April-Mai 2023

02. 2023 | April/Mai |wohninsider.at 21 BRANCHENTALK wohninsider: Als Präsident der FENA und als Obmann Stellvertreter in der Tiroler Wirtschaftskammer sind Sie viel in den Betrieben des Einrichtungsfachhandels – sowohl Handel als auch Industrie – unterwegs. Wie schätzen Sie die aktuelle Stimmung in der Branche ein? Roman Eberharter: Zunächst vielen Dank für das Interview. Die Stimmung in der Branche sehe ich durchwachsen und und sie ist abhängig von der Region, der Größenordnung und auch vom Segment. Die Großfläche berichtet vielerorts von deutlichen Frequenzrückgängen, aber auch klein- und mittelständische Möbelhäuser beklagen einen geringeren Geschäftsgang – vor allem im Osten. Im Westen Österreichs lebt auch der Möbelhandel sehr gut, direkt und indirekt vom Tourismus und der läuft wieder nahezu auf Vor-Corona-Niveau. Die hohen Zinsen und die hohe Inflation bremsen auch das Bauvolumen, was sich auch auf die Einrichtungsbranche auswirken wird. Man spürt auch, dass nicht notwendige Investitionen verschoben werden oder zumindest weniger üppig ausfallen. Es wird mit Sicherheit noch einige Zeit dauern, bis sich auch unsere Branche wieder erholt hat und ausreichend schwarze Zahlen schreiben wird. In letzter Zeit gab es ja Gott sei Dank wieder einige Fachmessen, die Sie auch besuchten. Wie schaut diesbezüglich Ihr Resümee aus? Ich war auf der HEIMTEX Frankfurt, auf der DOMOTEX in Hannover sowie auf der Wohnen&Interieur in Wien. Endlich wieder Messe – so das Credo und das tut gut. Man spürt so etwas wie Aufbruchsstimmung, man will sich wieder treffen, Produkte angreifen und ins Gespräch kommen. Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass sich die Messen gegenüber der Vor-Corona-Zeit schon verändert haben. Manche Firmen verzichten auf das Ausstellen, andere wiederum arbeiten mit kleineren Ständen und da und dort wandern ganze Produktgruppen zu neuen Messeformaten ab. Alle besuchten Messen waren sehr bemüht, den Besuchern was Tolles zu bieten und ich kann das nur bestätigen. Innovative Produkte und Dienstleistungen, neue Trends und Lösungen wurden ebenso präsentiert wie die aktuellen Megathemen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Für mich sind Messen enorm wichtig und ich werde auch weiterhin Messeformate unterstützen. Sie sind seit 2,5 Jahren Präsident der FENA. Wie ist die FENA in der EU derzeit positioniert und wie sehen Sie die Zukunft der FENA? Wir sind als FENA nahezu bei null gestartet, konnten viele Kontakte in der Branche generieren und sind immer wieder in den direkten Austausch mit Partnerverbänden und auch nationalen Verbänden getreten. So haben wir mittlerweile ein gutes Netzwerk. Thematisch sind natürlich die Themen Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und auch Digitalisierung mehr und mehr in den Mittelpunkt gerückt. Was ich schon auch bemerke, dass sich – gerade zu den Nachhaltigkeitsthemen – aktuell viel in gewissen Ländern entwickelt und zwar zum Teil abseits von Verbänden und Kammern. Nehmen wir „make furniture circular“ in der Schweiz oder „furniture 4.0“ in Deutschland. Teile der Branche entlang der Lieferkette vernetzen sich und arbeiten an Lösungen für die aktuellen Herausforderungen. Auch in Österreich ist in diesem Bereich einiges in Bewegung – das ist gut und richtig. Wir als FENA haben zu diesen Initiativen immer wieder Kontakt und können unsere Anliegen und auch unsere Kontakte einbringen. Auch haben einige Länderverbände erkannt, dass Lobbying schon im eigenen Land beginnt und treten dort immer öfter und stärker in den Kontakt mit der dortigen Politik. Das ist per se gut, geht aber vielleicht da und dort auf Kosten eines Engagements auf anderen Ebenen, wie eben der FENA. Die Zukunft der FENA hängt stark davon ab, wie sich die nationalen Verbände entwickeln und ob den Lippenbekenntnissen auch Taten folgen. Wir brauchen Mitglieder, um schlagkräftig auftreten zu können. Wir sind nach wie vor am Ball, aber irgendwann wollen wir den Ball auch versenken, ansonsten werden wir das Spiel überdenken (lacht). In der EU wird vieles über Lobbying der verschiedensten Interessensvertretungen in die jeweilige Richtung gelenkt. Wie intensiv kann hier die FENA Fotos: © Simon Fischler, Betten Eberharter » „Ich sehe die Branche mehr gefordert, sich zu vernetzen.“ Roman Eberharter schwört auf Netzwerke. „Die Stimmung in der Branche sehe ich durchwachsen.“ „Die Zukunft der FENA hängt stark davon ab, wie sich die nationalen Verbände entwickeln.“

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