wohninsider Juni-Juli 2018

wohninsider.at 29 NETZWERKE gemeinen Überzeugung – gerade kleine und mittlere Unternehmen im Vorteil. „Aufgrund ihrer überschaubaren Größe verfügen KMU meist über vertieftere Kenntnisse ihrer Mit- arbeiter als Großkonzerne“, erläutert Franzis- ka Weis, Dozentin an der Fachhochschule St. Gallen. „Dieses Wissen gilt es, in Form einer Zielgruppendefinition aufzubereiten.“ Vom USP zum EVP Fragen, die man sich in dieser Phase stellt: Aus welchem Personenkreis sollen künftige Mitarbeiter kommen? Wie würde ich einen Wunschkandidaten meines Unternehmens be- schreiben? Daran anschließend ist die eigene Arbeitgebermarke zu bestimmen. Welches sind die Stärken des Unternehmens? Wie lässt sich mein Unternehmen als Arbeitgeber beschrei- ben (Unternehmensstruktur, Hierarchien, Be- triebsklima)? Wo liegt nun die Schnittmenge zwischen Zielgruppendefinition und Markeni- dentität? Durch den Abgleich der beiden Berei- che erhält man die Employer Value Proposition (EVP). Das sind jene Vorteile, die ein Unter- nehmen der Zielgruppe bietet. KMU können hier mit Stärken wie Regionalität, Familiarität oder mit vielseitigen Aufgaben punkten. Doppelpass zwischen Regional- und Fachmedium KMU haben Vorteile gegenüber Konzernen, aber auch einen entscheidenden Nachteil: den geringeren Bekanntheitsgrad. Groß angelegte Werbekampagnen sind dennoch nicht vonnö- ten. Oft reicht ein „selektiver“ Aufbau der Be- kanntheit – in der Region sowie innerhalb der Branche. Bei klassischen Printmedien, funk- tioniert dies über das Marketing-technische Doppelpass-Spiel zwischen Regionalzeitung und Fachzeitschrift. „Unternehmen sind für Bewerber interessant, wenn sie Erfolge vor- weisen können und darüber in den Medien berichtet wird. Neue Produkte und Dienst- leistungen, Erfolge auf Exportmärkten, Um- satzzuwächse, eine gute Ertragslage oder auch das Firmenjubiläum sind solche Signa- le für potenzielle Bewerber“, führt Immer- schitt aus. Human Resources-PR wiederum stellt die Arbeitswelt im Unternehmen in den Mittelpunkt. Häufig erzählt sie Geschichten, in denen es „menschelt“. Das funktioniert gut über Social Media-Kanäle wie Facebook oder YouTube. Die Qualität der zwischenmenschlichen Be- ziehung ist es, was Klein- und Mittelbetrie- be häufig auszeichnet. „Mitarbeiter in KMU identifizieren sich meist stark mit ihrem Un- ternehmen und sind daher bereit, im Bekann- tenkreis für ihren Arbeitgeber zu werben“, spricht Employer Branding-Experte Benja- min von Walter ein kostengünstiges und effek- tives Werbe-Instrument an: das Weiteremp- fehlungs-Marketing. Für Jobsucher nämlich gibt es keine glaubwürdigere Informations- quelle als bestehende Mitarbeiter. „Legt man herkömmliche Stelleninserate neben Todesanzeigen, ist der Unterschied optisch oft nicht groß.“ Kommunikationsprofi Wolfgang Immerschitt plädiert für mehr Kreativität bei der Mitarbeitersuche. Eine „Arbeitgebermarke“ hat jedes Unter- nehmen, das Mitarbeiter beschäftigt – ob es nun will oder nicht. Wie man diese Marke- nidentität als KMU entwickelt und pflegt, beschreiben Wolfgang Immerschitt und Marcus Stumpf. Trotz des wissenschaftli- chen Hintergrunds der Autoren ist das Buch gut verdaulich und wartet mit konkreten Handlungsoptionen und Tipps auf. Interes- sant sind die Best Practice-Beispiele aus un- terschiedlichen Branchen. Immerschitt/Stumpf: Employer Branding für KMU. Der Mittelstand als attraktiver Arbeitgeber. Springer Gabler Verlag, 2018 (zweite, aktualisierte Auflage) „Arbeitgeber treffen heute auf eine selbstbewusste ‚Generation Vollbeschäftigung‘.“ Marcus Stumpf, Professor für Marketing und Markenmanagement wohn insider buch tipp CHECK! Eine Checkliste zum Thema Employer Branding finden Sie zum Download unter: bit.ly/2sRDezH Die große Stärke der Kleinen

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