliche Faktoren für Inspiration sind laut Schwab, „den Farb-/Lichttrend aufzunehmen.“ Denn, ist er überzeugt: „Wir brauchen bunte Farben.“ Dabei müssten die Konsumenten stets dort abgeholt werden, wo sie sind. Schließlich „werden sie von großen Häusern beeinflusst, was gerade modern, günstig sei. Nur das ist oft nicht immer das, was sie wirklich brauchen und wollen.“ Noch einen wesentlichen Aspekt brachte Schwab ins Gespräch: die Mitarbeiter. „Einerseits leidet die gesamte Branche an Facharbeitermangel, andererseits gibt’s die „Verkaufsstars“, die nicht mehr weiter wollen, unbelehrbar sind und dabei nicht merken, dass die Kunden nach und nach was anderes suchen.“ Nicht nur in dieser Hinsicht sei die Mitarbeiter-Weiterbildung aus » Herbert Lanzinger: „Der ganze Ablauf passiert idealerweise auf Herzebene, sodass man eine Ganslhaut bekommt, wenn man reingeht.” Hubert Kastinger: „Gemeinsam mit Herbert Lanzinger haben wir alldem die Überlegungen voran gestellt: Für wen machen wir das, wer sind unsere Kunden in Zukunft?“ Und, gesteht er ein: „Das war der wichtigste Part!” Andreas Hemetsberger, MZE: „Das Geschäft muss die Erwartungshaltung, die durch den Online-Auftritt aufgebaut wird, erfüllen. – Das darf dann keine versandelte Bude sein, wo der Montagebus ungewaschen vor der Tür steht ...”
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