Februar-März 2023

22 wohninsider.at | Februar/März| 01. 2023 BRANCHENTALK bei uns auch den Möbelhandel, der schlussendlich aus dem Handwerk kommt. Handwerk und auch Handel leiden sehr unter dem Mangel an Fachleuten. Wie geht es Ihnen mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen? (lacht) Bisher nicht so schlecht, aber die Zeiten, wo sich gute Leute mit Auszeichnungen von sich aus beworben haben, sind vorbei. Wir haben bis jetzt immer noch Lehrlinge gefunden, aber es wird immer schwieriger. Das ist die große Challenge im Handwerk und im Handel. Leute zu finden, die technisch bzw. kaufmännisch gut sind, die am Samstag arbeiten wollen usw. Das ist das Nadelöhr. Ich wundere mich, warum wir auf Messen fahren und Möbel betrachten. Wir müssten unsere Zeit damit verbringen, darüber nachzudenken, wie wir an gute Mitarbeiter kommen. Sie sind trotzdem auf vielen Messen persönlich unterwegs, welche Entwicklungen, Trends, Stile erkennen Sie? Das ist eine große Frage, eine wirtschaftlich strategische. Ich sage, dass wir im KMUEinrichtungsbereich nur die Chance haben Qualität und eine besondere Leistung zu liefern. Die Großfläche mit einer Konzentration, wie es sie auf der ganzen Welt nicht gibt, nämlich mit 70 bis 80 Prozent hat in Österreich die absolute Dominanz. Also als Mittelständer, als Familienbetrieb und Standalone hat man in dieser normalen Welt eigentlich nichts mehr verloren. Man muss sich zur Qualität bekennen. Wir gehen diesen Weg und ich habe noch nie ein so hohes Verlangen nach den besonderen Dingen und nach Qualität gesehen wie heute. Je mehr Ramsch es gibt, umso mehr Leute gibt es auch, die die Schnauze davon voll haben und das Gegenteil suchen. Sie suchen einen Gegentrend, einen besonderen Kontakt, ein einfühlsames Eingehen, eine individuelle Wohnlösung. Und das versuchen wir zu bieten. Der Schlüssel ist zu sagen: DU bist der Mensch mit deinen Vorstellungen, ich muss dich jetzt genau anschauen, wie wohnst du bisher? Wer bist du in deinen Wertehaltungen. Dann kann ich dir deinen Raum so einrichten, dass er dir – und nur dir – entspricht. Das empfindest du dann als schön. Das ist dann für diese Person das „Schöne Wohnen“. Nicht irgendwelche Mainstream Produkte, die irgendwo als kommender oder bestehender Trend proklamiert werden. Und genau hier liegt die Kunst im gehobenen Möbelhandel, dass man dem Kunden einen Stil bietet, nämlich seinen Stil. Die eigentliche Lösung ist es, den Stil für den ganz speziellen Menschen zu kreieren. Wie lange dauert es, bis ein Stil für einen Kunden erarbeitet ist? Lange! Wir haben dafür einen Prozess entwickelt, um das handlebar zu machen. Die Kreativität liegt ja nicht in der Abfolge, sondern in der Auswahl der Materialien, der Stoffe, der Farben. Damit das nicht unendlich wird, schreiben wir einen Prozess vor wie ein Schriftsteller. So etwas kann man standardisieren. Dann kommt die Kreativität ins Spiel, dann wird es greifbar. Die Wohnstilanalyse, die wir erarbeitet haben, kürzt sehr viel ab. Zum Beispiel: Wenn ein Kunde ein rotes Sofa will, ist das meist ein Zeitgeist. Wir prüfen, was steckt dahinter, denn er kauft das Sofa ja für die nächsten 20 bis 30 Jahre. Da muss man hinter die Fassaden schauen. Bevor wir das Material- und Farbkonzept haben, zeichnen wir keinen Strich. Erst dann entwickeln wir Grundriss und schematische Lösungen. Das ist unsere Challenge. Der richtige Innenarchitekt verkauft nicht das, was ihm selbst gefällt, sondern das, was für den Kunden das Richtige ist. Derzeit hört man, dass es im Einrichtungsfachhandel an der entsprechenden Kundenfrequenz fehlt. Sehen Sie das auch so? Das kann man so sagen. Wahrscheinlich haben alle Frequenzprobleme. In den kleinen Studios merkt man es nicht so, weil da nie so ein Grundrauschen war, aber Frequenz ist ein Thema. Die Leute prüfen heute intensiv, ob sie sich das antun in ein Möbelhaus zu fahren. Ein Möbelhaus oder Studio muss schon was bieten, damit es entsprechende Frequenz hat. Fachkräftemangel: Wir müssten unsere Zeit damit verbringen, darüber nachzudenken, wie wir an gute Mitarbeiter kommen. Frequenzmangel: Ein Möbelhaus oder Studio muss schon was bieten, damit es entsprechende Frequenz hat!

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