02. 2024 | April/Mai | wohninsider.at 77 WOHNEN : OUTDOOR früher eintreten. Wir müssen uns künftig also mehr Gedanken über den Kühl- als den Heizbedarf machen. Es ist ein großer Fehler, nicht vorausschauend zu denken und nicht jetzt zu agieren, anstatt später zu reagieren, wenn es zu spät ist. Aus der Gesamtbetrachtung ist es fahrlässig, immer nur die Senkung des Heizwärme- und nicht jene des Kühlbedarfs im Blick zu haben. Bei der vorausgesagten Erwärmung braucht es keine super gedämmten Gebäude, wenn dann Klimaanlagen eingesetzt werden, die viel Energie verbrauchen und mit der Abluft die Umgebung noch mehr aufheizen. Damit haben wir doppelt verloren. Es gibt schon jetzt viele neu errichtete Gebäude, die bereits heute nicht sommertauglich sind. Der Bestand muss aber, um die Klimaziele zu erreichen, ebenfalls auf Vordermann gebracht werden. Nachrüsten ist großes Thema, bei Mietobjekten immer auch ein schwieriges. Gibt es dafür entsprechende Lösungen? Es gibt Möglichkeiten des Nachrüstens ohne Bohren, Wände aufzustemmen oder neue Leitungen verlegen zu müssen, indem die Sonnenschutzlösungen zum Beispiel mittels Solarpaneelen und batteriebetriebenem Motor gesteuert werden. Das ist auch für den Bestand interessant, der ein riesiger Bereich ist. Es gibt mittlerweile tolle Lösungen, wie innovative Zip-Screens und Systeme mit schmalen Kästen und keinen Grund mehr, keinen Sonnenschutz zu integrieren. Für denkmalgeschützte Gebäude gibt es Denkansätze, Kastenfenster aus thermischer Sicht zu ertüchtigen und den Sonnenschutz dazwischenliegend zu integrieren. Das ist ein Spielfeld, wo Kastenfensterbauer mit Sonnenschutzfirmen zusammenarbeiten und Produkte für diese Einsatzzwecke entwickeln könnten. Schlussendlich geht es vor allem darum, Gebäude ganzheitlich zu denken und auch das Nutzer:innenverhalten muss sich dahingehend verändern, den gewohnten Komfort an die Gegebenheiten und auch an das Klima anzupassen. Da gibt es noch viel Potenzial. Helfen dabei intelligente, smarte Lösungen und Systeme? Natürlich. Studien der Universität für Weiterbildung Krems, der Holzforschung Austria und der TU Graz belegen große Unterschiede zwischen händisch betriebenem und automatischem Sonnenschutz. Automatisch gesteuert und optimal genutzt, kann Sonnenschutz die Überhitzung bis zu 95 Prozent eindämmen. Ein wichtiger Faktor ist dabei auch die Nachtauskühlung. Sonnenschutz trägt wesentlich zum optimalen Raumklima bei und ist ein wesentlicher Schlüssel für Nachhaltigkeit. Die Branche ist im Bereich Nachhaltigkeit sehr proaktiv tätig und entwickelt sich stetig weiter. Wie geht es der Branche aktuell? Während der Pandemie wurde viel ins Eigenheim und den Outdoorbereich investiert. Das hat sich angesichts der aktuellen Herausforderungen eingebremst. Der Sonnenschutz kommt meist als allerletztes Element zum Zug, daher spürt unsere Branche die Krise quasi zeitversetzt und die Stimmung ist verhalten positiv. Zeigen sich aktuelle Trends? Stoffbehänge sind im Kommen, vor allem im Outdoorbereich, besonders Markisen, Pergolas und bioklimatische Pergolas sind beliebt. Bei Neubauprojekten werden verstärkt textile neue Technologien wie Zip-Screens eingesetzt. Welche nächsten Schritte und Ziele hat der BVST? Mein Ziel ist es, den Paradigmenwechsel voranzutreiben und den Fokus mehr auf die Senkung des Kühlbedarfs zu lenken. bvst.at „Must-have“ mit vielen Vorteilen: Sonnenschutz ist dynamisch und variabel, bietet Sonne-, Hitze- und Blendschutz. Außenliegende Sonnenschutzsysteme schützen vor sommerlicher Überhitzung und sorgen für optimales Raumklima. Besonders angesagt sind aktuell Zip-Screens. Diese Seite: Fotos oben © Bundesverband Sonnenschutztechnik/WAREMA, Foto unten © Bundesverband Sonnenschutztechnik/ALUKON
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==