August-September 2023

32 wohninsider.at | August/September | 04. 2023 DESIGN : TRENDS Wie geht es dann weiter? Jetzt ist der Kunde angekommen. Wie geht das Gespräch weiter? Wenn ich mit jemanden den Laden gestalte, gehe ich mit ihm im Vorhinein in einen Workshop. Zuerst am Papier – im Idealfall bei mir im Kellerhaus in Kirchbichl am besten ohne Telefon. Zweieinhalb Tage arbeiten wir an dem, was es werden soll. Ein Punkt: den Beratungsablauf zu definieren. Wenn der Kunde reinkommt, was passiert, wer begrüßt den Kunden, was geschieht mit den Jacken, wo wird der Kaffee serviert, wo werden die Muster zusammengestellt usw. Das ist gestaltbar. Da gibt’s ganz viele Möglichkeiten. Was bietet man an, Tee oder Whiskey … kann alles sehr reizvoll sein. Oder im Weinkeller? Das ist alles integrierbar und machbar. Wir schauen uns bewusst den Beratungsablauf an und gestalten ihn. Das beeinflusst auch maßgeblich das Studiodesign. Die Kultur, die Rituale, das Ladendesign müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein. Das wird baulich und gestalterisch untergebracht, je nach Gegebenheiten? Ich versuche auf die leisen Töne zu hören. Manchmal trauen sich die Händler gewisse Aspekte nicht auszusprechen. Weil sie glauben, das hätte keine Relevanz. Jeder Möbelhändler oder Möbelhändlerin hat ja auch private Vorlieben. Der oder die ist vielleicht Dekorateur:in, weil er oder sie Hochzeiten organisiert hat, der oder die andere ist vielleicht Vegetarier, egal was, kaum jemand ist ein unbeschriebenes Blatt. Das alles miteinzuarbeiten ist die Kunst – Der Laden ist Leben. Für den Händler ist das ja Lebensbereich. Da verbringt er sehr viel Zeit. Und das auf eine menschliche lässige Art einzubauen, das mögen auch die Kunden. Und das ist eine Chance sich zu differenzieren. Man zeigt seinen eigenen Lifestyle und zeigt dem Kunden: „Ich kann dich bei deinem Lifestyle unterstützen.“ Das ist für den Kunden sympathisch und lebensnah. Wenn sich jemand so gut beim Whiskey auskennt, dann kann da ein tolles Gespräch entstehen. Egal welches Thema. Vielleicht braucht es das für den Einstieg oder für einen feierlichen Abschluss einer umfangreichen Kaufentscheidung. Alle diese Dinge muss man in den Laden integrieren und einbauen. Das Interessante für mich ist, dass ich die Händler supergut kennenlerne. Wenn du die Menschen gut kennenlernst, dann entsteht ein maßgeschneidertes Design. Die Basis dafür wird im Workshop erarbeitet. Dann kommt man auf Aspekte, an die man selbst vielleicht nicht gedacht hat. Die Branche hängt zurzeit auf gut Deutsch etwas in den Seilen. Wie sehen Sie die Einrichtungsbranche aktuell? Da passieren viel Dinge, die nicht sympathisch sind. Ich glaub, dass Einrichten immer ein freudvolles Thema bleiben wird. Wenn die Menschen nicht mehr so viel neu bauen, dann sanieren sie und bauen um. Ich denke, schönes Wohnen und Einrichten wird immer ein Grundbedürfnis sein und bleiben. Man muss aufpassen, dass man nicht in ein Angstszenario reinkommt und statisch bzw. handlungsunfähig wird. Bei all den Problemen und Krisen die derzeit die Wirtschaft betreffen, denken die Händler jetzt an ein neues oder verändertes Studio? Wahrscheinlich ist jetzt eine gute Zeit um eine frische Ausrichtung zu machen und neue Aspekte reinzubringen. Jetzt ist eigentlich genau die richtige Zeit, das zu tun. Wenn das Tagesgeschäft alle Ressourcen beansprucht, bleiben Erneuerungen sowieso gezwungenermaßen auf der Strecke, deshalb sollte man gerade solche Phasen nutzen, in denen man die benötigte Zeit und Muße aufbringen kann. Um für die Kunden noch besser sichtbar zu werden. Zukunftsfit gilt es sowieso zu sein, was auch immer die allgemeinen wirtschaflichen Rahmenbedingungen alles bringen. Wäre doch schön, wenn alles schon steht, wenn die wirtschaftliche Situation wieder kräftiger wird. www.studiodesign.at

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