wohninsider April-Mai 2024

76 wohninsider.at | April/Mai | 02. 2024 WOHNEN : OUTDOOR wohninsider: Wie ist der aktuelle Status quo im Bereich Sonnenschutz DI Fuad Salic: Es gibt einige spannende Entwicklungen. Seit Mai letzten Jahres gibt es die neue OIB-Richtlinie 6, die einen gtot-Wert ≤ 0,15 vorschreibt. Das bedeutet, dass maximal 15 Prozent der Sonnenstrahlung durch Fenster und Sonnenschutz in das Gebäude dringen dürfen. Das ist nur mit einem außenliegenden Sonnenschutz zu erreichen. Die Richtlinie gilt sowohl bei Neubau und Sanierung von Wohngebäuden wie auch für Nicht-Wohngebäude und sie ist ein absoluter Gamechanger für die Branche. Sonnenschutz lässt sich nicht mehr über Berechnungsmodelle umgehen und wegdiskutieren. Raffstore, Rollläden, Fenstermarkisen und Co. waren immer ein „Add-on“, in der Zukunft sind sie ein Muss und Pflicht. Österreich ist das erste Land, in dem dies schwarz auf weiß in einer Richtlinie verankert ist, und übernimmt damit eine Vorreiterrolle bei Sonnenschutz. Die OIB-Richtlinie ist ein top Fundament für Nachhaltigkeit und das Wachstum der Branche. Wie kommt sie zum Tragen? Die OIB-Richtlinie 6 ist in der Wiener Bauordnung seit Ende Februar verankert. Die restlichen Bundesländer müssen sie noch in die Landesbaugesetze integrieren. Die großen Auswirkungen sind durch die aktuelle Krise der Bauwirtschaft noch nicht wirklich und in voller Kraft spürbar, werden es aber, wenn sie wieder anzieht, und mit der Richtlinie ist ein wesentlicher Grundstein für die Zukunft gelegt. Ohne Sonnenschutz geht‘s nicht und sein großer Vorteil liegt darin, dass er dynamisch und variabel ist, im Sommer optimale Beschattung und Hitzeschutz bietet, im Winter hochgefahren werden kann und damit Wärmeeintrag generiert, quasi dazu geheizt werden kann. Sonnenschutzsysteme spielen rund ums Jahr ihre Qualitäten aus. Auch im Objekt- und Office-Bereich? Im Office ist Sonnenschutz mindestens genauso wichtig. Im Normalfall sind Mitarbeitende zu den heißesten Tageszeiten im Büro. Natürlich juckt es sie aktuell weniger, weil sie die Kosten für die Klimaanlage nicht tragen müssen. Raumklima und verantwortungsvolles Nutzungsverhalten werden aber, wie es schon beim Heizen der Fall ist, auch beim Kühlen irgendwann Thema und passive Lösungen, sprich Sonnenschutz, noch gefragter sein. Sonnenschutz und Blendschutz in guter Kombination können die Produktivität steigern. Tageslicht spielt ja eine wichtige Rolle für Menschen, im Handel kann es auch das Kaufverhalten beeinflussen, und die optimale Tageslichtsteuerung macht einen großen Unterschied. Wie lässt sich Sonnenschutz praktisch realisieren? Gibt es Initiativen, Förderungen? In allen Bundesländern mit Ausnahme von Salzburg gibt es Förderungen für Sonnenschutz, allerdings mit unterschiedlichen Vorgaben und auch entweder als separates Element oder mit dem Fenster und Fenstertausch verknüpft. Die meisten Förderungen zielen mit Blick auf die Klimaentwicklung immer noch auf die Senkung des Heizwärmebedarfs ab und fokussieren meistens auf die Gebäudehülle. Das ist fatal. Es gibt gemäßigte Prognosen, dass sich bis 2040 das Klima in Wien so entwickeln wird, dass es jenem in Athen entspricht. Dies kann auch BVST „Sonnenschutz ist Pflicht“ Sonnenschutz gewinnt weiter an Stellenwert. Mit einer neuen Richtlinie wird er vom „Add-on“ zum „Must-have“ und Österreich zum Vorreiter, berichtet DI Fuad Salic, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik (BVST), und sieht die Kühlung der Räume als brandheißes Zukunftsthema. Von Sylvia Pilar „Sonnenschutz trägt wesentlich zum optimalen Raumklima bei und ist ein wesentlicher Schlüssel für Nachhaltigkeit.“ DI Fuad Salic, Sprecher des Bundesverbandes Sonnenschutztechnik (BVST) Diese Seite: Portrait © ZEIGER, großes Foto © Bundesverband Sonnenschutztechnik/WAREMA

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