wohninsider Juni-Juli 2018

28 wohninsider.at NETZWERKE ine kürzlich durchgeführte Stu- die von Ernst & Young im öster- reichischen Mittelstand macht deutlich, was viele Unterneh- mer spüren: Es zwickt an allen Ecken und Enden. „Regional herrscht teilwei- se Vollbeschäftigung, gut ausgebildete Fach- kräfte können sich ihren Arbeitgeber längst aussuchen“, kommentiert EY-Managing Part- ner Erich Lehner. „Gerade kleinere Betriebe, die mit börsennotierten Unternehmen um Ar- beitskräfte konkurrieren, können Stellen oft nur mühsam oder gar nicht besetzen.“ Jedes dritte Unternehmen plant, zusätzlich Mitar- beiter einzustellen, wogegen nur vier Prozent Stellen streichen wollen. 79 Prozent klagen über Schwierigkeiten bei der Suche nach ge- eigneten Arbeitskräften. Niemand bleibt verschont Dabei geht’s längst nicht mehr nur um Köche oder IT-Profis. In der Handelsbranche ist die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern nur unwesentlich leichter als in Industrie- oder Transportunternehmen. Lehner: „Es gibt in Österreich keine Branche und keinen Ort mehr, der verschont bleibt.“ Als „größte Ge- fahr“ für die Entwicklung ihres Unterneh- mens sehen KMU-Chefs daher den Fachkräf- temangel. 56 Prozent beklagen bereits jetzt Umsatzeinbußen infolgedessen. Versuche, junge Menschen zur Lehre zu bewegen, ha- ben in der Vergangenheit nicht ausreichend gefruchtet – trotz Image-Kampagnen und dualer Ausbildungsmodelle. Arbeitskräfte aus dem Ausland zu holen, wird schwieriger. „Länder wie Tschechien, Ungarn, Polen oder Rumänien haben heute eine geringere Ar- beitslosigkeit als Österreich“, weiß der WKÖ- Arbeitsmarktexperte Martin Gleitsmann. „Fachkräftemangel ist das Thema Nummer eins – nicht nur in österreichischen Betrieben, sondern in ganz Europa.“ Weniger Schüler = weniger künftige Arbeitskräfte Letztlich hat die demografische Entwicklung zur gegenwärtigen Verknappung am Arbeits- markt geführt. Die Situation wird auch nicht besser, wenn die derzeitige Schülergeneration auf den Arbeitsmarkt drängt – im Gegenteil: „Seit dem Schuljahr 2000/2001 ist die Zahl der Schüler von knapp 1,19 auf 1,12 Millionen gesunken“, analysiert Marcus Stumpf im Buch „Employer Branding für KMU“. Employer Branding weist den Weg zu einer starken Ar- beitgebermarke. Hier sind – entgegen der all- MIT EMPLOYER BRANDING GEGEN DEN FACHKRÄFTEMANGEL Verzweifelt gesucht: MITARBEITER! Ein Stoßseufzer geht durch alle Branchen: Der Fachkräftemangel macht sich überall schmerzhaft bemerkbar. Das muss nicht sein, denn mit konsequentem Emplo- yer Branding können gerade KMU bei künftigen Arbeitneh- mern punkten. V on R einhard E bner „Es gibt in Österreich keine Branche und keinen Ort mehr, der vom Fachkräftemangel verschont bleibt.“ Erich Lehner , Ernst & Young Qualifizierte Mitarbeiter fehlen überall. Am schwersten trifft’s Westösterreich. „KMU punkten mit regiona- ler und familiärer Verbun- denheit, einer großen Auf- gabenbreite oder kurzen Entscheidungswegen.“ Franziska Weis , Dozentin an der Fachhochschule St. Gallen. Fotos: © Springer Gabler Verlag, Stumpf, Weis | Grafik: © EY

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