wohninsider_Nachhaltigkeit 2022

64 wohninsider.at | Hier wi rd nachhal t ig gearbei tet | Juni 2022 CIRCULAR DESIGN allen Lebensphasen hat. Hier spielt auch Ressourcenschonung hinein und ist eine große Versprechung der Kreislaufwirtschaft. Welche Chancen eröffnen sich dem Handel mit Circular Design? S. Erol: Der Handel kann ohne Frage eine Rolle spielen, dass Konsument:innen zu nachhaltigen, kreislauffähigen Produkten greifen. Es ist gleichzeitig auch eine gesellschaftliche Herausforderung. Nicht alle Konsument:innen können abschätzen, ob ein Produkt gut, nachhaltig oder kreislauffähig ist. In der Lebensmittelbranche wird versucht, mit Labels Transparenz zu schaffen und es ist eine gute Möglichkeit, um die Entscheidung von Konsument:innen zu erleichtern. Auch im Möbelbereich kann man sich so sicher abheben. J. Wudy: Die Möbelbranche kann viel von anderen Branchen wie der Lebensmittelbranche lernen, wo es bewährte Instrumente gibt. Nachhaltigkeit lässt sich gut mit Labels darstellen, das wird auch gemacht. Es gibt zwar schon Labels im Möbelsegment, aber keines, das den ökologischen Fußabdruck oder die CO2-Emissionen abbildet. Dadurch wird die Vergleichbarkeit schwierig. Welchen Stellenwert nimmt Kreislaufwirtschaft in der Ausbildung ein? S. Erol: Es gibt gute Initiativen, die meisten waren bislang aber darauf fokussiert, Produkte erst nachträglich hinsichtlich ihrer ökologischen Auswirkungen zu beurteilen. In der Ausbildung ist jetzt gefragt, dass Produktdesigner:innen, Industriedesigner:innen, Architekt:innen, Produktentwickler:innen auch die technischen Aspekte lernen und Kreislaufwirtschaft von Anfang an mitdenken, Materialien schon vorab ökologisch bewerten, um Designentscheidungen treffen zu können, die für den kreislauffähigen Möbellebenszyklus wichtig sind. An der FH Wiener Neustadt sind wir dahingehend sehr aktiv und es gibt mehrere Studiengänge, wie z.B. den Bachelorstudiengang Produktionstechnik und Kreislaufwirtschaft und den Masterstudiengang Eco-Design, in denen wir diese Aspekte bereits jetzt intensiv lehren. Wo sehen Sie die nächsten Schritte in puncto Circular Design? S. Erol: Das Thema Kreislaufwirtschaft ist für Unternehmen sicher eine Herausforderung. Es geht aber nicht nur um Produktgestaltung, sondern wir müssen uns auch davon verabschieden, wie Produkte aktuell verkauft werden. In Zukunft wird wohl eher von Produktservice-Welten gesprochen und auf Dienstleistungen rund um das Möbel wie Reparatur gesetzt, sodass es länger am Markt ist. Auf der Konsument:innenseite gilt es, weiter Bewusstsein zu schaffen. Nachhaltige Lebensmittel sollen nicht nur gut schmecken, sondern auch gut tun, und genauso wollen Konsument:innen Möbel, die schön sind und Körper und Natur gut tun. C. Kroepfl: Auf dem Bildungssektor gibt es viele gute Ansätze. Bei der Produktentwicklung im Möbelbereich ist es oft schwer, die richtigen Materialien abseits des Bekannten zu finden. In anderen Branchen wird weitaus mehr zu nachhaltigen und kreislauffähigen Materialien geforscht und entwickelt. Da wäre mehr Engagement und Offenheit für nachhaltige und kreislauffähige Produktdesignideen wünschenswert. Alle, die sich mit der Thematik beschäftigen, wissen, dass wir uns in Österreich nicht auf der Vergangenheit ausruhen können, es wurden Akzente gesetzt, den guten Ruf sollten wir nicht verspielen. J. Wudy: Kreislaufwirtschaft ist ein komplexes Thema und es ist wichtig, dass Industrie, Unternehmen, Wissenschaft und Designer:innen an einem Tisch sitzen und gemeinsam Lösungen finden. Bei guut ist die wichtigste Motivation, Neues auszuprobieren und auf den Markt zu bringen. Die größte Herausforderung ist die Transparenz. Wir sehen es als wichtig, Kund:innen auch Kennzahlen und damit fundierte Informationen bereit zu stellen. In der österreichischen Möbelbranche sehe ich generell viel Potenzial, bisher ist es aber nicht geglückt, Industrie, Unternehmen, Handwerker:innen und Designer:innen zusammenzubringen und auch international gemeinsam groß aufzuzeigen, dass österreichisches Design für Nachhaltigkeit und Qualität steht. Daran arbeiten Christian Kroepfl und ich aktuell mit einer Initiative, die schon bald präsentiert wird. www.fhwn.ac.at www.guut.at www.christiankroepfl.com Circular Design aus drei Perspektiven: Christian Kroepfl, Selim Erol und Julian Wudy beim Talk mit wohninsider. © Sylvia Pi lar/wohninsider „Kreislaufwirtschaft ist ein komplexes Thema und es ist wichtig, dass Industrie, Unternehmen, Wissenschaft und Designer:innen an einem Tisch sitzen und gemeinsam Lösungen finden.“ Julian Wudy, GF von guut. © guut

RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==