02. 2023 | April/Mai |wohninsider.at 57 KÜCHE wohninsider: In der NachhaltigkeitsDiskussion wird oft angeführt, dass Österreich am weltweiten CO2Ausstoß NUR einen Anteil von 0,2 % hätte und unser Handeln ohnehin gar nichts verändern würde. Was kann man dem entgegnen? Fred Luks: Dem kann man einerseits eine Pro Kopf-Berechnung gegenüberstellen und hier liegt Österreich global gesehen ganz ganz weit vorne. Der zweite Ansatz, der mir noch wichtiger ist: Wir werden auf der Welt nur Nachhaltigkeit erleben, wenn es Regionen gibt, die vorangehen. Aus meiner Sicht brauchen wir ein Wohlstandsmodell wie Europa, das funktioniert, und da kommt Österreich eine ganz wichtige Rolle zu: Eine soziale ökonomische Marktwirtschaft darzustellen, zu demonstrieren, dass Nachhaltigkeit nicht nur Verzicht heißt, sondern Qualität. Und: Was ich dabei schon sehr wichtig finde, ist die Ehrlichkeit. Wir dürfen den Leuten nicht suggerieren, wenn wir alle auf erneuerbare Energien umstellen, dann ist die Welt genesen. Auf der anderen Seite kann ich, wenn ich Verantwortung habe, nicht einfach nichts tun! Stichwort Langlebigkeit der Produkte: Wie kann man einen idealen Mittelweg finden, einerseits langlebige Produkte zu entwickeln ohne gleichzeitig die Unternehmen aufgrund von weniger Austauschgeschäft zu schädigen? Sandra Kolleth: Ich kann das auch als Wettbewerbsvorteil sehen. Wir sind nicht die billigsten, aber der Kunde ist bereit, Bilanziell neutral Was den Energieverbrauch angeht, sei Miele bereits heute „bilanziell neutral“, so Kolleth. Bis 2030 hat man sich zum Ziel gesetzt, die absoluten Emissionen der weltweiten Produktions- und Vertriebsstandorte inklusive der Fahrzeugflotte um 50 Prozent zu reduzieren, verglichen mit 2019. Aber auch Recyclingfähigkeit und die Zusammensetzung der verwendeten Materialien sind ein Thema. Dabei gelte es nicht nur, auf Rezyklate zu setzen, denn auch diese werden mal knapp, viel mehr müsse man an vielen Schrauben drehen, etwa verfolge Miele hier den Einsatz von Stickstoff, um den Materialverbrauch allgemein zu reduzieren. Ein Leben nach der Lebensdauer ist der dritte Punkt, bei dem Miele Umweltverträglichkeit übt. So sei auch die Reparierbarkeit ein Ansatz der ESG (Economical, Social and Governance Targets) Standards, schließlich beschäftige Miele hierzulande mehr als 200 Service-Techniker. Und wenn nach einer etwaigen Reparatur oder zweiten Nutzung nichts mehr geht, sei es Ziel, dass alle Geräte wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können. In Summe setzt Miele viele einzelne Puzzlesteine, um in diesem Bereich federführend zu sein, so etwa auch die neue Kooperation mit LOXONE, die den Stromverbrauch an die jeweiligen Gegebenheiten adaptiert, die neue Verbrauchs-Dashboard App, die durch Information aber auch einen gewissen Gamification Effekt eine Verhaltensänderung bei den Konsument:innen erwirken soll oder auch „grün erzeugtes“ Aluminum uvm. Unter dem Strich agiere Miele, so Luks zusammenfassend, positiv und gleichzeitig absolut notwendig. Denn, so erinnert der Nachhaltigkeitsexperte, ganz im Sinne von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, bedürfe es „viel, viel größere Anstrengungen zum Erreichen der Klimaschutzziele“ als es bislang bereits getan wird ... www.miele.at INTERVIEW MIT SANDRA KOLLETH UND FRED LUKS: „EHRLICHKEIT IST ESSENTIELL!“ Mag. Sandra Kolleth, Miele-GF, und Dr. Fred Luks, (Nachhaltigkeits-) Forscher, -Redner und -Publizist, bei den Miele Green Experience Days. » „Ich glaube, ein wichtiger Faktor ist die Ehrlichkeit im politischen Diskurs; den Leuten nicht zu verkaufen, wir werden wieder wie in den 80ern leben, denn das werden wir nie wieder.“ Dr. Fred Luks
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==