April-Mai 2023

24 wohninsider.at | April/Mai | 02. 2023 NETZWERKE Realität und Werbung klaffen sehr oft weit auseinander. So auch, wenn es ums Einrichten der österreichischen Haushalte geht. Wie Andreas Kreutzer im Vorfeld der Wohnen & Interieur verdeutlichte, sind die Wohnsituationen in Österreich höchst divers. Vier Mio. Haushalte (Hauptwohnsitze) zählt das Land, aber Wohngröße und Wohnart sind dabei höchst unterschiedlich. Einerseits wenn man die Diskrepanz zwischen Einfamilienhaus und Wohnung betrachtet, so klafft etwa zwischen dem Burgenland (79 % Eigenheime) und Wien (nur 9 % wohnen im eigenen Haus) eine große Kluft. (Die anderen Bundesländer liegen dazwischen, z.B. Niederösterreich: 67 %, Kärnten: 59 %, Tirol und Salzburg: 45 %). Wie passt die Wohnlandschaft in die Garconniere? Auch was die Wohngröße betrifft, gibt es gravierende Unterschiede: Während Einfamilienhäuser eine durchschnittliche Größe von 150 m2 haben, beträgt diese bei Wohnungen nur rund 79 m2, also fast die Hälfte. Zudem werden Häuser immer größer, die Wohnungen eher kleiner. Kreutzer: „Die Leute wollen größer wohnen, aber in den vergangenen 30 Jahren wurden gefördert praktisch keine Wohnungen mehr gebaut, die größer als 90 m2 sind.“ Ergo: Wer größer wohnen will, muss in ein Einfamilienhaus, und das zumeist außerhalb Wiens. Denn: Zwei Drittel der Wiener wohnen auf 85 m² oder weniger, wohingegen jeder Zweite außerhalb von Wien auf 100 m2 oder mehr wohnt. Weiterer Punkt: Das durchschnittliche Haushaltseinkommen ist in Wien am geringsten. Was heißt das fürs Einrichten? Österreichweit gibt es 2,16 Mio Wohnungen in Mehrfamilienhäusern (= 54 % des Wohnbestands). Andreas Kreutzer hat sich auch die Räumlichkeiten darin angesehen. Demnach hat jede dritte davon in Österreich max. zwei Zimmer, 75 % aller Wohnungen haben höchstens drei Zimmer. In immer noch 16 % der Zweizimmer-Wohnungen (bis 60 m2) wohnen drei Personen. Die berechtigte Frage daher: Wo sollen die Möbel aus den Prospekten hin? Und: Lässt sich Home-Office auf breiter Basis realisieren? BRANCHENRADAR So schaut’s aus in Österreichs Haushalten Im Vorfeld der Einrichtungsmesse Wohnen & Interieur präsentierte BRANCHENRADAR-Chef Mag. Andreas Kreutzer einige Zahlen darüber, wie die Lebensrealität der Österreicher:innen abseits von Prospekten und Bestrebungen der Möbelindustrie und Werbetreibenden tatsächlich aussieht. Plus: Soviel gaben die Österreicher:innen 2022 für Küchen aus. Von Lilly Unterrader Portrait: SI.MA.pix, Grafiken: BRANCHENRADAR Mag. Andreas Kreutzer bezieht sich in seinen Aussagen auf eigene Studien, die Statistik Österreich bzw. den Mikrozensus. Der Großteil der Zahlen wurde auch in seinem Buch „Das Ende der Maurerkelle – 30 Jahre Wohnbau in Österreich 1990-2020“ veröffentlicht. Der Umsatz mit Küchen ist im Vorjahr nur durch die gestiegenen Preise gewachsen.

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