wohninsider August-September 2022

04. 2022 | August/September |wohninsider.at 33 BRANCHENTALK unserem eigenen Wein und Bier auf.“ Und weiter, „Wir verdienen kein Geld damit, verlieren aber auch nichts. Das ist unsere Werbung, damit berühren wir die Leute.“ Die klassischen Wege wurden damit also verlassen, Persönlichkeit rückt in den Vordergrund? Tanzler: „Ja, genau das ist es, worauf es jetzt ankommt. Die eigene Komfortzone musst du jeden Tag verlassen, teilweise komplett irrationale Wege gehen. Unter dem Strich sind wir nicht mehr nur Einrichter, sondern Entertainer.“ Eines ist für den Branchenerfahrenen klar: Sich nur über die Produkte oder den Preis zu differenzieren, würde einfach nicht mehr funktionieren, schon gar nicht in Zeiten wie diesen. Tanzler: „Ich kann nur jedem einzelnen Unternehmer sagen, hörts auf in alten Mustern zu denken. Das sagen wir eh immer wieder, aber die heutige Zeit ist noch schneller und brutaler geworden. Nur wenn du selbst eine Marke bist, hast du eine Chance. Du musst dich eigentlich jeden Tag neu erfinden!“ Eher trübe Aussichten also für die Branche? Tanzler entgegnet: „Ich bin nicht pessimistisch, sondern vorsichtig und achtsam. Man muss sicher in Zukunft noch mehr Dienstleistung bringen, wesentlich mehr leisten, mehr Risiko eingehen, Investitionen in die Hand nehmen. Und obendrauf den Mut haben, den einen oder anderen Prozent vorher schon beim Kunden einzurechnen.“ Oder, setzt er nach, „Um es in der Seglersprache zu sagen, wir müssen hart am Wind gegen die Wellen segeln ...“ Soll heißen, das Sterben in der Branche kommt noch? Der Unternehmer gibt sich da keiner Illusionen hin: „Das ist fix. Wenn man sich die Aggressivität anschaut und die Langatmigkeit der marktbeherrschenden Macht, wenn die immer mehr Rabatte geben, werden sich jene Unternehmen, die die Masse bedienen, wirklich schwertun. Die Preise werden getrieben – und die Konsumenten, die wenig Geld haben, gehen zwangsläufig zur Großfläche. Womit kann man sich dann aber als Studio noch differenzieren, wenn man bis dahin keine eigene Marke/ Positionierung geschaffen hat?“ Dabei treffe in Österreich die Kopf-in-den-SandMentalität auf die Gesamtsituation. Tanzler: „Viele denken – und das höre ich oft: ‘Es ist noch immer weitergegangen und so geht es auch in Zukunft’, oder ‘Wir haben nur mehr ein paar Jahre bis zur Pensionierung, die biegen wir schon noch runter.’“ Aber, nimmt er hier diese Hoffnung ganz deutlich: „Das wird es nicht spielen! Jetzt nicht mehr!“ Denn, analysiert er, die Küchen unterscheiden sich im Großen und Ganzen kaum noch. Die Kunden wollen Qualität und das bekommen sie bei jedem Studio. Der entscheidende Unterschied liegt woanders: „Die Kunden, die zu uns kommen, wollen beim Tanzler kaufen oder bei reginaplaza.“ „Ich kann nur jedem einzelnen Unternehmer sagen, hörts auf in alten Mustern zu denken. Das sagen wir eh immer wieder, aber die heutige Zeit ist noch schneller und brutaler geworden.“ Ernst Tanzler Hinter reginaplaza steht das Unternehmen E-CON, das Ernst Tanzler gemeinsam mit Mathias Ernst 2001 gründete. 2020 wurde der neue Standort in der Wiener Neustädter Grete Bialonczyk Gasse 7 bezogen, „reginaplaza“ ist ein markenrechtlich eingetragener „Künstlername“, wie Tanzler schmunzelnd anmerkt, und ist von der Küchenmarke regina komplett getrennt zu betrachten. Man mache mittlerweile Gesamtausstattungen, etwa 60 % Küchen und 40 % alle anderen Wohnbereiche. Aktuell plane man auch sehr viel Gastro und ein lokales Hotel. Markenseitig arbeite man nunmehr vorrangig mit Häcker, Schüller und next sowie Forcher zusammen, zudem ist eine eigene Tischlerei angeschlossen. Der Standort beinhaltet zudem eine Eventlocation, das 5D-Kino Esperienza oder die Proseccheria. Weitere Pläne liegen bereits in der Schublade. Die Kooperation mit und Tätigkeit für reginarational hat Tanzler indes beendet. … unter anderem für die Proseccheria, wo regelmäßig Veranstaltungen potenzielle Kunden in die Räumlichkeiten locken. » Das reginaplaza

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