wohninsider Februar-März 2024

01. 2024 | Februar/März | wohninsider.at 37 KREISLAUFWIRTSCHAFT Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung sind jene Bereiche, welche auch unsere Möbelbranche vor große Herausforderungen, aber auch viele Chancen und Möglichkeiten stellen werden. Ich denke, wir alle sind uns einig, dass unser lineares Wirtschaftssystem ausgedient hat und Kreislaufwirtschaft DAS System ist und sein wird, um unsere Branche nachhaltig zu gestalten. Dabei spielen die „10 R“ der Kreislaufwirtschaft eine zentrale Rolle. Ob Refuse – Rethink – Reduce – Reuse – Repair – Refurbish – Remanufacture – Repurpose – Recycle oder Recover – all diese Komponenten sind wichtig für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Die Ziele eines „Rechts auf Reparatur“ sind gut und nicht von der Hand zu weisen, ob die Förderung des nachhaltigen Konsums, die Reduktion von Abfallmengen oder die Stärkung des Reparatursektors. Dennoch gibt es offenen Fragen und Punkte: So ist es aus meiner Sicht wenig nachhaltig, auf Verdacht Ersatzteile zu produzieren, die vielleicht später bei einer Reparatur verwendet werden. Ebenso ist es mit Sicherheit nicht wirklich nachhaltig, alte und energiefressende Elektrogeräte zu reparieren. „One-fits-all“-Lösungen oder ein „Zwangsbeglücken“ des Kunden entsprechen für mich nicht einer freien Marktwirtschaft und sind zu überdenken. Bei einem Blick auf die Reparatur von Möbeln tun sich auch viele Fragen auf. Möbel unterliegen Trends und der Kunde möchte sich seine eigenen vier Wände immer wieder neu einrichten. Auch der Wert einer Reparatur sollte in einem Verhältnis zum aktuellen Wert eines Möbelstückes stehen (Stichwort: Billigmöbel). Weiters sind viele Möbel aktuell noch nicht wirklich zirkulär designt und gebaut. Auch der Punkt, wie ein reiner Händler ohne Lagerflächen und Werkstätten eine Reparaturpflicht umsetzen soll, ist noch zu klären. Dennoch bietet ein „Recht auf Reparatur“ auch Chancen und Möglichkeiten für den Einzelhandel – ob die Stärkung der eigenen Marke durch Kooperationen mit Reparaturdienstleistern, eine bessere Kundenbindung oder ein Alleinstellungsmerkmal in der Region. Das Herausgreifen einzelner Maßnahmen – im konkreten Fall das „Recht auf Reparatur“ halte ich für den falschen Weg. Es braucht einen Maßnahmen-Mix. Ich sehe die Wirtschaft mit ihrer Innovationskraft durchaus in der Lage, nachhaltige Ziele zu erreichen. Für uns als UnternehmerInnen sind daher Regularien wichtig, die Planungssicherheit geben, konkrete Zielvorgaben schaffen und technologieoffene Lösungen ermöglichen. Was wir nicht brauchen, sind ideologisch politisch motivierte Einbahnstraßen (one fits all), Bürokratiemonster und Überförderung der vielen KMU. Ganz zu schweigen von Regeln, welche die EU wirtschaftlich international isolieren. Anreize statt Ver- und Gebote muss das Motto lauten. Der österreichische Reparaturbonus für Elektrogeräte ist dafür ein gutes Beispiel. Für mich ist klar: Ohne Kreislaufwirtschaft wird es nicht funktionieren, ohne engagierte Unternehmen und InteressensvertreterInnen auch nicht. Also lasst uns heute beginnen, über den Tellerrand zu blicken und an einer nachhaltigen Zukunft unserer Branche zu arbeiten. Roman Eberharter GF Betten Eberharter Sprecher des Einrichtungsfachhandels in der WK Tirol Mitinitiator der Initiative NACHHALTIGE : ZUKUNFT : MÖBEL roman@roman-eberharter.at Roman Eberharter (rechts) bei seinem Vortrag auf der diesjährigen ambiente in Frankfurt. KOMMENTAR GASTARTIKEL VON ROMAN EBERHARTER Recht auf Reparatur – Chancen und Möglichkeiten für den (Möbel-)Einzelhandel

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