01. 2025 | Februar/März | wohninsider.at 25 BRANCHENTALK Wachstum in der Baubranche gebracht und das spürt die gesamte Wirtschaft. Das Thema Nachhaltigkeit ist gut und schön, aber viele Bestimmungen sind für kleine Händler nicht handelbar. Kreislaufwirtschaft sehe ich ebenfalls positiv, aber bitte alles mit Maß und Ziel. Derzeit brauchen die Betriebe zu den Umsetzungen eigenes Personal, das finanziell belastet und die Produkte nur teurer macht. Und so geht es weiter. Zum Beispiel das Lieferkettengesetz und der digitale Produktpass klingen gut, sind aber für kleine Händler – und das ist die Struktur in Österreich – nicht umsetzbar. Was macht der Händler, wenn er ein Produkt verändert? Eine andere Front auf einen kleinen Vorzimmerschrank, andere Füße usw. Wie weist man das dann aus, was ist zu tun? Und empfindliche Strafen von diversen Behörden sind schnell am Tisch. All das macht nicht gerade gute Stimmung in der Unternehmerschaft. Viele haben ernst zu nehmende Existenzängste, da es kaum möglich sein wird, konkurrenzfähig zu bleiben, wenn all diese zusätzliche Bürokratie mit zusätzlichem Personal bewältigt werden muss. Was kann die Berufsvertretung für ihre Mitglieder tun? Wir arbeiten Konzepte aus, erklären Gesetze in verständlicher Sprache und filtern heraus, was in den Betrieben wie umgesetzt werden muss. Wie ist die Stimmung in der Branche? Ich glaube, das Geschäft wird besser. Im Jänner wurde gut verkauft und auch die erste Februarwoche war bei uns klar besser als im Vorjahr. Durch die KIM-Verordnung ist ein gewisser Rückstau vorhanden. Nun gibt es wieder viele, die 2026 bauen und sich jetzt schon eine Küche planen lassen. Die Nachfrage nach Küchen ist so gut wie schon jahrelang nicht mehr. Motivierend ist, dass wieder genügend interessierte Leute unterwegs sind, auch wenn es oftmals lange dauert, bis es zum Geschäftsabschluss kommt. Erfreulich kommt hinzu, dass das Thema Schlafen wieder gefragter ist und im Trend liegt. Die Kika/Leiner Pleite – hilft das dem Fachhandel? Sicherlich fangen wir was auf. IKEA wird profitieren, ein Großteil wird sich auf die Lutz-Gruppe verlagern, aber auch der Fachhandel wird was bekommen. Da bin ich sicher: Das Geschäft kommt zurück. Ich telefoniere regelmäßig mit den Einkaufsverbänden, mit welchen wir nun auch ein gemeinsames Projekt haben. Wie schaut das aus? Wir wollen einen Trendradar mit Dr. Oliver Schauer von der Fachhochschule Steyr, den Einkaufsverbänden und der WKO unter meiner Führung auf die Beine stellen. Die FH erstellt in einem Trendradar Megatrends, Macro- und Microtrends für den Einrichtungsfachhandel und macht dazu Umfragen und Workshops. Wann wird es den ersten Trendradar geben? Ich schätze bis Sommer werden wir den ersten Trendradar vorliegen haben. Der erste Workshop findet Anfang März mit den Einkaufsverbänden statt. Aber auch während der dann folgenden Kammerwahlen arbeiten wir natürlich auch inhaltlich weiter und erwarten uns visionäre Ansichten zu gewinnen. Diese sollen auch in eine entsprechende Werbekampagne einfließen, die gemeinschaftlich von den Einkaufsverbänden angedacht ist. Dafür werden gerade Kosten ermittelt und ein Konzept erstellt. Zum Thema Werbung: Wenn man in Wien den Konsumenten fragt, dann kennt man den Lutz, den Ikea und den Ludwig. Aber den Begriff des Fachgeschäftes, den kennt keiner und der gehört in den Vordergrund. Jetzt geht es darum, Werbeaktivitäten der Verbände zu bündeln. Eine hohe sechsstellige Zahl, davon geh ich aus, sonst brauchen wir gar nicht erst starten! Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Was sind die Schwerpunkte? Natürlich gehören noch Ausbildung und das Thema KI dazu. Die Fortentwicklung der EBA-App, die Zusammenarbeit mit den Prüfer:innen, Werbung für die Aufnahme von Lehrlingen in KMUs sind nur einige unserer laufenden Tätigkeiten, die wir bei der Ausbildung weiterverfolgen werden. Beim Thema KI merken wir, dass einige wenige Betriebe KI stark und zeitsparend nutzen. Wir werden hier eine Untergruppe einsetzen, die das Thema KI intensiv bearbeitet und den Nutzen stärker verbreitet. Wo liegen sonst noch Probleme? Das größte Problem ist das Montieren – eine körperlich sehr anstrengende Arbeit, die nur wenige bis ins hohe Alter ausführen möchten. Gerade ein Monteur kann aber viele Hindernisse und Probleme lösen, z.B. Ausschnittmaß beim Kochfeld und generell richtiges Ausmessen. Eine gewisse Planungskompetenz wird da sicherlich die KI übernehmen, aber man muss damit auch umgehen können. Unsere Kunden brauchen hier kompetente Hilfe – nicht nur bei der Produktauswahl, sondern auch beim Planen und Montieren. Es geht eben nicht alles online. Personal wird und ist somit der Schlüssel zum Erfolg. Im Verkauf genauso wie in der Montage. www.wko.at/oe/handel/elektroeinrichtungsfachhandel/start „Wir wollen einen Trendradar auf die Beine stellen.“ „Ich glaube, das Geschäft wird besser.“
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