Dezember 2019 / Jänner 2020

06.2019 |Dezember/Jänner |wohninsider.at 23 Der Preis ist bei vielen Konsumenten das ebenso wichtige Argument... Ja, aber das ist ein Trugbild. Denn in Wirklich- keit ist das eine Spirale, in der der Konsument gehalten wird. Das normale Volk kann ja nie reich werden, weil man immer alles neu kaufen muss! Und aus dem Radl kommt man dann nie mehr raus. Man muss einmal eine gewisse Flughöhe erreichen und dann hat man sich da- von befreit. Denn diese Hochwert-Dinge ver- lieren ja auch nicht an Wert. Wenn ich mir ei- nen Bugatti kaufe, kostet der einmal ordentlich viel Geld, aber der wird über die Jahre nicht weniger wert. Wenn ich mir hingegen einen Golf kaufe, ist der bei der Anmeldung schon 40 % weniger wert als im Autohaus. Unsere Philosophie ist auf Beständigkeit ausgelegt. Unsere Produkte etwa kann man immer repa- rieren und die passen auch überall dazu. Wie sehen Sie die Arbeit von größeren Vollholzbetrieben? Die machen meiner Ansicht nach schon sehr gute Produkte, können aber natürlich nicht so sehr in die Individualität gehen. Unter dem Strich haben sie gute Qualität, gutes Material, gute Oberfläche. Ab einer gewissen Größe tut man sich halt mit den Öko-Bilanzen schwerer. Und für mich stellt sich halt die Frage, ob die noch regional einkaufen können. So viel, wie die machen, wächst ja gar nicht regional. Was sind Ihre Ziele? Ich will gar nicht groß, ich will nur besser wer- den. Wir stellen Möbel her, ich mach Semi- nare, ich mach Hausplanungen, Wohnungs- umbauten und seit zwei Jahren bin ich auch gerichtlich beeideter Sachverständiger. Wie entstehen Ihrer Meinung nach Trends? Trends werden größtenteils von der Industrie gemacht. Das ist meiner Meinung nach ein- fach zu erklären. Die Industrie schaut, was kann man leicht herstellen und optimiert die Fertigungskosten. Wir haben vor 20 Jahren für einen Küchenhersteller eine Landhauskü- che entwickelt und der Produktionsleiter hat uns das damals genauso erklärt. Ein anderes Beispiel: Warum haben wir Einzelmöbel? – Weil es einfach zu montieren ist. Die hatten wir schon viel früher. Dann kam Schütte-Li- hotzky und wir haben Küchen plötzlich ein- gebaut. Jetzt gehen wir wieder in die andere Richtung. Da wird ein Küchenblock geplant, sodass ein relativ ungeschultes Personal das leicht hinstellen kann. Denn, heutzutage muss man leider immer mehr damit rechnen, dass die ausführenden Menschen fachlich immer ungebildeter werden. Wird es in Zukunft das Handwerk noch geben? Meiner Meinung nach muss man nur in die USA schauen. Die sind uns immer gut 10- 15 Jahre voraus.Vor 13 Jahren, als ich durch die USA gereist bin, hatten die überall Or- ganic Food für die Reichen, aber kaum noch Handwerk, nur mehr kleine Garagenfirmen, die die Reichen beliefert haben. Die Mittel- schicht gibt es nicht mehr und die Unter- schicht kauft billigen Ramsch. Und ich denke, das erwartet uns auch. Eines muss man auch dazu sagen: Die Industrie ist den meisten Tischlereien bei Standardspanplattenmöbeln usw. weitaus überlegen. Die können das viel besser, günstiger und effizienter. Wenn dann die Möbel aus dem 3D-Drucker kommen, ha- ben die, die jetzt billige Möbel machen, über- haupt keine Daseinsberechtigung mehr. Vielen Menschen ist das auch nicht in dieser Form bewusst... Wenn man das etwas bekannter macht, wer- den einige vielleicht ihr Kaufverhalten ändern. Denn es ist ja nicht so, dass ich mir mit mei- nem Tisch eine goldene Nase verdiene und der Möbeldiskonter verdient nichts. – Wir haben im Gegensatz zum Produzenten in Fernost Umweltauflagen zu erfüllen, ein Sozialsystem, Personalkosten usw. Und weil das wenig be- kannt ist, muss der Staat da helfend eingreifen. Etwa mit einem staatlichen Klima-Bonus für Tischlereien und regionale Handwerksbetrie- be, die mit kleinem ökologischen Fußabdruck arbeiten. Hier kann man auch lokal ansetzen und jeder seinen Teil dazu beitragen. Denn eines ist klar, wenn wir diesen Planeten retten wollen, dann müssen wir uns schnell etwas ein- fallen lassen. Und das auch umsetzen... www.rgl.co.at Ì Ì Gegenüberstellung Vergleichsprodukt industrielle Fertigung, MDF-Platten – massiver Eichentisch aus regionalem Handwerk Ì Ì Regionaler Tischler hat einen verbes- serten Fußabdruck um den Faktor 7 gegenüber Vollholz-Industrie Ì Ì Der Faktor Tisch von regionalem Vollholz-Tischler und MDF-Tisch aus Industrie beträgt sogar 81(!) Ì Ì Vollholz ist nachhaltig und langfristiger CO 2 -Speicher Ì Ì Auswahl des Stromversorgers ist wichtig, ebenso Verzicht auf Verpackung etc. Ì Ì Herkunft der Rohstoffe ist wesentlich Ì Ì Lackierung der Produkte beeinflussen Ergebnis massiv, noch gravierender: Buntlacke Link zur Studie der WKO: bit.ly/2YDR5IC 1_ Dieses Möbel hat Lechner vor 20 Jahren geplant und gebaut. Vom Design zeitlos, das Holz im Preis steigend, da die Ulme (Rüster) als ausgestorben gilt. 2_ Roman Lechner lässt sein Holz an der frischen Luft reifen und verkauft es auch an andere Tischler: „Ich bin einer der wenigen, der Zirbe freiluftgetrocknet anbietet.“ 3_ So sieht ein Naturholzboden bei Roman Lechner aus: 8 mm Nutzschicht statt der meist verkauften 3,5 mm. Lechner: „Die haben alle nur 3,5 mm Nutzschicht, weil man unter 3 mm Furnier dazu sagen müsste.“ Die Studie in Eckpunkten von DI Dr. Christian Krotscheck

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