Oktober-November 2022

05. 2022 |Oktober/November |wohninsider.at 25 BRANCHENTALK Wie kommt denn überhaupt das Architekt:innen-Portfolio zustande? B. Wiesinger: Die erste Vorauswahl treffe ich im Internet und schaue, was es überhaupt gibt. Wenn ein:e Architekt:innen-Vertreter:in mit einem neuen Produkt an mich herantritt, dann habe ich das durchaus im Hinterkopf. Ich brauche es vielleicht nicht gleich, aber vielleicht später und greife dann darauf zurück. D. Link: Das klingt für mich schön. Wir liefern die Muster aufgrund der Rückmeldungen von Architekt:innen nur noch auftragsbezogen und machen auch nur noch auftragsbezogene Besuche. Als Hersteller bist du der Zeiträuber, wenn du durch die Türe gehst. B. Wiesinger: Es ist sicher schwierig und man macht viele leere Kilometer, aber wenn Hersteller und deren Vertreter:innen nicht auf mich zukommen, stoße ich vielleicht nur zufällig auf die Produkte dieses Herstellers. Wenn ich nicht weiß, was es gibt, kann ich es nicht einplanen. R. Schwab: Es stimmt auch nicht, dass Architekt:innen keine Möbelmessen besuchen. Sie gehen schon hin, aber finden nicht das, was sie suchen und brauchen. Architekt:innen und Innenarchitekt:innen fahren auf Messen und versuchen dort, Kontakt zu Herstellern aufzubauen. Dafür müssen sie sich Zeit nehmen. In einem zweiten Schritt ist es wichtig, einen guten Kontakt zu den Ansprechpersonen herzustellen. Das ist ein Mehrstufenplan in der Zusammenarbeit, weil wir uns nicht mehr alle Unterlagen ins Büro legen. Das hat sich geändert. Die Frage ist, wie wir uns als Architekt:innen für die Hersteller interessant machen, dass sie zu uns kommen, aber nicht so, dass es nur um den Verkauf geht. Vertreter:innen der Industrie haben oft zu wenig Gespür dafür, was Architekt:innen brauchen, und wie sie draufkommen, was sie wollen und benötigen. Am Anfang steht die einfachste Kommunikation, das Fachliche ist wichtig, steht aber immer dahinter. D. Link: Wenn wir es schaffen, über Dinge zu reden, bei denen es nicht ums Geschäft geht, macht man viel mehr Geschäft. Der Mensch kauft gerne bei Menschen, die er mag. Da geht es nicht um den Preis, sondern darum, das Richtige in passenden Häppchen zu servieren. Architekt:innen beschäftigen sich mit Möbeln die „zum Bau“ gehören. Also Einbaumöbel. Einzelstücke interessieren sie weniger. Wobei durch das Zusammenwachsen der Räume auch Einzelmöbel an Bedeutung gewinnen. Auch spielt das Thema der stärker werdenden Individualisierung beim Einzelmöbel eine große Rolle. Hier kann zum Beispiel die Möbelindustrie schwer mit spezialisierten Tischler:innen mithalten. Am Markt sollen mittlerweile an die 500 Architekt:innen aktiv sein, die einen eigenen Möbelhandel aufbauen und den etablierten Möbelhandel links liegen lassen. Neue Player also, die es dem Fachhandel nicht unbedingt einfacher machen. Um eine fruchtbringende Zusammenarbeit zwischen den Marktplayern zu schaffen bedarf es wie überall eines entsprechenden Netzwerkes und dabei wäscht die eine Hand die andere. Wobei nicht überall bare Münze fließen muss, weil man ja auch gegenseitig mittels Empfehlungen oder Ähnlichem zu entsprechenden Aufträgen kommt. Konkrete Wünsche von der Architektenszene gehen in die Richtung, zum Beispiel bei Schauräumen oder entsprechenden Stores profunde „Architekten-Ansprechpartner:innen“ zu haben und diese auch online eventuell mit dem Kunden über Videomeeting unkompliziert kontaktieren zu können. Die Informationen für die Architekt:innen aus der Möbelbranche seien generell mangelhaft und nicht immer einfach zu bekommen, speziell wenn es in die Bereiche der Materialien geht. Kommt es zu einer Zusammenarbeit, dann passt vielleicht ein Produkt für ein Projekt und danach reißt der Kontakt wieder ab, weil es für das nächste bzw. übernächste Projekt nicht mehr passt. Hier einen roten Faden zu finden könnte der Schlüssel sein. Hersteller und Händler:innen versuchen mit Schauräumen den Architekt:innen die Möglichkeiten zur Information zu bieten und das wird bei Bedarf auch angenommen. Produktkataloge sprengen die Ablageflächen der Architekturbüros und auch Onlinepräsentationen haben ihre Grenzen – sprich Haptik und auch Farbdarstellungen. Als Hersteller oder auch Händler:in ist man der „Zeiträuber“, wenn man den Architekt:in besucht. Es gilt daher wie überall sich ein entsprechendes Netzwerk zu schaffen, darin aktiv zu sein und es laufend zu erweitern. „Wenn wir es schaffen, über Dinge zu reden, bei denen es nicht um’s Geschäft geht, macht man viel mehr Geschäft“, ein Zitat aus dem Round Table. FAZIT VON WOHNINSIDER-CHEFREDAKTEUR GERHARD HABLICZEK GESPRÄCHSPARTNER:INNEN Dietmar Link, Gebietsverkaufs- leiter FRITZ EGGER GmbH & Co. OG Holzwerkstoffe www.egger.com Walter Kandut, Agentur für Wohnen und mehr www.agentur-kandut.at Christian Kroepfl, Architekt & Designer www.christiankroepfl.com Erich Ritt, Prokurist & Verkaufs- leiter Anrei Reisinger GmbH www.anrei.at Reinhard Schwab, ACT Architektur-Consulting-Training Schwab & Partner KG www.act-salzburg.at Walter Schweiger, Geschäftsführer Finima/Ceraflex ww.finima.at | www.ceraflex.at Arch. Dipl.-Ing. Brigitte Wiesinger, ARE Bau Ges.m.b.H. www.are-bau.at Walter Kandut, Christian Kroepfl

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