03. 2024 | Juni/Juli | wohninsider.at 51 NETZWERKE Nachhaltigkeit richtig kommunizieren Und wie geht gutes Nachhaltigkeits-Kommunikationsdesign nun praktisch? Auch dazu hat Aubourg ein Bündel handfester Lösungvorschläge parat. Basierend auf der Erstellung einer Strategie und der Transformation des Kerngeschäfts in Richtung Nachhaltigkeit sollten klare, überprüfbare Ziele gesetzt werden, die auch über die Gesetzesanforderungen hinausreichen, entsprechende Maßnahmen folgen, trügerisches Wording wie „klimaneutral“ vermieden, transparent und ehrlich zu über Erfolge wie (noch) nicht erreichte Ziele informiert und nicht nur immer Claims belegt, hinterfragt und geprüft, sondern auch auf glaubwürdige Gütesiegel gesetzt werden. Verantwortung auf ganzer Linie Ebenso praxisnah und aus anderer Perspektive widmete sich Julian Wudy, Umweltingenieur und Inhaber von „guut“, in seinem Impulsvortrag dem Thema Greenwashing und zeigte – insbesondere ausgehend von seinem Unternehmen –, was Nachhaltigkeit in der Umsetzung im Möbelbereich bedeutet, braucht, bedingt. Es gehe darum, Verantwortung zu übernehmen – und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Belegt eine Studie die Erschließung neuer Zielgruppen, die gebrauchte Produkte kaufen und verkaufen, eröffnet sich auch eine neue Perspektive. „Es geht um nachhaltige Verantwortung“, so Wudy, ein dringlicher Appell auch angesichts von jährlich 10,5 Mio. Tonnen gekaufter Möbel in der EU und 10,8 Mio. Tonnen entsorgter Möbelstücke, von denen lediglich 10 % recycelt werden, wie eine Studie untermauert. Glaubwürdig Nachhaltigkeit leben Und es gehe um Glaubwürdigkeit, brachte Wudy ein weiteres „Musthave“ ein, und führte kritisch hinterfragend auch den tatsächlichen Produktionsstandort von Produkten sowie den oft überstrapazierten Begriff „CO2-Kompensation“ – einem grundsätzlich positiver Ansatz, sofern klar ist, was genau kompensiert wird – ins Rennen. Verantwortung zu übernehmen brauche eine ganzheitliche Betrachtung, so wie sie beispielsweise das Value Hill Modell ausweist, anhand dessen Wudy von ressoureneffizienten Herstellungsprozessen und Produkten über die optimale und lange Nutzung von Ressourcen bis zur intelligenten Führung in Kreisläufen das umfassende Nachhaltigkeitskonzept skizzierte. Ein „best practice“ für die Umsetzung von Nachhaltigkeit im Möbelbereich ist „guut“ mit der Möbellinie „finiix“, designed von Christian Kroepfl, gelungen – verbunden mit vielen „Learnings“, so Julian Wudy, wie die Notwendigkeit der Verankerung des Kreislaufwirtschaftsansatzes im Unternehmensleitbild, zudem verändere ein ganzheitlicher Zugang den Designprozess und eröffne neue Blickwinkel, und Transparenz sei essenzielles Element. „Es geht auch darum, das Narrativ drumherum zu ändern“, markiert der „guut“-Chef einen ganz wesentlichen Punkt. Wille, Wege und „Primetime“ An diesen knüpfte auch schnell eine angeregte Diskussion an. Es brauche Narrative wie Möbel ein Leben lang zu haben. Die große Bedeutung von gelebter Nachhaltigkeit und diese auch weiterhin im Fokus zu behalten wurde dabei ebenso unisono deutlich wie der Ärger über das oft unverblümte Greenwashing. Gleichzeitig wurde die Leistbarkeit der nachhaltigen, langlebigen und damit oft kostenintensiveren Produkte und die Preissensibilität von Konsument:innen als Wermutstropfen und Hemmschuh genannt. In der Möbelbranche sei der Wille, nachhaltige, langlebige Produkte einzuführen, jedenfalls groß, gleichzeitig sei es schwierig angesichts der hohen Kosten und des großen finanziellen Risikos, wie Andreas Hemetsberger, Geschäftsleiter Österreich des MZE, erläuterte. Viele KMUs in Österreich würden auch bereits nachhaltig agieren und produzieren, nur werde dies zu selten nach außen getragen – eine Tatsache, geschuldet den zeitlichen und finanziellen Ressourcen wie auch dem entsprechenden Know-how der kleinen und mittelständischen Betriebe, und ein wichtiger Impuls, wo weiter angeknüpft und noch mehr Engagement hineingelegt werden kann. „Es ist Primetime für Kreislaufwirtschaft“, so Roman Eberharter, Geschäftsführer der Betten Eberharter GmbH und Mitinitiator des Forum NACHHALTIGE : ZUKUNFT : MÖBEL, und diesen Schwung gilt es zu nutzen, aktiv zu werden, das Thema weiter voranzutreiben und zu leben. „Transparenz und nachhaltiges Unternehmensleitbild“ kristallisierte Clemens Dus, Manager des ExpertCluster Sustainable Design von designaustria, final als Kernelemente dieses spannenden Diskurses heraus, der danach in zahlreichen Gesprächen seine Fortsetzung fand – und diese auch in Zukunft finden wird. Für den Herbst ist jedenfalls wieder eine Impuls-Veranstaltung der Sustainability Experts designaustria und des Forum NACHHALTIGE : ZUKUNFT : MÖBEL geplant. www.designaustria.at/expertscluster/ sustainable-design Julian Wudy machte mit seinem Impulsvortrag auf die Verantwortung für und Glaubwürdigkeit bei Nachhaltigkeit aufmerksam – und dass sie gelingen kann. Nathalie Aubourg eröffnete mit ihrem Impulsvortrag „#stopgreenbrainwashing – Nachhaltigkeitskommunikation weiter denken“ nicht nur die Veranstaltung, sondern auch neue Perspektiven.
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