April-Mai 2022

02. 2022 | April/Mai |wohninsider.at 61 KÜCHE treiben. Unter dem Strich haben wir noch nie so viel TV-Werbung gemacht, wie in den vergangenen zwei Jahren. Was hat man unternommen, um die Liefersituation abzufangen? Wir waren kreativ, haben teilweise kurzfristig neue Geräte ohne Home Connect auf den Markt gebracht. Hätten wir das nicht gemacht, wären wir in einer Fabrik zeitweise auf 50% Auslastung zurückgefallen. Man musste viel improvisieren und kreativ und flexibel sein. An dieser Stelle möchte ich den Leuten in der Produktion und Entwicklung meine Hochachtung und meinen Dank aussprechen. Was hat Ihnen besonders gefallen, bzw. was werden Sie am meisten vermissen? Was mich wirklich beeindruckt hat, ist der Zusammenhalt – die Verbundenheit der Österreicher zum Land und zu regional produzierten Produkten. Das war neu für mich. Dass man aufeinander achtet und wie man miteinander Geschäfte macht, das ist wirklich sehr toll. Fehlen wird mir sicherlich auch die Gastronomie. Jedes Lokal hier in Wien hat seinen Charme, es gibt Top Gastronomie und Top Qualität, hervorragende Wiener Küche (übrigens ist Wien die einzige Küche, die nach einer Stadt benannt ist, Anm.) Ich mag z.B. sehr Plachutta oder das Steman im sechsten Bezirk. … und Ihre berufliche Bilanz? Für mich war das schon ein Sprung in etwas Neues. Ich war noch nie Geschäftsführer und hatte in Wien ein breites Spektrum zu verantworten. Ich konnte auch sehr viele schöne Projekte realisieren. Wir haben in dieser Zeit die neue Konzernstrategie mit Fokus auf „consumer centricity“ eingeführt, sind dadurch näher an den Endkonsumenten gerückt, haben die Marken stärker differenziert und im Zuge dessen wurde 2016 auch die Stilarena gebaut. Das war für mich ein Riesenprojekt und wenn ich heute durchgehe, bin immer noch sehr stolz darauf, das gemeinsam mit meinem Team realisiert zu haben. Weil es einfach ein schöner, inspirierender Platz geworden ist. Zu den größten Herausforderungen in meiner Zeit hier zählte zweifelsohne, als Horst Neuböck aus dem Mittelstandskreis ausgestiegen ist. Wir mussten damals in kurzer Zeit einen neuen Hafen für die angeschlossenen Händler finden und haben den österreichischen mit dem deutschen Mittelstandskreis fusioniert. Rückblickend war diese Entscheidung goldrichtig, weil wir in den Jahren darauf den Umsatz vervielfacht haben mit MK-Ware. Ebenso ist die Zahl der angeschlossenen Händler von 230 im Jahr 2017 auf aktuell 340 gestiegen. Und natürlich war auch das Thema D2C in Form des Bosch-Stores, den wir als ersten Piloten europaweit auf der Mariahilfer Straße eröffnen durften, eines der Highlights. Ein Schritt, der von vielen Händlern nicht unbedingt goutiert wurde … Wir sind damals nicht mit dem Ziel gestartet, das Konzept auszurollen, sondern die Ambition war, zu lernen, wie das D2C-Geschäft funktioniert. Und natürlich wollen wir dort die gesamte Breite der Marke Bosch präsentieren, wie es sonst eigentlich nicht möglich ist. Nach fünf Jahren können wir sagen, wir haben in der Tat sehr viel gelernt und unser Verständnis und Respekt vor der Leistung der Handelspartner sind jetzt noch größer. Mittlerweile gibt es ja schon fünf Stores. Sind weitere geplant? Und wie sieht es mit Deutschland aus? Es sind keine weiteren mehr in Österreich geplant. Wir sind u.a. mit unseren Mittelstandskreis-Partnern so gut aufgestellt, dass wir den österreichischen Markt sehr gut abdecken. Mit unseren Exklusivsortimenten für den Mittelstandskreis und den Küchenhandel bieten wir dem Fachhandel ein eigenes Geräteprogramm, welches wir im D2C Bereich nicht nutzen. Auf der anderen Seite gibt es einige Produkte, die vorrangig über Ambassadors und unsere eigenen Kanäle vertrieben werden, wie etwa der Bosch Cookit. Für Deutschland gibt es derzeit keine konkreten Pläne, aber perspektivisch gesehen wird es sie sicher geben. Können Sie eine Einschätzung treffen, wie viel Umsatz in Zukunft über D2C gehen wird? Meiner Ansicht nach etwa 5-10 %. Wir verfolgen mit unserem D2C-Geschäft einen Omnichannel-Ansatz. Schwerpunkt unserer Vermarktungsstrategie bleibt aber, dass wir unsere Geschäfte mit dem Fachhandel machen möchten. Wie sehen Sie die Zukunft? Was raten Sie einem etablierten Studio um weiterhin erfolgreich zu sein? Dass sie Planer und Monteure pflegen! Wir sehen, dass es zu Engpässen aufgrund des Fachkräftemangels kommen wird, denn die werden in Zukunft noch mehr gefragt sein. Auch wird es eine Konzentration im Handel geben, weil es bei vielen Unternehmen keine Nachfolge gibt. Daher darf man die Themen des demografischen Wandels nicht aus den Augen verlieren. Und Employer Branding wird eine große Rolle spielen. Nicht nur für die Mittelständler, sondern auch für die Hersteller. Daher rate ich jedem, für ein gutes Betriebsklima zu sorgen, um die erste Adresse zu sein für jeden, der in der Branche arbeiten möchte. Wo sehen Sie die Stärken des Küchenfachhandels? In der Flexibilität. Das hat sich insbesondere in der Coronazeit gezeigt. Die Kleinen haben immer weitergearbeitet. Und die Gewinner der Krise sind auch die KMU. Ich glaube nicht, dass es eine „Normalität“ wie vor drei Jahren wieder geben wird, sondern dass volatile Zeiten eher zur Regel werden und dann ist die Frage, wie man damit umgeht. Auf unerwartete Situationen muss man mit der notwendigen Flexibilität und Kreativität zugehen. Und da sehe ich die KMU klar im Vorteil. Da haben Rennboote einen Vorteil gegenüber großen Tankern. Zu Ihrer persönlichen Zukunft, welche Herausforderungen warten auf Sie im neuen Job? Neben der bereits erwähnten anderen Arbeitsweise freue ich mich auf das Team, das ich übernehmen werde. Ich habe zudem das Glück, einen neuen Markenauftritt einführen zu dürfen. Die Marke Siemens bekommt im Laufe des Jahres ein neues Gewand, wir werden menschlicher und anfassbarer. Gleichzeitig bleiben fortschrittliche Technik und intelligente Innovationen als Kernwerte. Das finde ich toll. Das passt gut in die Zeit. Und ich übernehme eine riesige Verantwortung: Wir sind in Deutschland Marktführer als Einzelmarke mit großem Abstand. In 2021 hat die BSH nochmals zugelegt. Da habe ich großen Respekt davor, das zu halten. Und es kommen einige sehr interessante und für die Marke wesentliche Produktreihen in den nächsten Monaten und Jahren. Was möchten Sie unseren Lesern noch mitteilen? Rückblickend waren es die besten acht Jahre meines Lebens – bislang – das kann ich sagen, weil ich noch nicht weiß, was auf mich zukommt. (lacht) Ich möchte mich bei meinen Vorgesetzten für die Freiheit und das in mich gesetzte Vertrauen bedanken. Unser jüngstes Baby »

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