BSH-GF Ulrike Pesta im Interview

Als Mehrmarken-Anbieter, der alle Zielgruppen bedienen kann, hat die BSH eine Sonderstellung am (heimischen) Hausgeräte-Markt. Wir sprachen mit Geschäftsführerin Ulrike Pesta über das Unternehmen als Arbeitgeber, ungenutzte Potenziale und notwendige Initiativen.

 

Frau Pesta, wo sehen Sie die besonderen Vorteile, aber auch Herausforderungen kurz- und mittelfristig für Ihr Unternehmen als Mehrmarken-Anbieter und wie begegnet man diesen (bereits jetzt)?

Das starke Markenportfolio ist eines der wichtigsten Assets der BSH. Denn die Zielgruppe für Hausgeräte und ihre Ansprüche, Nutzungsweisen und Erwartungen an Hausgeräte sind sehr unterschiedlich. Wir können mit Stolz behaupten, dass wir für unterschiedliche Vorlieben und Bedürfnisse genau das richtige Produkt bieten können und das auch noch mit mehreren starken, renommierten Marken. Natürlich müssen wir dazu auch eine gewisse Differenzierung schaffen, die wir in vielfältigen Aspekten umsetzen und kommunizieren: vom Design über die Funktionen bis hin zur Preisklasse beispielsweise.

In den letzten Jahren legen wir außerdem einen stärkeren Fokus auf die BSH als Arbeitgebermarke. Da in der Kommunikation seit jeher unsere Hausgerätemarken klar im Fokus stehen, was auch zu entsprechend erfolgreichen und etablierten Marken geführt hat. Gleichzeitig ist es für uns wichtig, auch als Arbeitgeber aufzutreten, der nicht nur spannende Tätigkeiten für tolle Marken, sondern auch hervorragende Rahmenbedingungen für Mitarbeitende bietet. Denn viele potentielle Bewerber:innen kennen zwar unsere Marken, jedoch nicht die BSH. Da ist uns im Vorjahr mit der Auszeichnung als „Great Place to Work“ ein wichtiger Meilenstein gelungen.

Mit der Bekanntgabe, fortan Ersatzteile für 15 Jahre für Großgeräte und zehn Jahre für Kleingeräte zu liefern, setzt die BSH ein klares Zeichen in Sachen Reparierbarkeit. Welche Verantwortung hat ein Hausgeräte-Hersteller wie die BSH diesbezüglich (und allgemein) in der Gesellschaft und welche weiteren Schritte in Sachen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft insbesondere hier in Österreich sind geplant/in Ausarbeitung?

Wir wollen, dass alle Hausgeräte lange Freude bereiten und geben mit unseren Qualitätsmarken diesbezüglich auch ein Versprechen ab. Deshalb sind die BSH-Produkte grundsätzlich auf Langlebigkeit ausgelegt und erfüllen höchste Qualitätsstandards. Das spiegelt sich auch in den häufigen Auszeichnungen der BSH-Produkte durch Testinstitute, wie z.B. die deutsche Stiftung Warentest oder den VKI in Österreich wider. Eine Reparatur ist häufig nachhaltiger als die Beschaffung eines neuen Gerätes. Dass die BSH die Ersatzteilverfügbarkeit nun noch weiter ausgedehnt hat, ist ein klares Bekenntnis zur hohen Qualität und Langlebigkeit der BSH-Produkte. In Kombination mit unserer starken Kundendienstorganisation, die uns am Markt spürbar differenziert, stellen wir unter Beweis, dass wir das Thema ernst nehmen und hier den Endkonsument:innen einen klaren Mehrwert bieten.

Dass die BSH die Ersatzteilverfügbarkeit nun noch weiter ausgedehnt hat, ist ein klares Bekenntnis zur hohen Qualität und Langlebigkeit der BSH-Produkte. In Kombination mit unserer starken Kundendienstorganisation, die uns am Markt spürbar differenziert, stellen wir unter Beweis, dass wir das Thema ernst nehmen und hier den Endkonsument:innen einen klaren Mehrwert bieten.

