wohninsider Februar-März 2024

36 wohninsider.at | Februar/März | 01. 2024 KREISLAUFWIRTSCHAFT entsprechende Förderungen. Es gibt Initiativen wie die FTI Initiative Kreislaufwirtschaft vom BMK, aber es braucht mehr Engagement, mehr steuerliche Anreize für Unternehmen, die das schon machen, der undurchsichtige Förderdschungel sollte gelichtet werden und niederschwellige Möglichkeiten, auf Förderungen zugreifen zu können. Bei Kreislaufwirtschaft geht es auch um die Rücknahme und Rückführung der Produkte. Wie kann der Handel davon profitieren? Der Handel muss die Bereitschaft haben, Produkte nach Gebrauch und am Ende des Lebenszyklus auch wieder zurückzunehmen. Es gibt einige Konzepte, wie das für alle erfolgreich gelingen kann. Mit meiner ehemaligen Textil-Produktionsfirma habe ich damals Rückgabepässe eingeführt, sodass Kund:innen beim Kauf einen solchen Pass erhalten und bei Rückgabe der Produkte dann einen Rabatt auf die Folgebestellung erhalten haben. Damit war es nicht nur kreislaufwirtschaftlich, sondern auch ein Kundenbindungssystem, indem mit dem Verkauf auf gleich ein Folgeauftrag generiert wurde. Solche Anreize braucht es für Kund:innen. Gleichzeitig muss auch die Industrie den Handel unterstützen. Ohne Teamwork geht‘s nicht. Mit der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR-extended producer responsibility) ist der Produzent in der Pflicht, das Produkt zurückzunehmen und zu recyceln, und profitiert davon, dass er die Rohstoffe wieder zurück bekommt. Daher ist auch Eco-Design so wichtig. Es wird viel mit „grünem“ Engagement geworben. Wie lässt sich Greenwashing erkennen? Greenwashing ist ein riesiges Problem. Es gibt rund 400 Öko-Labels. Das ist für Konsument:innen verwirrend. Eine Reduktion auf möglichst wenige, aber wissenschaftlich fundierte, ernsthaft zertifizierte Öko-Labels wäre wichtig. Es gibt zum Beispiel schon ein EU-Eco-Label, das aber nicht flächendeckend eingesetzt wird, und auch C2C (cradle to cradle) als angesehene, internationale, wissenschaftlich fundierte Zertifizierung. Wie wichtig sind Initiativen wie die neu gegründete Initiative NACHHALTIGE : ZUKUNFT : MÖBEL als Push für das Thema und dessen Umsetzung? Solche Initiativen sind wichtig, richtig und eine tolle Sache. Der Österreichische Gewerbeverein plant aktuell übrigens Informationsveranstaltungen für Unternehmer:innen in diesem Jahr. Je mehr über Kreislaufwirtschaft gesprochen wird, je mehr Lösungen angeboten werden, desto besser. Kreislaufwirtschaft betrifft aber nicht nur die Möbel- und Interior-Branche, sondern alle und alles. In vielen Bereichen werden Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft gesetzt, sie muss aber auch global umgesetzt werden. Worin liegt der Schlüssel für erfolgreiche Kreislaufwirtschaft? Es braucht einen Schulterschluss von Handel und Industrie und gemeinsame Konzepte müssen gut an die Kund:innen kommuniziert werden. Die Initiative für Kreislaufwirtschaft muss von beiden Seiten kommen, unterstützt durch gut umsetzbare Rahmenbedingungen der Politik. Kreislaufwirtschaft muss ein Commitment von allen – Handel, Industrie, Politik, Kund:innen – sein. www.reinhard-backhausen.com „Das Geheimnis ist, sich rechtzeitig fit zu machen. Dieser Zeitpunkt ist spätestens jetzt.“ „Kreislaufwirtschaft ist Innovation“ Grafiken: EU-Kommission

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