01. 2025 | Februar/März | wohninsider.at 21 BRANCHENTALK wohninsider: Ihre jüngste Studie (siehe Seite 38) befasst sich mit der Customer Journey und gibt die derzeitige Stimmung in der Bevölkerung in Bezug auf einrichten wider. So sieht man zum Beispiel in der Studie, dass das Interesse bei Konsumenten für’s Einrichten eigentlich gut ist. Warum läuft das Geschäft dann trotzdem schleppend? Mag. Christian Wimmer: Das ist relativ einfach. Ich kann mir wünschen, dass ich mir ein Auto kaufe, aber ich habe keine Lust, Geld auszugeben. So sieht die aktuelle Situation aus. Zugleich können wir, insbesondere innerhalb der letzten Wochen, eine stärkeren Nachfrage beobachten. Es fällt auf, dass die Leute von den täglich negativen Schlagzeilen gesättigt sind. Es kann nicht mehr schlimmer werden, also lasse ich es mir jetzt gut gehen und richte mir mein Zuhause neu und gemütlich ein. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig eigenartig, aber ich habe es schon vor einiger Zeit prognostiziert: Auch dieses Talphase geht irgendwann einmal zu Ende. Wir müssen nur aufpassen, dass der Aufschwung nicht zu steil wird, denn eine zu starke Nachfrage könnte uns alle wieder zu sehr (über)fordern, ähnlich wie während der Pandemie. Die Zinsen gehen runter, die Bauwirtschaft springt wieder an, die geopolitischen Themen entspannen sich, es kommt die Zuversicht, die Stimmung wird wieder besser und, dann kann es sehr schnell aufwärts gehen. Und wir wissen alle: Das Geld ist da. Es ist nicht weg, es wird nur gespart. Wir haben eine Sparquote von 12 Prozent, normalerweise liegt sie bei 7 bis 8 Prozent, also aktuell extrem hoch. Kann das Fallen der KIM Verordnung hier noch einen entscheiden Push geben? Die Häuslbauer, das sind primär die Jungen, brauchen die Finanzierung. Es kann durchaus sein, dass es während der Planungsphase zu Verzögerungen kommt. Zuerst braucht es die Finanzierung, dann kann erst der Auftrag für den Bau gegeben werden. Im Fachhandel würde ich aber sagen, dass drei Viertel der Kunden aus der Sanierung kommen, nur ein Viertel aus dem Neubau. Das kann natürlich regional unterschiedlich sein. Speziell im Fachhandel treffen diese Zahlen zu. In der Großfläche dürfte es eher 50:50 sein. Mit dem Wegfall von kika/Leiner ergibt sich doch eine Chance für den Fachhandel? Ich meine jetzt nicht nur von den Verkaufszahlen am Markt sondern auch von den ehemaligen Mitarbeitern. Die haben ja einen Kundestock und den könnten sie ja in einen neuen Job bei einem Fachhändler mitnehmen? Mit Sicherheit. Wobei jetzt die Zeit dafür wahrscheinlich noch nicht reif ist und es noch nicht relevant ist. Vor zwei, drei Jahren wäre es anders gewesen. Da hätte man händeringend nach Mitarbeitern gesucht, das ist jetzt nicht der Fall. Man nimmt jetzt nicht zusätzlich neue Leute auf. So viel Volumen ist zurzeit nicht vorhanden. Ich vermute, dass es in einem Jahr anders ausschauen wird, in der Hoffnung, dass der eine oder andere dort Fuß fasst. Ich höre aber stark aus der Branche, dass es den einen oder anderen aus dem kika/Leiner-Umfeld gibt, der sich jetzt selbstständig macht, entsprechende Ideen sowie einen Kundenstock hat und etwas machen will. Da sind viele unterwegs, um diese Kontakte zu knüpfen. Foto links: SERVICE&MORE/Felix Büchele, Foto diese Seite: Tischlerei Freund/Klaus Bauer Photomotion » „Die Verzahnung von Website und physischem Schauraum sind essenziell.“ „Im Fachhandel würde ich sagen, dass drei Viertel der Kunden aus der Sanierung kommen, nur ein Viertel aus dem Neubau.“
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