wohninsider August-September 2022

04. 2022 | August/September |wohninsider.at 23 BRANCHENTALK die Reise geht. Manchmal ist für mich auf diesem Weg auch der Fachprofi in einem Möbelgeschäft der Mann oder die Frau der Stunde, manchmal der Flagshipstore eines Herstellers die beste Wahl. Ich persönlich konzentriere mich lieber auf die Planung, die Begleitung der Kund:innen und die Dienstleistung und möchte die Möbel nicht über mich abwickeln. Dadurch ist die Unabhängigkeit gewährleistet. Kund:innen wünschen sich ja, dass Produkte nicht deshalb empfohlen werden, weil vielleicht die Provision höher ist, sondern setzen auf Innenarchitekt:innen, um die für sie beste Lösung zu finden. Das können auch Produkte und Lösungen sein, die in Österreich schwieriger erhältlich sind und die es aufzuspüren gilt. Christian Armstark, BA: Von Design haben wir alle gute Kenntnisse. Wir sollten uns immer als Partner:innen sehen. Es ist ein No-Go, wenn in Zusammenarbeit mit dem Möbelhandel eine Konkurrenzsituation entsteht. Das eigene Ego sollte nachgereiht sein und es ausschließlich darum gehen, wie wir offene Fragen beantworten und bestmögliche Lösungen für Kund:innen finden. Die klassische Rolle der Innenarchitekt:innen, die auch der BÖIA vertritt, ist jene der Dienstleister:innen, die nach bestem Wissen und Gewissen für Kund:innen tätig sein sollten. Als Innenarchitekt:innen sollten wir uns nicht in der Rolle von Verkäufer:innen sehen. Wichtig ist daher in der Zusammenarbeit mit dem Handel, gute Informationen zu erhalten, die nicht nur für Endkund:innen, sondern für Innenarchitekt:innen optimal aufbereitet sind, sprich mit guten Produktbeschreibungen, Maßangaben, Datenblättern. In weiterer Folge hilfreich sind 3D-Dateien, die direkt in Projektplanungstools eingefügt werden können. Das sind die technischen Elemente der Zusammenarbeit. Und darüber hinaus? C. Armstark: Ein großes Thema ist für mich auch Nachhaltigkeit. Das Thema ist präsenter denn je, wird aber oft stiefmütterlich behandelt. Innenarchitekt:innen brauchen auch hierbei nicht nur Infos, die gut für den Verkauf sind, sondern Hintergrundinformationen und Transparenz, woher die Produkte kommen, wo sie wie produziert werden. Es ist auch ein Stück weit Aufgabe von uns Innenarchitekt:innen, diese Fragen an die Unternehmen heranzutragen. Zum Beispiel, wie ein Produkt repariert werden kann oder wie es am Ende des Lebenszyklus entsorgt werden kann oder muss. Es scheint, als ob viele Unternehmen sich bis heute zu wenige Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit machen würden. Als Innenarchitekt:innen sind wir die Schnittstelle zu den Kund:innen, die diese Informationen gerne hätten, und brauchen sie, um mit gutem Gewissen auch in Zukunft Produkte empfehlen, einplanen und argumentieren zu können. DI (FH) Judith Wendelin: Wir führen ein Ingenieurbüro für Innenarchitektur und ich bin hauptsächlich in der Planung tätig. Im Zuge eines abgeschlossenen Projekts habe ich zuletzt viele Bestellungen getätigt und kann aus meiner Praxiserfahrung mit verschiedenen Händler:innen und Online-Shops sprechen. In der Abwicklung würde ich mir eine Erleichterung im Sinne praktikabler Online-Shops für Profis für schnellere Bestellungen wünschen. Die Möbelauswahl folgt bei uns dem Gesamtkonzept, ich weiß meist schon was ich suche wenn ich an den Handel herantrete. Es sei denn, es bedarf noch einer Inspirationsreise durch den Handel. Ich würde die Möbel auch gerne vor Ort ausprobieren oder zum Ausprobieren erhalten. Es gibt viele Händler:innen, die offen für eine gute Zusammenarbeit sind. Das ist der Schlüssel zum Erfolg in unserem Business. Die Arbeit wird durch gute, langjährige Partnerschaften leichter und effizienter, auch für den Handel. Der Vorteil von Innenarchitekt:innen ist die unabhängige Beratung, das breitgefächerte Potpourri an Produkten und Marken sowie die Erfahrung, um für Kund:innen das Beste auszuwählen. M. Fürnkranz: Das angesprochene Musterservice ist ein wesentlicher Punkt. Ob das ein Stuhl zum Probesitzen ist oder Stoff-, Holz-, Produktmuster sind, ist es essenziell, dass Innenarchitekt:innen diese auch zur Verfügung gestellt bekommen. Der Handel erhält sie ganz selbstverständlich, weil er Cooles Projekt: Von den ersten (Hand-) Skizzen bis zur Umsetzung begleitete plan. loos! die Gestaltung einer Zahnpraxis in Horn. © plan.loos! „Es muss verstanden werden, dass Innenarchitekt:innen nicht gegen den Möbelfachhandel arbeiten, sondern wir die Schnittstelle zwischen ihm und den Kund:innen sind.“ Ing. Christian Armstark, BA »

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