Februar-März 2023

01. 2023 | Februar/März|wohninsider.at 25 BRANCHENTALK ge, die der Konsument live sehen, ersitzen, spüren muss.“ Dem mittelständischen Fachhandel rät er daher: „Ich würde als Möbelhändler keinesfalls auf Druck einen Online-Shop launchen. Das sind stranded investments, bei dem nur die IT-Leute etwas verdienen. Besser wäre, das Geld und die Zeit in eine ordentliche Kundendatenbank zu investieren, einen guten Newsletter zu versenden und vor allem gute Verkäufer einzustellen, die beraten können und engagiert sind!“ Warum ist dem so? Kreutzer: „Das Online-Geschäft funktioniert ganz anders als das stationäre Geschäft. Ich kenne niemanden, der Multichannel betreibt und damit zufrieden ist. So wie Amazon nie stationär erfolgreich sein wird, werden die genetisch stationären Händler online nie wirklich erfolgreich sein. Das sind einfach zwei unterschiedliche Herangehensweisen ans Geschäft.“ Neubau und Küchen Wie sieht es aus mit dem Küchenmarkt? 2021 wurden 210.000 Küchen verkauft bei mehr als 4,8 Mio. Haushalten. 27,7 % gingen davon in den Neubau, der Rest war Austauschgeschäft. Hierauf müsse man sich auch in den nächsten Jahren konzentrieren. Denn statistisch gesehen werden die Küchen aktuell nur alle 31,4 Jahre getauscht. Kreutzer: „Die Küchen in den österreichischen Haushalten sind viel älter als man glaubt. Geräte werden getauscht, wenn sie kaputt sind, aber Möbel haben praktisch keinen Kaputt-Faktor.“ Hier gelte es, Begehrlichkeit zu schaffen und die Funktionen und das Innenleben in den Vordergrund zu rücken. Denn auch bei den Neuküchen sei es immer noch so, dass der Wert durch die Arbeitsplatte, die Armaturen und die Spüle definiert würde. Die Küchenmöbel hätten mangels Alleinstellungsmerkmalen immer noch das Nachsehen. Wie geht’s weiter? Kreutzer: „Wir gehen davon aus, dass es nachfrageseitig nochmal etwas runter geht, die Umsätze werden aber steigen, da auch für heuer Preiserhöhungen angesagt sind. 2024 könnte sich die Situation dann stabilisieren.“ Was der Branchenprofi allerdings nicht glaubt, ist, dass die Preise wieder sinken würden. „Volatile Preise gibt es erfahrungsgemäß eher bei einfachen Produkten, Rohstoffen. Bei komplexeren Dingen wie Möbeln zeigt die Vergangenheit, dass Preise herstellerseitig kaum noch gesenkt werden. Allerdings ist damit zu rechnen, dass die Hersteller vermehrt Aktionen fahren, sodass die Durchschnittspreise sinken. Diese Entwicklung beobachten wir aktuell etwa bei Bier.“ Diese altbewährte Technik würde jedoch wieder den Großen und jenen, die in entsprechenden Mengen einkaufen, zugute kommen. Der Druck auf verbandslose Mittelständler würde dadurch weiter wachsen. Wie sehr die Industrie die Preise heuer erhöhen könne (Stichwort gestiegene Löhne), liege jedoch nicht zuletzt am Handel, so Kreutzer: „Man muss sich da etwas trauen und hart durchgreifen und gegebenenfalls auch Marken auslisten“, denn, so Kreutzer, „bei Möbeln haben wir praktisch keine Must-Brands.“ Aus den Fehlern lernen Was den Rohstoff Holz betrifft, sieht Kreutzer den aktuellen rückläufigen Trend sich fortsetzen. Zudem wäre diese Problematik zu einem großen Teil hausgemacht, weil man aus den Erfahrungen aus 2020 – die Läger nicht zu leeren – nicht gelernt habe. Unter dem Strich sieht Kreutzer hier eine Entspannung, ebenso wie am Energiemarkt. Ein kurzer Blick auf den Wohnungsmarkt zeigt, laut dem BRANCHENRADARChef, dass sich die Wohnungspreise in schlechten und mittleren Lagen entspannen dürften (heißt, leicht sinken bzw. nicht weiter steigen), sehr gute Lagen wird das jedoch nicht treffen. Zudem würden bereits ab 2024 Fertigstellungen deutlich zurückgehen, da die Genehmigungen schon seit 2020 rückläufig sind. Auch im Bereich Einfamilienhaus könnte es aufgrund der verschärften Finanzierungsrichtlinien zur Rückgängen kommen. Seine Bilanz: „Ich denke, man wird damit leben müssen, dass das Eigenheim nicht für jeden leistbar ist.“ www.branchenradar.com • Küchenmöbel: April • Küchenarbeitsplatten: April • Küchenspülen: April • Matratzen und Lattenroste: April • Badezimmermöbel: April • Sofas & Sitzgarnituren: April/Anfang Mai Erscheinungstermine der Marktzahlen „Das Online-Geschäft funktioniert ganz anders als das stationäre Geschäft. Ich kenne niemanden, der Multichannel betreibt und damit zufrieden ist.“ „Wir gehen davon aus, dass es nachfrageseitig nochmal etwas runter geht, die Umsätze werden aber steigen, da auch für heuer Preiserhöhungen angesagt sind. 2024 könnte sich die Situation stabilisieren.“ Mag. Andreas Kreutzer

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