April-Mai 2022

60 wohninsider.at | April/Mai | 02. 2022 KÜCHE Die Zeit des Übergangs ist immer eine besondere, im Alten nicht mehr dabei, im Neuen noch nicht angekommen, lebend in zwei Parallelwelten, die für eine kurze Periode vereinbart werden müssen. wohninsider traf Michael Mehnert eben in der Zeit des Abschieds von Österreich, ehe sich der Manager Anfang April seinen neuen Agenden als Geschäftsführer der SEG Hausgeräte zuwendete, zu einem durchaus persönlichen Gespräch. wohninsider: Herr Mehnert, wie war das vergangene Jahr für die BSH? Michael Mehnert: Rein wirtschaftlich gesehen war es ein sehr gutes Jahr, wir sind über dem Markt gewachsen (+15 %) (siehe auch BSH Bilanz) und haben Marktanteile dazugewonnen – und das vor dem Hintergrund der Lieferproblematik, die ja die gesamte Branche betroffen hat und noch immer betrifft. An dieser Stelle möchte ich aber auch gleich eine Botschaft an unsere Partner senden, dass wir uns bedanken für den wahnsinnigen Einsatz und gleichzeitig auch entschuldigen. Die Prognosen werden JEDEN EINZELNEN TAG aufs Neue auf eine Probe gestellt. Das bringt sicher einige zur Verzweiflung. Und ich verstehe auch jeden Endkonsumenten, der aufgeregt ist, weil sein Gerät noch nicht angekommen ist. Wichtig ist – und das dürfen Sie uns glauben – wir haben alles in die Waagschale geworfen, um die Situation zu beherrschen. Jedoch: Wir sind auch jetzt noch nicht über dem Berg. Bitte noch um etwas Geduld! Aber es gibt auch eine positive Botschaft: Die Nachfrage nach Küchen ist ungebrochen! Wann gibt es Ihrer Ansicht nach Entspannung? Vor der Ukrainekrise dachten wir, dass es ab Q4 2022/Q1 2023 Entspannung geben könnte. Wir rechnen für das laufende Geschäftsjahr, dass wir in etwa die gleiche Menge liefern werden wie 2021. Können Sie vor diesem Hintergrund für Ihre Marken den Trend zu hochwertigen Marken bestätigen? 2021 war das erfolgreichste Jahr für Gaggenau bislang. Aber es sind auch alle anderen Marken gut gewachsen. Wir hatten keine Ausreißer. Stichwort Preiserhöhung: Wie ist die aktuelle Situation aus Sicht des Herstellers? Wir erleben noch immer eine Warenknappheit, Vorlieferanten haben Verträge aufgekündigt und die verfügbare Ware höherpreisig verkauft. Sie müssen bedenken, wenn wir eine neue Baureihe launchen, müssen wir schon zwei Jahre im Voraus die Verträge verhandeln. Plötzlich wurden diese kurzfristig aufgelöst und man muss auf die höheren Preise eingehen, weil man sonst nicht an die Materialien kommt. Was hat die BSH aus der Situation der vergangenen zwei Jahre gelernt? Wie hat man reagiert? Was sich jedenfalls gezeigt hat, ist, dass es hier hilfreich ist, wenn Mitarbeiter eine lange Firmenzugehörigkeit haben, sich die Leute schon gut kennen, dann kann man auch unter solchen Bedingungen gut zusammenarbeiten. Auf der anderen Seite hat die neue Situation auch viel Positives zu Tage gefördert: Viel Kreativität – auf Social Media haben wir etwa Kochshows etabliert, wir sind wesentlich stärker in das Thema Digitalwerbung eingestiegen, haben die Digitalisierung in allen Bereichen vorangetrieben. Und wir haben den guten Geschäftsverlauf genutzt, um mehr Endkonsumentenwerbung zu beBSH – MICHAEL MEHNERT „Die besten acht Jahre meines Lebens“ Nach acht Jahren kehrt der langjährige BSH-Österreich-GF Michael Mehnert in seine Wahlheimat Bayern zurück, um die Nachfolge von Roland Hagenbucher als Geschäftsführer der SEG Hausgeräte (Siemens) anzutreten. Mit wohninsider sprach er über den Vorteil von Rennbooten in der Krise, die Sorgsamkeit für Mitarbeiter und den wohl besten Wein von Wien. Von Lilly Unterrader „Ein Tipp, den ich allen Lesern mitgeben kann: Bleiben Sie neugierig und werfen Sie den Blick nicht zu stark zurück, sondern in die Zukunft, mit dem Willen, diese mitgestalten zu wollen.“ Michael Mehnert Foto: © Philipp Lipiarski

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