Oktober-November 2022

05. 2022 |Oktober/November |wohninsider.at 23 BRANCHENTALK ein kleiner Teil der Branche sind, wiegt das nicht so schwer, geschätzt sind es aber aktuell 500 bis 600, eine kritische Größe und sie machen einen großen Anteil des Gesamtumsatzes aus. Vielleicht ist es jetzt noch ein Thema für die Zukunft, wird uns alle aber in irgendeiner Form immer mehr treffen. R. Schwab: Es ist sehr individuell. Es gibt Hochbauarchitekt:innen, die die Baumasse erstellen, Innenarchitekt:innen, die sich in aller Regel um den raumbildenden Innenausbau kümmern, und Einrichtungsberater:innen, also Mitarbeiter:innen in den Einrichtungshäusern, und auch selbstständige Profis in diesem Bereich. Alle knabbern an demselben Kuchen und alle versuchen, sich selbst anzubieten. Selbstständige Einrichtungsberater:innen haben meistens den besten Kontakt zu Kund:innen und auf der Visitenkarte „Innenarchitekt:in“ stehen. Das geht leicht, weil das Berufsfeld ja nicht geschützt ist. Die Schwachstelle liegt in der Antwort auf die Frage, warum es uns nicht gelingt, die Fachprofis in der Möbelherstellung wie Möbelerzeuger und Tischler:innen und Fachprofis in der Planung wie Architekt:innen zusammen zu bringen. Sie haben ja dieselben Interessen und zum Teil auch dieselben Kund:innengruppen. Walter Schweiger: Ich stelle oft fest, dass die Kund:innen selbst diejenigen sind, die Druck auf Architekt:innen ausüben, sich nach Möbeln umzuschauen und die Inneneinrichtung mitzumachen, weil es sonst wieder über fünf Ecken geht. Wir sind stark in der Entwicklung und versuchen, Handwerker:innen bestmöglich zu unterstützen. Unsere Ideen an Architekt:innen heranzutragen, bringt viel, es ist aber zu wenig, sie nur ihnen zu vermitteln, weil Handwerker:innen die Lösungen ja einbauen müssen. Optimal ist es, die fertige Lösung Handwerker:innen zu erklären und Architekt:innen zu zeigen, wie cool es ausschaut. Sind Architekt:innen und Möbelhändler:innen gut informiert beziehungsweise wo informieren sie sich über neue Produkte, Materialien und Entwicklungen? Dietmar Link: Das ist eigentlich das größte Defizit bei Architekt:innen. Vor allem bei Materialien wird in Ausschreibungen oft etwas gesucht, das es nicht gibt. Architekt:innen wünschen sich die eierlegende Wollmilchsau, geliefert werden kann aber nur ein Hausschwein. Was wir vonseiten der Industrie bieten können ist, Ausschreibungstexte und BIM-Daten zur Verfügung zu stellen, wir können Vintage-Looks oder auch geradlinige, trendige Dekore produzieren. Viele Vorstellungen von Architekt:innen sind auch technisch gar nicht möglich. Wenn rein nur das Haus geplant, aber das Möbel nicht mit einbezogen wird, passen die Raumproportionen meistens nicht. Es müssen also dort mit Möbeln Abstriche gemacht werden, wo Architekt:innen in der Planung versagt haben. Planer:innen müssen ins Möbel denken, auch wenn sie selbst das Möbel nicht planen. Sie müssen wissen, welche Maße es im Bauwerk braucht, um adäquate Möbel hineinzustellen. R. Schwab: An dieser Stelle möchte ich eine Lanze für Architekt:innen brechen. Im gesamten Architekturstudium beschäftigen sich die wenigsten angehenden Architekt:innen mit der Inneneinrichtung, verständlicherweise, weil sie mit Städtebau, mit Gesetzen und Normen beschäftigt sind. Jene, die sich damit auseinandersetzen, erkennen schnell, dass es honorarmäßig nicht werthaltig ist, also sind sie eher bereit, sich auch wieder aufseiten der Baumaßennahmen zu schlagen, weil sie dort klare Linien haben, sich auskennen, sicher sind, und sich dann einen Fachprofi dazuholen, der den Innenausbau realisiert, eben eine:n Innenarchitekt:in. Das Vertrauen aufzubauen zwischen Innenplaner:in und Architekt:in, darüber hinaus auch noch das Fachwissen in Richtung Industrie ist ein großer Spagat. Es wäre wichtig, Einrichter:innen, sowohl in der Fertigung wie in der Planung, und Architekt:innen besser und näher zusammenzubringen. Wir stark sind Sie als Architektin in der Inneneinrichtung aktiv? Arch. Dipl.-Ing. Brigitte Wiesinger: Meine Aufträge sind zweigeteilt. Bei öffentlichen Aufträgen bin ich wirklich bis zum Schluss mit dabei. Das sind meistens Kindergärten und Schulen, wo die Möbel eher Zweckmöbel sind, die viel aushalten und natürlich sein müssen, wo also das Material eine große Rolle spielt. Hier gibt es viele Hersteller, die fertige Sessel und Möbel im Portfolio haben, auf die ich zurückgreife. Bei allen weiteren Bereichen, die einzurichten sind, wie Personalräumen, arbeite ich eng mit den jeweils örtlichen Tischler:innen zusammen. Zudem mache ich viel im Wohnbau, also Geschosswohnbau, wo ich nicht in die Einrichtung gehe, und Einfamilienhäuser, bei denen ich darauf achte, dass das Mobiliar gut hinein passt. Ich schaue immer darauf, dass die Möbel zu den Gegebenheiten, den Bedürfnissen und Wünschen passen. Das ist mein Job. Ich muss keine Möbeldesignerin sein, um Möbel mitzudenken. Ich muss nur die Normmaße kennen. E. Ritt: Die Herausforderung ist die Komplexität des Einrichtens. Einrichten bedeutet mehr als einen Plan zu erstellen und die Möbel in den Proportionen richtig darzustellen, sondern es geht um Farben, Oberflächen, Ausführungen, Nachhaltigkeit. Dazu braucht es Inneneinrichter:innen und sie sind eine Spezies, die wir noch zu wenig in Österreich haben. Kund:innen schätzen persönliche Empfehlungen, sie sind das Um und Auf. Ein gutes Netzwerk ist die Wurzel für Erfolg, die Beziehung von Architekt:innen und Kund:innen wichtig. Christian Kroepfl: Viele Architekt:innen sind stark mit dem Mikromanagement beschäftigt. Sie sehen ihre Arbeit als ihr Dietmar Link, Reinhard Schwab Erich Ritt, Brigitte Wiesinger Erich Ritt, Brigitte Wiesinger, Walter Schweiger »

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