wohninsider Februar-März 2024

44 wohninsider.at | Februar/März | 01. 2024 KREISLAUFWIRTSCHAFT wohninsider: FUTURE+YOU ist eine junge Designagentur für Trendresearch, Design Thinking und Produktdesign im Herzen der Küchenregion. Es dreht sich alles um die Zukunft, heißt es auf Ihrer Website. Dabei richten Sie sich ja an unterschiedliche Branchen. Wer kann sich aus dem Bereich Einrichtungsfachhandel/Küchen an Sie wenden und wie kann Ihre Agentur konkret helfen? Barbara Busse: Als Experten im Bereich Design- und Consumertrends unterstützen wir seit Jahren viele bekannte Premium- und Luxusmarken in Deutschland. Vom Küchenhersteller über Gerätehersteller bis zu Materialherstellern. Wir schauen für sie nach aufkommenden Trends und helfen dabei, das eigene Portfolio rechtzeitig auf den sich verändernden Markt umzustellen. Dazu erklären wir die Veränderungen anschaulich und liefern Zahlen und Fakten für die Zukunft. So lässt sich gut erkennen, wo und wie Handlungsbedarf besteht in Bezug auf Vermarktung oder Produktgestaltung. Konkret spielen gesellschaftliche Veränderungen, Designtrends und vor allem neue Materialien im Kontext der Küche eine sehr große Rolle. Zum Thema Nachhaltigkeit steht darum die Eröffnung einer Materialdatenbank und -bibliothek unmittelbar bevor. Sie wird mehr als 2000 Materialien umfassen, die auch physisch als Designmuster vorliegen und alle klimabilanziellen Informationen enthalten. So können wir Designtrends und Nachhaltigkeitsanforderungen zu neuen Lösungen kombinieren. Wie ist Ihrer Ansicht nach die Branche vorbereitet auf die kommenden gesetzlichen Rahmenbedingungen? Die kommenden EU-Anforderungen „Right-to-Repair“, „Green Claims“ oder der „Digital Product Passport“ erfordern den Einsatz von Materialien, die nachweislich klimafreundlich sind. Das sind Auflagen und keine Optionen! Es ist 2024 und wir haben ein Klimaproblem, das für alle jüngeren Menschen ihr Hauptproblem sein wird in der Zukunft. Einige Newcomer in der Küchenbranche sind darauf super eingestellt und nutzen die aktuelle Veränderung und Anforderungen als Chance. Diese Marken wachsen trotz Krise, während die Absätze der großen Hersteller leiden. Es ist besonders schwierig, wenn man überwiegend ältere Kunden mit konservativen Wertemodellen bedient, die zwar Geld, aber keinerlei Mehrpreisbereitschaft für Nachhaltigkeit haben. Die höheren Kosten durch neue Nachhaltigkeitsauflagen können dann nicht weitergereicht werden. Aus meiner Sicht ist es darum für die Möbel- und Küchenindustrie wichtig, sich jetzt die nachhaltige Zielgruppe zu erschließen, auch wenn sie noch nicht so viel Budget haben. Jüngere und bildungsnahe Konsumenten wertschätzen nachhaltige Angebote. Allerdings suchen sie auch anderes Design und nutzen völlig andere Medien. Was muss sich ändern und wie kann das geschehen? Was kann ein einzelner Raumplaner/Küchen-Studiobetreiber dazu beitragen? Oft höre ich, dass Kunden kein Interesse an nachhaltigen Produkten haben. Das muss man aber differenziert betrachten. Nachweislich sind eher jüngere und bildungsnahe Kunden sensibel für nachhaltige Lösungen. Ebenfalls wird das Thema mehr in der Stadt als auf dem Land als wichtig erachtet. Ein typisches Vorzeichen für den Einstieg dieses Nischenthemas in den frühen Massenmarkt und damit bald Kernthema im Normalbetrieb. Küchenstudios können sich aktiv informieren, welche Elemente ihrer Hersteller nachhaltige Vorteile bringen und dann ihre Intuition nutzen, das im Gespräch mit Kunden und auf Social Media zu platzieren. Fotos: FUTURE+YOU „Das sind kommende Auflagen ….und keine Optionen. Viele etablierte Möbelhersteller verkaufen aber überwiegend an konservative und ältere (= solvente) Kunden, die keinerlei Mehrpreisbereitschaft für Nachhaltigkeit haben.“ Barbara Busse, FUTURE+YOU-Managing Director FUTURE+YOU „Das sind keine Optionen, sondern Auflagen!“ Besser heute als morgen sich des Themas Klimafreundlichkeit und Kreislaufwirtschaft im gesamten Geschäftsverlauf annehmen, dazu rät FUTURE+YOU-Managing Director Barbara Busse gegenüber wohninsider. Denn das Recht auf Reparatur oder der digitale Produktpass sind Gegebenheiten, die bald von allen erfüllt werden müssen und nicht mehr nur ein „Nice to have“ sind. Von Lilly Unterrader

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