wohninsider Februar-März 2024

01. 2024 | Februar/März | wohninsider.at 19 TRAINING : WISSEN Gabriel Schandl ist Wirtschaftswissenschafter (Linz, Siena) und Leistungsforscher. Als leidenschaftlicher Keynote-Speaker und engagierter Coach unterstützt er Menschen, Unternehmen und Teams, ihr Bestes zu geben. Der Constantinus Kategorie Sieger ist Buchautor und wurde von der National Speakers Association mit dem CSP geehrt, dem „Certified Speaking Professional“, der höchsten Auszeichnung in der Redner-Branche. Das Magazin „Erfolg“ zählt ihn zu den Top 100 Erfolgstrainern im deutschsprachigen Raum. Von ihm stammt der Begriff und das Konzept des „Leistungsglücks“, welches er in seinen Vorträgen weltweit eindrucksvoll darstellt. KONTAKT: Speaker GmbH | Mag. Gabriel Schandl | Fürstenallee 16f, A-5020 Salzburg | hello@gabrielschandl.com | www.gabrielschandl.com Freiheit motiviert. Und bedeutet natürlich auch Verantwortung. Aus Fehlern muss gelernt werden, zu Entscheidungen muss gestanden werden. Aber genau das lässt die Menschen wachsen. Und der Wunsch zu wachsen ist uns mitgegeben, er ist ganz natürlich. Wenn wir das nicht können oder dürfen, schauen wir uns nach anderen Möglichkeiten um. So verlassen die besten Mitarbeiter das Unternehmen und viel Potenzial, Erfahrung und Wissen gehen verloren. Und dabei ist eine unangenehme Wahrheit folgende: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen nicht das Unternehmen, sie verlassen ihren Chef. NEUER DENKANSATZ Vielleicht liegt es ja auch an der Führungskraft und deren sozialer Kompetenz (die oft fehlt). Aber eines ist sicher: Alles ist lernbar, auch soziale Kompetenz. Jene, die wollen, finden Wege, die anderen haben Gründe. Im Film „Der Medicus“ führt der große Lehrmeister – genial gespielt von Ben Kingsley – die Schüler in die hohe Kunst der Heilung ein. Die Arbeit mit den Menschen steht dabei im Vordergrund, er sagt: „Wir behandeln keine Krankheiten, wir behandeln Menschen mit Krankheiten.“ Für viele seiner Schüler ist das ein neuer Denkansatz, der schließlich in der Handlung und im Umgang mit den Patienten dazu führt, dass sie sich zuerst namentlich vorstellen und den Namen des Patienten erfragen, ihn sogar um Erlaubnis bitten, ihn behandeln zu dürfen. Ein radikaler, menschenorientierter Ansatz, speziell für jene Zeit. Wie wäre es, wenn das heute in unseren Krankenhäusern ebenfalls so gelebt wird, oder in den Betrieben und Unternehmen? Die Kunst der Heilung war im damaligen Orient eine sehr ausgeprägte, im Vergleich zum dunklen Mittelalter Europas, in dem die sogenannten „Bader“ eher schlecht ausgebildete Quacksalber waren, die alles Mögliche gegen alles Unmögliche verkauften. Dementsprechend schlecht ging es den Menschen, sie hatten auch eine kurze Lebenserwartung. Dieses System hat sich massiv verbessert. Aber viele haben bis heute nicht verstanden, dass es in der Medizin um den Menschen geht, nicht nur um seine Krankheiten. Wenn wir das verstehen würden, könnten wir mehr bewirken, als Führungskraft genauso wie als Mitarbeiter im Krankenhaus oder im Kundenkontakt, egal, ob draußen im Verkauf oder intern am Telefon. Das Prinzip bleibt das gleiche. Mitarbeiter, vor allem die nachkommende junge Generation, wollen für „gute“ Firmen arbeiten, für Unternehmen mit einem guten Ruf. „Gute“ Unternehmen werden von „guten“ Führungskräften geleitet. Gut kann dabei eine vielseitige Bedeutung haben. In Amerika stellen sich die motivierten Jungen bei Google oder Meta an, in Österreich bei Red Bull und in Deutschland bei Audi oder BMW, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Diese Unternehmen können (noch) aus dem Vollen schöpfen. Sie haben es geschafft, einen Top-Ruf aufzubauen. Viele andere suchen aufwändig nach guten Leuten. Wenn diese dann gefunden sind, ist es noch wichtiger, sie zu halten, denn mit jedem Mitarbeiter, der kündigt oder wechselt, gehen unwiederbringlich wertvolles Unternehmenswissen und -erfahrung verloren. Deshalb ist diese Führungsaufgabe zentral: Den Rahmen schaffen für optimale Leistung. Es ist nicht die Aufgabe der Führungskraft, jeden Mitarbeiter ständig zu motivieren, das kann nicht einmal der beste Motivationstrainer. Es ist allerdings das gute Recht der Führungskraft, von einem Mitarbeiter, der Lohn oder Gehalt bekommt, zu verlangen, dass er von sich aus motiviert ist. Reinhard Sprenger sagte einmal: „Führungskräfte, Sie müssen Ihre Mitarbeiter nicht motivieren, hören Sie einfach nur auf, sie zu demotivieren.“ Ein guter Ansatz. Demotivation entsteht durch vielschichtige Möglichkeiten: fehlendes Feedback, Kritik vor der ganzen Gruppe, Bloßstellung, keine Information u.v.a. DER MENSCH IST EIN HERDENTIER Da ich immer daran interessiert bin, wie es richtig geht, lassen Sie uns lieber die konstruktiven Varianten betrachten. Ein Aspekt davon ist, das Team möglichst bunt zusammenzustellen. Wozu soll das gut sein? Es bringt Vielfalt, Spannung und Kreativität. Der Mensch ist ein Herdentier, um einen Ausdruck aus der Tierwelt zu gebrauchen. Wenige von uns sind Einzelkämpfer. Eine gewisse Spannung ist notwendig, um Neues entstehen zu lassen. Von Winston Churchill kennen wir den Satz: „Wo zwei einer Meinung sind, ist einer überflüssig.“ Lassen Sie uns im Folgenden die Vorteile einer Zusammenarbeit betrachten und Modelle finden, die diese Ansätze erfolgreich integrieren. Bevor wird das tun, möchte ich diese zweite Führungsaufgabe mit den Worten des Talenteforums Oberösterreich zusammenfassen. Dort stand zu lesen: „Führung heißt, den Zögernden helfen, Anfangsängste abzubauen. Die Lernenden unterstützen, ihre Ziele zu erreichen und die Könner beflügeln, ihre Talente auszuschöpfen.“ Ein schöner Satz, der die komplexen Aufgaben einer Führungskraft wunderbar auf den Punkt bringt. Er sagt, warum es gute Führungskräfte geben muss und was es braucht, um die unterschiedlichsten Mitarbeiter mit ihren Eigenheiten, Stärken und Schwächen „richtig“ einzusetzen. Und damit entsteht eine Kultur, in der statt Leistungsdruck Leistungsglück möglich wird. Gabriel Schandl

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