April-Mai 2023

22 wohninsider.at | April/Mai | 02. 2023 BRANCHENTALK Einfluss auf Gesetze, Richtlinien, Verordnungen usw. nehmen, die den Einrichtungsfachhandel betreffen? Das Motto muss lauten „informieren – sensibilisieren – mobilisieren“. Es gilt je nach Thema die richtigen Partnerverbände zu finden, gemeinsame Positionen zu erarbeiten und diese an den unterschiedlichsten Stellen zu deponieren. Man darf aber nicht vergessen, dass politische Positionen auch auf nationaler Ebene – z.B. von den Regierungsparteien – vorgegeben werden, die dann in Brüssel aufschlagen. Daher ist Lobbying auf allen Ebenen – ob Land, Bund oder EU – wichtig. Als einzelner Verband ist eine Einflussnahme schwierig. Gemeinsam mit Partnern geht’s sicher leichter und vor allem heißt es, immer und immer wieder am Ball bleiben. Derzeit liegt in der EU ja einiges auf dem Tisch und ich nenne hier nur Ukraine Krieg, Inflation, Migration, Klimawandel und es gibt sicherlich noch genug andere Probleme. Aber selbst auf den Einrichtungsfachhandel kommt einiges zu und das betrifft auch den Fachhandel in Österreich. Zum Beispiel das Lieferkettengesetz. Wo sehen Sie hier die Vor- bzw. Nachteile für den österreichischen Fachhändler, wenn dieses Gesetz umgesetzt wird? Wir als Möbelhandel, vorwiegend KMUs, stehen natürlich zu den diversen Zielen des EU Green Deal, des Pariser Klimaabkommens und treten ein für Menschen- und Umweltrechte. Der aktuelle Vorschlag für ein europäisches Lieferkettengesetz geht weit über das hinaus was beispielsweise das deutsche Lieferkettengesetz betrifft und ist in der jetzigen Ausgestaltung mehr Fluch als Segen für unsere Branche und hier für die vielen KMUs. Wir als Einrichtungsfachhandel könnten dann für etwaige Verfehlungen all unserer Vorlieferanten in der Lieferkette verantwortlich gemacht werden. Auch wenn im Vorschlag nur Firmen mit einer gewissen Mitarbeiterzahl und Umsatzgröße konkret betroffen sind, besteht die Gefahr, dass sich diese „Großen“ an den vielen KMUs – die ja sehr oft als Lieferant von Produkten oder Komponenten auftreten – mittels Verträgen so quasi „abputzen“. Und das ist aus meiner Sicht absurd, nicht praxistauglich und würde viele Firmen mit Bürokratie und Mehrkosten belasten. Und das kann nicht im Sinne des Erfinders sein. Es mutet auch sehr skurril an, sollten NGOs wirklich im Rahmen des europäischen Lieferkettengesetzes die Möglichkeit bekommen, diese oder Teile davon (auch den Handel) zu klagen. Ich hoffe und wünsche es uns KMUs, dass in den nächsten Wochen und Monate diesem Entwurf noch „Giftzähne“ gezogen werden und ein Regelwerk mit mehr Hausverstand beschlossen wird. Wie schätzen Sie die Entwaldungsverordnung für die österreichischen Wirtschaftstreibenden ein? Ich denke, und das haben wir auch in Brüssel gehört, dass die Entwaldungsverordnung für den Möbelhandel kaum Auswirkungen haben wird. Gefordert sind Holzimporteure und -verarbeiter ebenso wie die Möbelproduzenten. Es ist auch ein digitaler Produktpass im Entstehen. Beim Besuch der Vertreter des Einrichtungsfachhandels in Brüssel wurde dies mehr oder weniger sehr positiv aufgenommen. Wo sehen Sie hier ein Plus bzw. ein Minus? Nachhaltigkeit und Digitalisierung ergänzen sich und schließen sich nicht aus. Ein Digitaler Produkt Pass (DPP) ist so ein Instrument, das helfen kann, den Informationsfluss entlang der Lieferkette zu verbessern. Er kann alle relevanten und interessierten Nutzer mit Infos versorgen über die Art und Herkunft der Komponenten eines Produktes, die Reparierbarkeit, die Recyclebarkeit uvm. Offenen Fragen, wie detailliert das alles eingetragen werden muss oder „Themen wie Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und auch Digitalisierung sind mehr und mehr in den Mittelpunkt gerückt!“ „Wir alle wissen, dass unser lineares Wirtschaftssystem ausgedient hat.“

RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==