wohninsider Februar-März 2025

26 wohninsider.at | Februar/März | 01. 2025 DESIGN : TRENDS Vielleicht war es am Ende eine deutsche Tugend, die den Ausschlag gab. Werner Aisslinger fällt auf die Frage nach seinem Erfolgsmoment als erstes die Arbeitsmoral ein. „Ich habe schon immer viel gearbeitet. Auch heute arbeite ich in der Regel sieben Tage die Woche. Das ist die Basis von allem – und dann kommt es auf das richtige Timing an“, weiß Aisslinger: „Alle sieben Jahre sollte es ein Leuchtturmprojekt geben.“ Das sind solche Projekte, bei denen alle Fäden zusammenlaufen: mit dem richtigen Partner, mit dem richtigen Zeitgeist, mit dem richtigen Grad an Freiheit und letztlich mit der richtigen Idee. „Das sind dann die Projekte, die ein Büro wieder für die nächsten Jahre tragen.“ Der aktuelle Zeitgeist Wie geht es weiter mit dem Interior-Design? Sicher ist, dass sich die junge Generation immer von ihren Eltern abheben will, meint Theres Sudrock: „Es war zuletzt schon immer sehr clean – mit Betonoptik, Eiche, Glas, Stahl. Alles sehr puristisch und grau. Ich glaube, diese Phase ist vorbei.“ Barbara Wiethoff kann das nur bestätigen und beobachtet alle sieben Jahre – da ist sie wieder, die magische Sieben – große Veränderungen im Zeitgeist. Die Frage ist immer: „Je weiter wir vom nächsten Geschmackswandel entfernt sind, desto mutiger ist die Entscheidung, etwas anders zu machen, als es dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Es kommt also immer darauf an, an welcher Stelle des jeweiligen Zyklus wir uns befinden.“ Ute Bröker diagnostiziert zum aktuellen Zeitgeist, dass Individualisierung ein Megatrend ist, der nicht mehr verschwinden wird. „Wir müssen uns nicht nur im Premiumbereich, sondern auch im Mainstream darauf einstellen, dass wir mit unserem Design Lifestyles und nicht mehr Produktkategorien bedienen.“ Gefährliche Marktmechanismen Und was ist für die Produktdesignerin nun die Messgröße für Erfolg – Geld oder Ruhm? Ute Bröker lacht: „Bei der heutigen Frequenz in den Möbelhäusern ist der Designpreis wahrscheinlich leichter zu erreichen als Umsatz. Aber im Ernst: Die Herangehensweise an das Möbeldesign im Hinblick auf einen Designpreis ist eine ganz andere als an das Möbeldesign im Mainstream-Bereich, wo es auf ganz andere Kriterien ankommt wie z.B. Sichtbarkeit im Handel, effiziente Produktion, wenig Reklamationen.“ Der interdisziplinär arbeitende Werner Aisslinger beobachtet, dass diese Kriterien in der Einrichtungsbranche immer stärker auf die Spitze getrieben werden und warnt: „Das Überlebensmodell ,Designer‘ ist eine aussterbende Spezies. Die Halbwertszeit der Produkte auf dem Markt wird immer kürzer, an Long Runner glaubt niemand mehr. Damit verliert die Möbelindustrie insgesamt an Konsistenz. In diesem Prozess werden die Designer zerrieben.“ International kreativ sein Der Schlüssel zum Erfolg liegt also vielleicht in der Internationalisierung, um dem Geschäft neue Türen zu öffnen? Werner Aisslinger, der in vielen Ländern der Welt gearbeitet hat und auch ein Büro in Singapur betreibt, gab den Gästen im FURNITURE FUTURE FORUM einen Einblick in seine Projekte und erklärt: „Deutschen Designern wird weltweit mit Skepsis begegnet – es gibt historische Barrieren, aber auch Schubladen, sodass man schnell in die teutoFotos: FURNITURE FUTURE FORUM 2. FURNITURE TALK Der schmale Grat des Erfolgs – und die magische Sieben Was macht Design erfolgreich? So lautete die Leitfrage des 2. FURNITURE TALK im FURNITURE FUTURE FORUM in Bünde, mit der sich Werner Aisslinger (Studio Aisslinger, Berlin), Barbara Wiethoff (JOI-Design, Hamburg), Theres Sudbrock (Sudbrock Möbelhandwerk, Rietberg) und Ute Bröker (Bröker Design, Herzebrock-Clarholz) auf Einladung von Katrin de Louw auseinandersetzten. Das Interesse an der Expertenrunde war so groß, dass das FURNITURE FUTURE FORUM am 13. Februar bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Experten-Talkrunde.

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