Dezember 2022 - Jänner 20223

06. 2022 |Dezember/Jänner |wohninsider.at 113 AM POINT OF SALE Es ist so ein Gefühl das man nur schwer beschreiben kann, es kommt heuer keine richtige Weihnachtsstimmung auf. Ganz konträr zu den Veranstaltungen und Märkten, die sind besucht wie noch nie. Der Fremdenverkehr schlägt wieder alle Rekorde, zumindest bei den sogenannten Hotspots, aber trotzdem fehlt das gewisse Etwas. Früher – mein Unwort – hat sich mit der ersten Weihnachtsdeko eine festliche Stimmung verbreitet, die fehlt mir heuer. Wir leben in einem ständigen Krisenmodus und wir schaffen es nicht, als Gemeinschaft, die Probleme nacheinander aufzuarbeiten. Wir diskutieren Jahrzehnte, z.B. über die Klimaveränderung, bringen aber keine wirklich nachhaltige Veränderung auf den Weg. Wir wissen seit Jahrzehnten, dass uns das Pflegepersonal bei einer alternden Bevölkerung fehlen wird und bringen es nicht auf die Reihe, was dagegen zu tun, und so weiter und so fort. Ohne notwendiger Korrektur fehlerhafter Entwicklungen, die nicht nur uns sondern vor allem unseren Nachkommen zugutekommen, werden wir nicht weiterkommen. Es scheint so, dass es nur darum geht „wie kann ich meinen eigenen Status bewahren“ und gleichzeitig „wie kann ich den ANDEREN zu Zugeständnissen bewegen, damit ich keine machen muss“. Wir Österreicher – zumindest die Politik und Kammern – sind stolz. die Abhängigkeit vom Putin-Gas von 80 % auf 20 % reduziert zu haben, gehen aber dabei von einer Abhängigkeit in die andere, lösen dabei das eigentliche Problem nicht. Vielleicht wird im Hintergrund daran gearbeitet, aber am lautesten sind die Verhinderer, die alle möglichen Argumente suchen warum z.B. ein Ausstieg aus fossilen Brennstoffen „wirtschaftlich“ nicht geht. Wenn durch die Erderwärmung der Meeresspiegel nur um einen Meter steigt, werden hunderte Millionen Menschen ihre Heimat verlassen müssen und gezwungen sein, woanders zu leben. Undurchdringliche Grenzmauern zu ziehen wird keine Lösung sein, zu sehr ist unsere Existenz vom Ausland abhängig. Wir könnten uns nicht mal selbst ernähren, da wir mit der ausufernden Bodenversiegelung die besten landwirtschaftlichen Gründe mit Siedlungen verbaut haben. Den Rest werden dann Überschwemmungen und sonstige Naturkatastrophen erledigen. Sollen sich die nächsten Generationen mit dem Problem befassen, wir machen munter so weiter. Jede Branche ist auch nur ein Spiegelbild der Bevölkerung. Da ist es nicht verwunderlich, wenn für viele statt über eine „besinnliche Weihnachtszeit“ zu reden, nur der „erzielte Umsatz“ oder die „drohende Flaute“ im Vordergrund stehen. Ich höre aber Gott sei Dank auch Stimmen die glücklich sind, wenn es etwas „ruhiger“ wird. Diese Stimmen sind auch offen für notwendige Korrekturen von fehlgeleiteten Entwicklungen. Am meisten betroffen von den Veränderungen wird das untere und mittlere Segment sein. Bei hohen Energie- und Heizkosten müssen diese Kunden sparen. Das werden die Massenwarenanbieter stark spüren. Sichtbares Zeichen dafür ist, dass mehr denn je mediale Rabattschlachten verbreitet werden, um vielleicht doch noch den einen oder anderen zum (Raten)Kauf zu bewegen. Auf der anderen Seite hat die Studioszene nach wie vor eine ausgezeichnete Auftragslage und lange Auslastung, bis weit ins nächste Jahr hinein. Wir haben hier viele langfristige Projekte, die dann umgesetzt werden, wenn die Stimmung passt. Geld ist in diesem Bereich vorhanden und wird auch ausgegeben. Mit diesem beträchtlichen Puffer können wir noch lange Krisen abfedern. Problematisch wird es erst, wenn die Inflation noch weiter steigt und über etliche Jahre anhält. Kapitalismus und Neoliberalismus haben uns fest imGriff, auch in unserer Branche. Alle Diskussionen über notwendige Veränderungen werden einfach mit wirtschaftlichen Argumenten vom Tisch gewischt. Solange wir als „Kunden“ da nicht reagieren und den Konsum entsprechend verändern, wird sich am System nichts ändern. In allen Bereichen der Produktvermarktung wird inzwischen auch sehr stark auf Social Media gesetzt. Allgegenwärtige Influencer sind sichtbarer Beweis dafür, hier geht es in den meisten Fällen nicht um offene Aufklärung oder neutrale Information, sehr oft geht es nur darum „Geld zu scheffeln“. Das inzwischen bis zu einem Drittel künstliche Influencer, sogenannte Avatare, am Werk sind, ist schon bedenklich. Von Agenturen und Herstellern kreiert als reine Werbe- und Marketinginstrumente. Worum es da geht ist naheliegend. Wir sind ALLE irgendwie von Produktion und Verkauf abhängig, sind aber auch Konsumenten. So wie es aussieht, wird es in absehbarer Zeit keine nennenswerte Änderung Richtung lebenswerter Zukunft geben. Es wird daher nur einen Wandel geben, wenn WIR als Konsumenten unser Verhalten verändern und dabei ein bleibendes Umdenken auslösen. Eine Pattsituation sondergleichen, fordere ich als Verbraucher eine Änderung oder verändere ich mein gewohntes Konsumverhalten Richtung nachhaltigeren Produkten oder lebenswerter Zukunft, kann es im Gegenzug meinen Job kosten. Umso drastischer, je preisgünstiger die Produkte sind. Das kann aber auch was Gutes sein, wenn dadurch neue Jobs entstehen, mit neuen hoffnungsvollen Visionen. Genau das brauchen wir. Allen LeserInnen wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit und alles Gute im neuen Jahr. Unser Leit-Gedanke für 2023 sollte sein: Wer das Ziel kennt, kann entscheiden. Wer entscheidet, findet Ruhe. Wer Ruhe findet, ist sicher. Wer sicher ist, kann überlegen. Wer überlegt, kann verbessern. (Konfuzius) www.agentur-kandut.at Foto: © Kandut WALTER KANDUT SIND WIR AUSGEBRANNT? Walter Kandut betreibt gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth die „agentur für wohnen und mehr“ in Wien. Seine Handelsagentur mit Schwerpunkt auf Service und Kompetenz für den exklusiven Möbel- und Objektfachhandel baut auf über 30-jährige Erfahrung im Verkauf und als Agentur.

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