Nachhaltigkeit ist ja ein sehr breites Thema, dementsprechend drehen wir auch parallel an vielen Schrauben in unterschiedlichen Bereichen. Als Europas Hausgerätehersteller Nummer 1 ist es ein zentrales Ziel der BSH, den Einsatz von Ressourcen, Emissionen und den Energieverbrauch entlang der gesamten Wertschöpfungskette weiter zu minimieren. Seit 2020 operieren alle unsere Standorte weltweit CO2-neutral. Bis zum Ende des Jahres 2022 konnten wir 15 GWh Grünstrom erzeugen – genug, um 1,2 Mrd. iPhone 14 aufzuladen. Bis 2030 streben wir an, 120 GWh eigenen Grünstrom zu generieren. Zudem möchten wir bis dahin 100 Prozent grüne Energie an allen Standorten nutzen.

Außerdem wächst der Anteil recycelter Materialien in unseren Produkten und das Design wird modularer. Bei einigen Hausgeräten kann man dies bereits heute sehen und fühlen, beispielsweise in der Bosch Green Collection, die auf der IFA präsentiert wurde.

Nicht zuletzt machen wir genau dort einen Unterschied, wo unsere Kernkompetenzen liegen – mitten im Leben, im Zuhause der Menschen mit energieeffizienten, langlebigen und ressourcenschonenden Hausgeräten, die täglich im Einsatz sind. Unsere Hausgeräte tragen auf unterschiedlichste Weise dazu bei, dass das Leben der Menschen leichter und nachhaltiger wird. Indem sie Wasser, Energie und Waschmittel sparen oder keine Lebensmittel vergeuden, können Konsument:innen Geld sparen und zu Hause nachhaltig handeln.

Wird dieses Thema Ihrer Meinung nach vom Handel schon entsprechend angenommen und weitergetragen? Wo gibt es hier noch Verbesserungspotenzial?

Ja, wir merken ein sehr starkes Interesse, wobei in den letzten zwei Jahren aufgrund der Kostenentwicklung vor allem das Thema Energieeffizienz bei den Konsument:innen stark im Fokus stand. Wichtig ist beim Thema Nachhaltigkeit natürlich, dass die Informationen korrekt und auch für Endkonsument:innen transparent und belegbar sind. Gleichzeitig müssen Informationen auch einfach und verständlich sein, um überhaupt beim Endkonsument:innen anzukommen – nicht nur in unserer B2C-Kommunikation, sondern auch zum Händler hin, damit dieser im Verkaufsgespräch Endkund:innen auch von höherwertigen Geräten überzeugen kann.

Welche allgemeinen Veränderungen sehen Sie kurz- und mittelfristig auf die heimische (Fach-)Handelslandschaft zukommen und welche Maßnahmen könnten hier Ihrer Ansicht nach schon jetzt gesetzt werden?

Wir müssen in der aktuellen globalen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gemengelage damit zurechtkommen, dass sich alles ständig verändert. Daher ist es wichtig anpassungsfähig zu bleiben. Das gilt für uns als Industrie genauso wie für den Fachhandel. Ein Schlüsselthema für die heimische Fachhandelslandschaft sind sicherlich gute Mitarbeitende und eine entsprechende Nachfolgeplanung, die die Fachhändler oft vor größere Schwierigkeiten stellt. Eine Maßnahme könnte die Etablierung einer Nachfolgerbörse sein. Zusätzlich braucht es sicher auch Aktivitäten, die einer jüngeren Generation aufzeigen, welche Chancen und Potentiale es für sie im regionalen Fachhandel gibt, um die wahrgenommene Attraktivität dieses Karrierewegs zu erhöhen. Die Anforderungen haben sich sicher stark verändert bzw. sind umfangreicher geworden. Die Ansprache der Konsument:innen über Social Media beispielsweise ist ein Muss. Darin sehe ich aufgrund der Möglichkeit einer gezielten Ansprache (z.B. geografisch) gerade für den regionalen Fachhandel großes Potential. Fachhändler:innen, die es schaffen, sich mit ihrer Expertise als erste Anlaufstelle in ihrem Einzugsgebiet zu etablieren, entsprechend kompetente Beratung und Serviceleistungen bieten, sind damit sicher auch in Zukunft erfolgreich. Wir versuchen natürlich im Rahmen unserer Möglichkeiten die Fachhändler auch dabei zu unterstützen. Das Thema Marketing hat daher auch bei unseren Schulungen und Veranstaltungen für den Fachhandel enorm an Bedeutung gewonnen.

