50 wohninsider.at | Juni/Juli | 03. 2024 NETZWERKE Nachhaltigkeit ist und bleibt ein riesiges Thema. Mit der wachsenden Bedeutung von „grünem“ Engagement und steigendem Bewusstsein bei Konsument:innen ist in dessen Fahrwasser auch „Greenwashing“ aufgekeimt und gewissermaßen populär geworden. Worum geht es, was gilt und was gilt es zu beachten, welche Lösungsansätze und Möglichkeiten gibt es, um ehrlich das unternehmenseigene Nachhaltigkeitsbestreben zu leben, kommunizieren und an die Konsument:innen zu bringen? Genau dieses Thema und die brennenden Fragen haben die Sustainability Experts designaustria und das Forum NACHHALTIGE : ZUKUNFT : MÖBEL bei einem Diskurs zu „Greenwashing – von Produktion bis Kommunikationsdesign“ am 18. Juni 2024 im designforum Wien ins Zentrum gestellt, der nicht nur Antworten, sondern auch Impulse lieferte, wie Nachhaltigkeit in dieser Bandbreite – von Kommunikation bis Herstellung – gut und ehrlich funktionieren kann. Dass die Thematik und Problematik kein Branchenspezifikum ist, sondern viele Bereiche tangiert und involviert, spiegelte sich dabei nicht zuletzt in der bunt gemischten Runde an Teilnehmer:innen aus dem Nachhaltigkeitsbereich, der Kreativszene, dem Möbel- und Einrichtungsfachhandel und darüber hinaus. #stopgreenbrainwashing Mit ihrem Impulsvortrag unter dem vielsagenden Titel „#stopgreenbrainwashing – Nachhaltigkeitskommunikation weiter denken – eröffnete Nathalie Aubourg, Designerin und Sustainability Communication Expert von „naau“, den Diskurs und liefert damit nicht nur Input, sondern auch ersten Zündstoff. Anhand ausgewählter Beispiele veranschaulichte sie „Mogelpackungen“ in puncto Nachhaltigkeit und bereits beim gerne bemühten Begriff „CO2-Neutralität“ entbrannte eine erste Diskussion, mit der Konklusio, dass es diese nie vollständig zu erreichen und Kompensation auch keinesfalls mit Neutralität gleichzusetzen sei. Grünes Image bringt einen Wettbewerbsvorteil und sorgt für gutes Gewissen beim Konsum, skizzierte Aubourg die Pluspunkte, und zeigte mit einer Umfrage der Europäischen Kommission, gemäß der 53 % der grünen Behauptungen vage, irreführende oder unbegründete Informationen enthalten und 40 % der Behauptungen nicht belegt werden, das Paradoxon auf, das der Thematik innewohnt. Zugleich verwies sie auf die vielfältigen Gefahren von Greenwashing wie das Verbauen von Offenheit bei Konsument:innen für echte Lösungen aufgrund der Irreführung, Verlust der Glaubwürdigkeit und Verzögerung der dringend notwendigen sozio-ökonomischen Transformation durch „Scheinlösungen“. Die vielen Greenwashing-Strategien finden mit der von ihr präsentierten „Greenwashing Hydra“ von Planet Tracker gleich sechs Begriffe – „greenhushing“, „greenlabelling“, „greenrinsing“, „greenshifting“, „greenlighting“, „greencrowding“. Von der Bewerbung von Produkten mit umweltfreundlichen Aspekten – anstatt der sinnvolleren Herausstreichung anderer, weniger „grüner“ Produkteigenschaften – über Etikettenschwindel im Sinne mangelnder Zertifizierung durch unabhängige Stellen oder überhaupt gleich Fake-Labels bis zu vagen Aussagen oder gar Lügen reichen die Varianten des „grünen Mascherls“. Green Claims Dem Einhalt gebieten soll die „Green ClaimsRichtlinie“, die Greenwashing eindämmt und Transparenz für Konsument:innen schafft, wobei diese „Green Claims“ nur dann gültig sind, wenn sie auf einer angemessenen Begründung beruhen, nachvollziehbar und transparent sind. Der Ball liegt bei den Unternehmen selbst zu reflektieren, ehrlich „grün“ zu agieren und ihre echten „Green Claims“ hervorzustreichen. Dem grassierende Greenwashing wie dem wachsenden Bewusstsein für den „grünen Schmäh“ trägt unter anderem auch der Greenwashingcheck des VKI Rechnung, bei dem vermeintliche Fälle von jedem gemeldet werden können und dann überprüft werden – ein spannender Hinweis von Aubourg, die auch das Empowering von Konsument:innen hervorhob. DISKURS Von „Greenwashing“ zu ehrlicher Nachhaltigkeit Was ist und umfasst „Greenwashing“, was bringt die „Green Claims-Richtlinie“, wie lässt sich Nachhaltigkeitengagement ehrlich kommunizieren und umsetzen? Impulse lieferte ein Diskurs – von „Greenwashing“ zu „Greendoing“. Von Sylvia Pilar Fotos: Sylvia Pilar/wohninsider Clemens Dus (Manager des ExpertCluster Sustainable Design von designaustria), Nathalie Aubourg („naau“), Julian Wudy („guut“) und Christian Kroepfl (Designer, Forum NACHHALTIGE : ZUKUNFT : MÖBEL) beim Diskurs zu „Greenwashing“ der SustainabilityExperts designaustria und dem Forum NACHHALTIGE : ZUKUNFT : MÖBEL.
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