wohninsider Juni-Juli 2024

30 wohninsider.at | Juni/Juli | 03. 2024 DESIGN : TRENDS Wer sich ein bisschen mit Design und seiner Geschichte beschäftigt, dem entgeht es nicht, dass skandinavisches Design schon lange einen Gegenpol zum italienischen Design darstellt. Das ist nicht als Konkurrenz zu sehen, sondern viel mehr als Yin zum Yang. Und das hat viele Gründe. In den Genen Einer davon ist die Herangehensweise. Während man im Süden vor lauter Überschwang mit Farben und Formen gleich mal in medias res geht, wirken die Möbelstücke und Accessoires aus dem Norden zurückhaltender und bescheidener – im besten Sinne des Wortes. Wenn man vom nordischen Design spricht, hat man meist ein ikonisches Stück vor Augen, das nicht selten aus Dänemark stammt. Das ist insofern spannend, weil das Land flächenmäßig und einwohnerzahlmäßig nicht zu den größten europäischen Ländern zählt und sich dennoch in Sachen Gestaltung einen großen Namen erarbeitet hat. Das spezifische Können im Umgang mit Formen und Funktionen entsteht aus einem raffinierten Cocktail glücklicher Fügungen. Zum einen brachten die Dänen durch die Seefahrerei der Wikinger viel Knowhow im Hinblick auf die Handwerklichkeit und einen freien, losgelösten Blick auf die Dinge, zum anderen taten sie sich mit positiv gepolter Lösungsorientiertheit und einem ausgeprägten Gespür dafür, das Funktionale mit Ästhetik zu verbinden, hervor. Sichtbar wurde dies besonders im 20. Jahrhundert, in dem so mancher „Stardesigner“ die kreativen Samen für alle weiteren Generationen säte. Starke Persönlichkeiten Zu den Granden des dänischen Designs zählen Namen wie Arne Jacobsen, Verner Panton oder Poul Kjærholm, die unter anderem für die renommierte Marke Fritz Hansen entwarfen, die selbst 1872 aus einer Möbeltischlerei hervorging. Die Ameise und der Schwan sind bis heute der Inbegriff des dänischen Designs. Auch die 1923 geborene Nanna Ditzel, die mit ihrem eiförmigen, hängenden Korbsessel berühmt wurde und beispielsweise für die Silbermanufaktur Georg Jensen tätig war, prägte die dänische Designlandschaft. Nicht wegzudenken ist Kay Bojesen, der mit seinen ikonischen Figuren aus Holz bereits in den Kinderzimmern das Interesse der Kleinsten für gute Gestaltung weckte, oder Poul Henningsen, der für den Leuchtenhersteller Louis Poulsen die berühmte Hängeleuchte Artischocke ersann. Das Duo Peter Hvidt und Orla Mølgaard-Nielsen gab es nur im Doppelpack, Grete Jalk verstärkte die Frauenpower im dänischen Möbeldesign. Lernen und durchstarten Doch sind es nicht nur die verehrenswerten Damen und Herren vergangener goldener Zeiten, die das Bild einer gestaltungsfreudigen Nation weiterentwickeln. Viele neue und junge Labels, die sich an ihren Vorbildern orientieren und daraus ganz eigenständige Produkte entwickeln, sind heute interDÄNISCHES DESIGN Im Norden viel Schönes Während die Welt meist nach Süden blickt und Italien die Ehre erweist, gibt sich der Norden mit eleganter Stille und zurückhaltender Schlichtheit, kreativ jedoch nicht minder progressiv die Ehre. Dänisches Design als ausgeglichener Gegenpol, der erzählt, berührt und träumen lässt. Von Barbara Jahn Von der ersten Stunde an dabei: Die Lizenzen berühmter Designklassiker von Arne Jacobsen hat sich Fritz Hansen gesichert © Fritz Hansen Im Objekt- oder Privatbereich: Mit den exklusiven Stoffen von Kvadrat bezieht und stattet die ganze Welt Möbel und Räume aus. © Kvadrat | Greg Bannan

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