Eine Maßnahme könnte die Etablierung einer Nachfolgerbörse sein. Zusätzlich braucht es sicher auch Aktivitäten, die einer jüngeren Generation aufzeigen, welche Chancen und Potentiale es für sie im regionalen Fachhandel gibt, um die wahrgenommene Attraktivität dieses Karrierewegs zu erhöhen.

Mittelstandskreis, Exklusiv-Programme für den Fachhandel, Schulungen und B2B-Messen. Die BSH tut viel für ihre Fachhandelspartner. Wie geht es weiter, ist derlei auf lange Sicht überhaupt finanzierbar und wie kann sich Ihrer Meinung nach der heimische Möbel-Fachhandelspartner dies noch besser zunutze bzw. sich überhaupt als Vertriebsweg „unersetzlich“ machen.

Der Fachhandel ist und bleibt unser wichtigster Vertriebskanal. Es freut uns natürlich, dass unsere Aktivitäten auch so positiv wahrgenommen werden. Die Wertschätzung beruht hier auf Gegenseitigkeit und wir sind stolz auf die langjährige, sehr gute partnerschaftliche Zusammenarbeit. Sowohl den Mittelstandskreis als auch die Aktivitäten für unsere Fachhandelspartner in den Exklusivprogrammen werden wir weiter forcieren und haben auch im kommenden Jahr einiges geplant. Den Mittelstandskreis werden wir beispielsweise im April zu einem zweitägigen Event einladen, unter anderem mit Workshops und Produktschulungen sowie wertvollen Inputs rund um erfolgreiches Marketing speziell für Fachhändler. Auch für die Möbelfachhandelsvereine wird es im Rahmen der Generalversammlungen Veranstaltungen mit einem attraktiven Programm und fachkundigen Vortragenden geben.

Weißware wird im MFH oftmals nur „mitverkauft“ und der Fokus liegt dabei teilweise auf einigen wenigen Geräten. Mit welchen Initiativen könnte man (seitens Handel, Verbänden oder Industrie) das Geräte-Geschäft allgemein ankurbeln und neue Segmente wie etwa Waschmaschinen, Kleingeräte, aber auch Zubehör attraktiver im Sinne einer Kompletteinrichtung machen?

Unsere Vertriebsmannschaften stehen stets im engen Austausch mit dem Fachhandel, um attraktive Paketangebote für höherwertige Geräte oder umfangreichere Kommissionen zu schnüren. Zudem bieten wir auch laufend Verkaufsschulungen an, um auch das verfügbare Zubehör bzw. das breite Gerätesortiment und ergänzende Geräte stärker ins Bewusstsein der Verkäufer:innen zu rufen.

Ein Beispiel für Zubehör sind die neuen Flex Pans für unsere Flex-Induktionskochfelder. Die hochwertigen Pfannensets machen wirklich Spaß in der Handhabung, sehen schön aus und holen dabei auch noch das Beste aus den Induktionskochfeldern heraus.

Denn auch da gibt es bei Induktionskochgeschirr wesentliche Qualitätsunterschiede. Das muss im Verkaufsgespräch natürlich auch kompetent erklärt werden. Aber auch das Thema Dampfgaren ist ein gutes Beispiel. Oft erfahren Kund:innen erst im Beratungsgespräch, was Dampfbacköfen alles können und wie sie den Alltag in der Küche bereichern. Hier haben wir gemeinsam mit dem Fachhandel eine echte Erfolgsgeschichte geschrieben. Mit den neuesten Generationen bei Bosch, Siemens und Neff hat dabei ein neues Kapitel begonnen. Auch hier haben wir wieder viel Zeit und Engagement in die Schulung des Fachhandels investiert, um entsprechende Verkaufserfolge durch kompetente Beratung in der Küchenplanung zu ermöglichen.

www.bsh-group.com/at/

Quelle: BSH Hausgeräte GmbH/ Redaktion: Lilly Unterrader/wohninsider