Oktober-November 2022

112 wohninsider.at |Oktober/November | 05. 2022 AM POINT OF SALE Nach gefühlter halber Ewigkeit fanden in Wien wieder zwei Endverbrauchermessen statt. Die HOMEDEPOT im Semperdepot und die DESIGN DISTRICT 1010 in der Wiener Hofburg. An beiden Messen war ich mit KFF Sitzmöbel und ASCO Tischen als ein wichtiger Aussteller vertreten. Ohne die bequemen Sitzmöbel von KFF wäre so eine Messe nicht komplett. Ein Hersteller mit Fokus auf perfekten Sitzkomfort ist für jede Messe eine absolute Bereicherung. Das positive Feedback der Kunden unterstreicht dies auch. Zwei unterschiedliche Messen mit dem Fokus auf die gleiche Zielgruppe. Zugeschnitten auf das oberste Fünftel der Einkommenspyramide. Dieser Bereich ist auch wesentlich stressresistenter als die anderen vier Fünftel, vor allem was die derzeitigen Krisen anbelangt. Hier spielt das Vertrauen in ein freundliches und kompetentes vis-a-vis und vorausgesetzter bester Qualität die wichtigste Rolle. Das Geld ist ja weitgehend vorhanden, es muss die Stimmung und der Glaube an die Zukunft entstehen bzw. auch geweckt werden. Man spürte, dass die Möbelkäufer einen Nachholbedarf hatten und haben. Der Besucherandrang, war für die derzeit durchaus turbulente Zeit recht beachtlich, mehr als sich viele erwartet hatten. Die Gespräche waren sehr intensiv und gingen bis ins letzte Detail. Eine deutliche Änderung gegenüber „vor der Pandemie“, ein durchaus angenehmes Gefühl für den Verkauf. Eine Messe, zugeschnitten auf einen sehr engen Kundenkreis kann auch ein möglicher Weg in der Zukunft sein. Ein „Jahrmarkt“ – wie sich mittlerweile die „Herbst- oder Frühjahrsmessen“ mit Vergnügungsbereich á la Wiener Prater und Ausstellungshallen mit unterschiedlichsten Warenbereichen und von Massenwaren bis edelste Materialien ist nicht mehr zeitgemäß, zumindest nicht für Möbel im gehobenen Segment. Beide Messen waren perfekt organisiert, jedoch inhaltlich mit unterschiedlichen Ausrichtungen. Die Homedepot mit einem starken Fokus auf die Architektur und die Design District zugeschnitten auf den Privatkunden. Zwei sich ergänzende Positionierungen, in diesem Jahr leider zeitlich zu eng bemessen. Das wäre die Frage, ob man nicht die Kräfte bündeln kann und beide Messen parallel veranstaltet, da beide Bereiche Architektur und Möbelhandel immer enger zusammenrücken. Einen gravierenden Unterschied gab es doch: Aus Pandemiegründen hat sich die Messe im Semperdepot zu einem sehr abgespeckten Eröffnungsabend entschieden, sprich nur Sekt, Wasser und ein Lunchpaket im „Sackerl“ und das mit Plastikbecher. Zwar waren diese deklarierte Biobecher, aber im Anbetracht der Plastikproblematik und aus der Sicht der Nachhaltigkeit nicht die beste Wahl. Zumal sie auch nicht gesammelt und der Wiederverwertung zugeführt wurden. Da hat sich die Messe in der Hofburg wesentlich professioneller und vor allem nachhaltiger gezeigt. Meine Vision wäre die Bündelung der unterschiedlichen Wiener Kräfte. Eine sogenannte Super-Messe-Wien mit eindeutigem Fokus auf Architektur und Wohnen, wo die Veranstalter der Messen Homedepot, Design District, Blickfang und Design Week (und vielleicht noch weitere) gemeinsam agieren. Verschiedene Messekonzepte zu einem gemeinsamen Termin, das würde der österreichischen und vor allem Wiener Möbelszene nur guttun und hätte auch eine wesentlich größere Breitenwirkung, in der ganzen Region. Das wäre wohl auch mehr oder weniger ein Durchbrechen einer gegenwärtigen Entwicklung. Die verstärkt durch die derzeitigen vorhandenen Krisen und bedauerlichen Entwicklungen in der Gesellschaft, sowohl international als auch im Freundeskreis und Familien zu sehen ist. Die Zukunft wird allerdings anders ausschauen müssen, wenn wir nicht kompromissfähiger werden, also Rücksicht auch auf andere nehmen, werden wir die immer größeren Herausforderungen nicht bewältigen können. Es ist schon paradox, dieses oben erwähnte Fünftel der Einrichtungsszene hat Arbeit wie noch nie und gleichzeitig steuert sie einer ungewissen Zukunft entgegen. Keiner kann mehr abschätzen was in ein, zwei Jahren sein wird, auch verstärkt durch das fehlende und zusätzlich benötigte Personal. Keiner weiß, was wir in Zukunft für ein „Personal“ brauchen oder bekommen. Bei den früher vernachlässigten Handwerkern ist es einfacher, die steuern einer rosigen Zukunft entgegen, da hakt es nur an der viel zu geringen Ausbildungskapazität. Wie wird aber der Verkauf in einem Möbelstudio zukünftig ausschauen? Wie weit vermischt sich die Architektur mit der Einrichtung? Schon jetzt übernehmen viele Architekten den Einrichtungsbereich und viele Einrichtungsberater übernehmen Agenden der Architektur, sprich planen in anderen Dimensionen. Diese Unsicherheit spürt man auch in der Messebranche. Eine Branche die unbedingt langfristig denken muss. Ohne das Vertrauen in die Zukunftseinschätzung verliert man die Sicherheit. Fehlende Visionen sind langfristig fatal und machen das Tor weit auf für die Internetgiganten wie Google und Co. Wenn diese Konzerne zusätzlich noch mehr in unsere Ecke eindringen, wird es noch schwieriger für die Szene. Wir sollten daher unsere ganze Kraft in ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander stecken, das Leben ist so schon schwer genug. Und da schließt sich wieder der Kreis. Entwürfe für individuelle Einrichtungen können via Datenbrille präsentiert werden, vielleicht in Zukunft von einer künstlichen Intelligenz entworfen und präsentiert. Eine KI wird aber nicht die Haptik und das Sitzgefühl in einem guten und schönen Stuhl zu sitzen vermitteln können (noch nicht). Dazu wird es weiterhin Ausstellungen und vor allem einschlägige Messen geben müssen. Also sehen wir hoffentlich einer rosigen Zukunft entgegen. Jeder Stuhl bekommt von seinem Schöpfer einen eigenen Charakter und die zwei Charakter Mensch und Stuhl müssen sich erst finden. Wo, wenn nicht auf einer Messe. www.agentur-kandut.at Foto: © Kandut WALTER KANDUT Ein heißer Messeherbst 2022 in Wien Walter Kandut betreibt gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth die „agentur für wohnen und mehr“ in Wien. Seine Handelsagentur mit Schwerpunkt auf Service und Kompetenz für den exklusiven Möbel- und Objektfachhandel baut auf über 30-jährige Erfahrung im Verkauf und als Agentur.

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