05. 2023 | Oktober/November | wohninsider.at 23 BRANCHENTALK wenn sie gut gestaltet sind. Diese Erkenntnis hat sich durchgesetzt. Deswegen habe ich keine Angst ums Design. Viele Produkte sehen heute sehr ähnlich aus. Äußert sich darin eine Demokratisierung des Designs? Wenn man Demokratisierung genau auf das Design anwenden will, macht das wenig Sinn. Design ist eine wichtige ästhetische Entscheidung, die nicht zu diskutieren ist. Um ein Produkt zu gestalten, braucht es technisches Verständnis und das ästhetische Know-how der Designer:innen. Was macht ein Produkt zu einem guten Produkt? Ich habe vier Qualitäten guten Designs ausgemacht, mit denen sich die Qualität von Produkten gut beurteilen lässt, und mit denen auch unsere Juror:innen sehr erfolgreich agieren. An erster Stelle steht die Qualität der Funktion. Das ist das Allerwichtigste, weil was nicht funktioniert, braucht niemand. Die zweite und eine sehr wichtige Qualität ist die Qualität der Verführung. Das heißt, das Produkt muss uns ansprechen, faszinieren und so begeistern, dass wir es besitzen wollen und bereit sind, dafür Geld auszugeben. Die dritte Qualität ist die Qualität des Gebrauchs. Funktion und Gebrauch sind nicht identisch, wie viele meinen. Die Funktion liegt immer beim Produkt, der Gebrauch bei den Benutzer:innen. Es gibt Produkte, die funktionieren hervorragend, sind aber schlecht zu gebrauchen, weil zum Beispiel das Interface nicht so einfach ist, dass es gut zu benutzen ist. Die vierte Qualität ist die Qualität der Verantwortung, aber nicht im politisch-grünen, sondern im soziokulturellen Sinn, also unserem Umfeld gegenüber. Es gibt beispielsweise Produkte, die im Arbeitsbereich sehr laut sind, oder die Aggressivität ausstrahlen. Das ist für mich nicht sozial. Natürlich spielen bei Verantwortung auch Nachhaltigkeit und unser Umweltbewusstsein hinein, aber eben auch soziale Aspekte. Diese vier Kriterien werden von Produktkategorie zu Produktkategorie anders gewichtet. Beispielsweise hat bei einer Blumenvase oder Tischdekoration die Qualität der Verführung größere Bedeutung, während die anderen drei Qualitäten ein bisschen in den Hintergrund treten. Bei einem technischen Gerät spielt wiederum die Qualität der Funktion und des Gebrauchs eine große Rolle. Spielt auch der Preis als soziale Funktion eine Rolle? Normalerweise nehmen wir den Preis raus und konzentrieren uns ausschließlich auf das Design. Es gibt aber auch Bereiche, in denen Produkte für gewisse Nutzer:innengruppen gestaltet werden. Dort hinterfragen wir, ob sie eine realistische Chance haben, diese Konsument:innen zu erreichen. Der Preis spielt also immer dann eine Rolle, wenn es darum geht, das Produkt im Markt zu beurteilen. Wir beziehen in die Entscheidung aber nicht mit ein, ob ein Produkt generell zu teuer ist. Das muss am Markt entschieden werden. Ist der Red Dot ist gerade auch in Zeiten des Onlinehandels ein wichtiges Differenzierungsmerkmal? In unserer Kultur des Westens ist der Award durchaus ein Differenzierungsmerkmal. Noch stärker aber im asiatischen Raum, wo der Award aufgrund von Plagiaten eine große Rolle im Onlinebereich spielt. Der Red Dot ist ein zusätzliches Qualitätslabel, eine Benchmark für gutes Design und hohe Produktqualität. www.red-dot.org „Für die Produkte ist es eine Hervorhebung aus der großen Masse. Je weniger Differenzierungsmöglichkeiten es in der äußeren Erscheinung gibt, umso wichtiger ist es, mit einem Designpreis eine zusätzliche Qualität ins Spiel zu bringen.“ Fotos diese Seite: © Red Dot
RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==