Mehr Power für die Newcomer

In geballter Stärke strahlt dieser Tage der Branchennachwuchs im Rampenlicht. Freude und Stolz übertönen den kontinuierlichen Ruf nach Fachkräften – zumindest kurzfristig. Die Lösung liegt auf der Hand. Ein Kommentar.

Händeringend sucht die Branche nach Fachkräften. Das ist keinesfalls eine „hot news“, aber eine, die nach wie vor bewegt und immer wieder in die Verlängerung geht. Ende Juni markiert alljährlich eine gewisse Zäsur in der Nachwuchs-Fachkräfte-Suche-Dauerschleife. Denn genau dann, wenn das erste Halbjahr geschlagen und unter die ersten beiden Quartale ein Hakerl gesetzt werden kann, rückt die „next generation“ mit voller Kraft in den Fokus. Bei Lehrlingswettbewerben beweisen die Youngster, dass und was sie drauf haben, Absolvent:innen fachspezifischer Schulen ziehen los, um zu begeistern. Es gibt ihn also doch, den Nachwuchs, nach dem sich die Branche so sehnt.
 

Wert-Schätzung
 

Und inmitten all dieser Feierlichkeiten werden auch die vielen heimischen Betriebe sichtbar, die wie meist unter dem Radar segelnden, weil nicht so präsent wie viele Branchentiger, aber wie selbstverständlich aktiv und erfolgreich die Fachprofis von morgen ausbilden. Die große Wertschätzung für diese immense Leistung nicht nur der ausbildenden Institutionen und Personen, sondern vor allem des Könnens der Jungprofis wird deutlich – punktuell, dabei bräuchte es auch davon mehr: Wertschätzung motiviert, Präsenz beflügelt – und im Mix entsteht ein Cocktail, der befeuert und nicht selten immer neue Höchstleistungen hervor kitzelt. Dieser Faktor kommt im stressigen „daily business“ leider oft zu kurz, ist aber etwas, das sich mit wenig Aufwand ändern lässt. Warum nicht? Eben.

 

Mehr, bitte!
 

Im diesem freudigen Abschluss- und Auszeichnungstaumel wird der Ruf nach Fachkräften ganz leise – zumindest kurz. Der Applaus für den kompetenten Nachwuchs ist kaum verstummt, werden auch schon wieder die Stimmen für und die Hoffnung auf noch mehr von diesem Besten, das Lehrbetriebe und schulische Ausbildungslandschaft hervorzubringen vermögen, laut. Berechtigter Weise, zugleich aber auch paradox, wenn zwar über fehlende Fachkräfte gejammert, aber selbst zu wenig Eigeninitiative ergriffen wird. Keine Zeit, ein Kostenfaktor, viele Herausforderungen sind die Totschlagargumente, um die Ausbildung anderen zu überlassen. Dass Lehrlingsausbildung im Einrichtungshandel keine Raketenwissenschaft und die Ausbildung eines Lehrlings eine Bereicherung für den eigenen Betrieb sein kann unterstreichen KommR Ing. Hubert Kastinger und Mag. Bianca Dvorak, Obmann und Geschäftsführerin des Bundesgremiums, in einem spannenden Interview – nachzulesen hier in der wohninsider-Printausgabe 2/2024.
Überhaupt zeigen die Lehrlinge groß auf, der Tapezierernachwuchs beim Bundeslehrlingswettbewerb der Tapezierer und die nachwachsende Tischlergarde bei den Staatsmeisterschaften der Tischlerlehrlinge, während die diesjährigen Absolvent:innen der Ortweinschule mit Handwerk und pfiffiger Kreativität mal 29 brillieren und an der EBS Kuchl erneut 30 diplomierte Einrichtungsfachprofis für die Branche tipptopp und praxisnah ausgebildet wurden – Fortsetzung folgt im Herbst.

 

Alle sind gefragt
 

Es bewegt sich also durchaus etwas – und es ist noch viel mehr möglich. Sich zurückzulehnen und abzuwarten, dass andere die Ausbildung der „next generation“ schultern und bei der wertvollen Unterstützung der Fachkräfte den Sparstift anzusetzen, ist zu wenig und zu kurz gedacht. Alle sind gefragt. Es braucht mehr Power für die Ausbildung und den Nachwuchs, ein gemeinsames Commitment aller Branchenplayer, egal wie groß oder klein. Es geht um nichts Geringeres als um die Zukunft. Wie viel ist sie uns wert? Das ist die Frage, die sich jede:r stellen muss...

meint

Sylvia Pilar