wohninsider Februar-März 2024

01. 2024 | Februar/März | wohninsider.at 35 KREISLAUFWIRTSCHAFT gleichzeitig konkurrenzfähig zu bleiben ist es wichtig, die nahenden Gesetze mit Augenmaß und für Unternehmen bewältigbar zu gestalten. Immerhin gibt es in Österreich 99,5 Prozent KMUs. Deren Chefs sind aktuell mit den derzeitigen Gesetzesvorlagen und den zukünftigen Anforderungen aber heillos überfordert. Ich orte einen Informationsmangel. Viele können mit EU-Taxonomieverordnung, Lieferkettengesetz, SDGs, CSRD und ESG kaum etwas anfangen, wissen zu wenig um die Zusammenhänge und sind sich nicht dessen bewusst, was sie mit dem wichtigen Jahr 2026 erwartet. Das Geheimnis ist, sich rechtzeitig fit zu machen. Dieser Zeitpunkt ist spätestens jetzt. Was kommt konkret 2026? Das EU-Lieferkettengesetz soll in Kraft treten. Beim EU-Lieferkettengesetz geht es um die Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Jede Firma muss also nachvollziehbar machen, wie ihre Lieferanten arbeiten, wo die Rohstoffe bezogen werden, wie es im Sozialbereich ausschaut, und dies dokumentieren, Stichwort: Berichtswesen CSRD. Ohne Vorlage dieses Nachhaltigkeitsreportings und die Erfüllung der Kriterien werden Unternehmen bei Banken zukünftig keinen Kredit mehr bekommen, höhere Versicherungsprämien zahlen müssen oder auch gestraft werden. Aber auch die EU-Taxonomieverordnung in all ihrer Komplexität muss eingehalten werden. Insgesamt eine Herausforderung. Der Gesetzgeber (speziell auch die EU), muss aber darauf achten, dass diese Vorschriften nicht überbordend sind und die Unternehmen vor tlw. unlösbare Aufgaben stellt. Überbürokratisierung schadet der Europäischen Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Ländern wie USA, China, Indien, etc. Wie kann sich die Branche gut rüsten? Industrie und Handel müssen zusammenarbeiten. Die Transformation und Kreislaufwirtschaft können weder der Handel noch die Industrie alleine stemmen. Oft wird ins Feld geführt, dass Kund:innen noch nicht so intensiv nach kreislauffähigen Produkten fragen. Der Druck muss von Industrie und Handel kommen, aber auch die Information, Aufklärung und Begeisterung, dass Kund:innen mit diesen Produkten einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung und für die Zukunft leisten. Gleichzeitig ist auch der Handel mit Kreislaufwirtschaft noch zu wenig vertraut und die Anzahl kreislauffähiger Produkte überschaubar. Bisher gab es ja auch keinen so großen Druck. Mit den neuen Anforderungen müssen sich jetzt aber alle auseinandersetzen. Für Großunternehmen gelten die Vorschriften schon, ab 2026 dann auch für kleine Unternehmen, die genauso gefordert sind und vor Problemen stehen, wenn sie nicht aktiv werden. Panikmache und Angst vor Kreislaufwirtschaft sind aber der falsche Weg. Kreislaufwirtschaft trägt die einzigartige Möglichkeit in sich, Innovationsprozesse zu starten, sich als kreislaufwirtschaftsfähiges Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen, Kund:innen innovative Produkte zu bieten, die umweltfreundlich sind und nachhaltige Kriterien erfüllen, und sich damit, mit Qualität und Service zu differenzieren und profilieren. Wie lässt sich die Balance von Kreislaufwirtschaft und Konkurrenzfähigkeit schaffen? Es braucht politische Rahmenbedingungen, mit denen Firmen Kreislaufwirtschaft wirklich umsetzen können, und auch • C2C (cradle to cradle) hochwertige Zertifizierung von Produkten, die die Bereiche Chemische Inhaltsstoffe, Kreislauffähigkeit, Energiegewinnung, Abwasser und Soziales abdeckt • EU-Taxonomie-Verordnung Gemeinsames Klassifizierungssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten. Sie legt fest, dass nur jene Wirtschaftstätigkeiten „grün“ sind, die einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der Umweltziele leisten, zugleich dürfen sie andere Umweltziele nicht erheblich beeinträchtigen. Die EU-Taxonomie wird eine Schlüsselrolle bei der Neuausrichtung der Kapitalströme hin zu nachhaltigen Investitionen spielen und stellt daher einen wichtigen Schritt zur Verwirklichung des übergeordneten Ziels einer klimaneutralen EU bis 2050 dar. » Kreislaufwirtschaft denken & leben: Von der Wiege zur Wiege (C2C). „Kreislaufwirtschaft betrifft aber nicht nur die Möbel- und Interior-Branche, sondern alle und alles.“ Grafik: C2C/Christian Buchner, EPEA GmbH Hamburg

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