wohninsider April/Mai 2021

110 wohninsider.at | April/Mai | 02. 2021 TRAINING : WISSEN G eschäfte geschlossen, Caf s dicht, die Innenstadt wie ausgestorben. Allein der On- linehandel rettet den Vertrieb durch die Pandemie-Maß- nahmen. Neben dem klassischen Direktver- trieb platziert sich der Onlinehandel mit 68 Prozent an der Spitze, so der Bundesverband Direktvertrieb Deutschland e. V. (BDD) in seiner Studie mit der Universität Mannheim. Das entspricht sieben von zehn Unterneh- men, die im Zeitraum 2019/2020 demnach Waren im Onlineshop, über Onlinemarkt- plätze oder Social Media vertrieben. Wer seine Produkte ohne Zwischenhändler an Konsumenten bringen will, der kommt um den eigenen Onlineshop nicht herum. Der Vertriebstrend Direct-to-Consumer begann kurz vor der Pandemie, nun nimmt er maß- geblich zu. Wer aber denkt, dass der massive Onlinever- trieb mit all den vielen Artikeln und ihren Beschreibungen gänzlich ungefährlich sei, liegt falsch. Denn Produktfälscher greifen seit Jahren Detailangaben der feilgebotenen Waren ab. Der anonyme Verkauf arbeitet zu- sätzlich für die Plagiatoren. Besonders zu die- ser schwierigen Zeit können sich viele Unter- nehmen keinen weiteren Umsatzeinbruch erlauben. Menschen kaufen Produkte digital ein, die sie sonst online nicht einmal suchten. Durch Lieferengpässe erfüllten Originalher- steller nicht einmal die Nachfrage. Wie kön- nen Unternehmen also ihre Ware schützen? Die Marke labeln Vor jedem weiteren Schritt steht die Regis- trierung der Marke. Ohne korrekte Ein- tragung erfolgt kein rechtlicher Schutz. Ein juristischer Rechtshintergrund muss sowohl für Juristen als auch für exekutive Schutz- anbieter bestehen, sonst sind beide nicht handlungsfähig. Dies gilt auch im Ausland. Deshalb müssen Rechtsinhaber wissen, wo sie ihre Waren anbieten und wo nicht. Gilt der Schutz nur im DACH-Raum, überden- ken Hersteller den Verkauf via Onlinemarkt- plätze. Durch die Anonymität des digitalen Handels studieren Fälscher auf der ganzen Welt die Originalartikel bis ins kleinste De- tail. Verkaufen diese Produktpiraten ihre Fakes im Ausland, bleibt dem wahren Her- steller keine legale Möglichkeit zur Anklage. Und ist die Fälschung erst einmal auf dem Markt, wartet viel Arbeit auf Unternehmen und Rechtsabteilung. Legal gegen illegal Markenrechtsanwälte spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen Fakes und sollten deshalb zur Beratung konsultiert werden. Sie unterstützen bei der Anmeldung der Marke oder der Produkte bis hin zu Abmahnungen, einstweiligen Verfügungen und dem Straf- recht. „Es ist schlicht und einfach organi- sierte Kriminalität mit einer enorm hohen Gewinnquote, gegen die man sich hier weh- ren muss“, erklärt Markenrechtsanwalt Jens Hölscher. Als erfahrener Jurist kämpft er seit Jahren international für Unternehmen und ihre Rechte. „Ohne eine exakte und vor al- lem schnelle Arbeit eines versierten Marken- rechtlers hat man keine Chance. Zusätzlich zum juristisch Schutz empfehlen sich auch nicht-juristische Lösungsansätze, die Kunden ansprechend für das Thema Fakes sensibili- sieren.“ Denn das Fahnden nach Fälschern löst nur einen Teil des Problems. Auch Kun- den über Fakes aufzuklären gehört dazu. Die Kundschaft aufklären Angebote mit der Anmut eines guten Deals erfreuen die Kunden, selbst bei Fälschungs- gefahr. Dass Plagiate gefährlich sein können, bedenken nur wenige. Unverträgliche Weich- macher, chemische Farbstoffe und scharfe Kanten verhöhnen Prüfzeichen wie das GS- Siegel, die solche Gefahren von Kunden iso- lieren sollen. Über digitale Marktplätze fluten Fakes den Markt mitsamt falschem Emblem und schädlichen Inhaltsstoffen. So bringen Fälschungen Unschuldige in Lebensgefahr und zerstören gleichzeitig das Markenimage. Fotos: privat Nicole Jasmin Hofmann ist CEO und Co-Gründerin der Sentryc GmbH aus Berlin. Die Seriengrün- derin schloss ihre Studien am IMK- Institut für Marketing & Kommuni- kation sowie an der Frankfurt School of Finance & Management ab. Bevor sie zum Gründerteam des Software- Anbieters für Brandprotection stieß, führte sie verschiedene Start-Ups der ProSiebenSat1-Gruppe. Hofmann zeichnete hier unter anderem für den strategischen Aufbau von preis24. de sowie diverser Brands des Health- und Wellness-Unternehmens 7NXT verantwortlich. www.sentryc.com PRODUKTPIRATEN UND DESIGN-DIEBE DER PRODUKT- UND MARKENSCHUTZ IM DIGITALEN VERTRIEB A utorin : N icole J asmin H ofmann , CEO und C o -G ründerin der S entryc G mb H

RkJQdWJsaXNoZXIy NDA0NA==