wohninsider Februar-März 2025

01. 2025 | Februar/März | wohninsider.at 33 DESIGN : TRENDS rig und erfordert präzises Handwerk. Doch genau das ist es, was den Teppichen ihren unverwechselbaren Charakter verleiht. „Maschinen machen keine Fehler“, sagt Kath, „sie sind einfach nicht dazu fähig. Und in meinen Augen ist das auch ein Mangel, denn es sind genau die winzigen, kaum sichtbaren Unregelmäßigkeiten, die einen Teppich lebendig machen.“ Heute sind seine Teppiche weltweit gefragt – von der Ausstattung von Modehäusern wie Louis Vuitton und Fendi bis hin zur Einrichtung von den Domizilen zahlreicher Prominenter. Für Kath ist der Teppich stets ein sehr individuelles, persönliches Kunstwerk, eines, das sich oft unter anderem aus den Eindrücken jahrelanger Reisen heraus entwickelt. Ein Beispiel ist seine „From Russia with Love“-Kollektion, die von einer langen Zugfahrt durch Russland inspiriert wurde, wo Jan Kath zwei Frauen mit bunten Blumenschals gegenübersaß. Ein weiterer wichtiger Aspekt seiner Arbeit ist die Zusammenarbeit mit Künstlern. Die „Insert Coin“-Kollektion entstand zum Beispiel in Kooperation mit dem Künstler Raphael Brunk. Dabei kombinierte Kath traditionelles Teppichdesign mit modernen künstlerischen Einflüssen. Teppich im Wandel Vor über zwei Jahrzehnten begann Kath, das Image des Teppichs zu verändern. „Vor 20 oder 25 Jahren galten Teppiche als alt und muffig. Die Leute lebten auf Holzböden oder schlichtem Beton und rollten sie auf. Aber seien wir ehrlich, so cool das auch aussah, gemütlich war es nicht“, hält Jan Kath fest. „Wir haben das Image der Teppiche entstaubt, und die Menschen sind dankbar, in ihren Wohnzimmern wieder diese wunderbaren textilen Wohlfühlorte zu haben. Ich denke, was die Leute an meinen Teppichen lieben, ist, dass wir uns nicht nur auf einen Look konzentrieren, sondern sehr unterschiedliche Stile entwickelt haben – und alle Designs haben Qualität gemeinsam“, sagt Kath. Doch bei aller Innovation gelingt es ihm gleichzeitig, das traditionelle Handwerk zu bewahren. „Der Hauptfokus meiner Arbeit liegt nicht nur auf gutem Design. Der eigentliche Star meiner Teppiche ist das alte Handwerk. Es sind die monatelangen, geduldigen Arbeiten unserer Knüpfer:innen, die ihr Wissen in die neue Heimat mitgebracht haben und die die Teppiche so besonders machen. Wir produzieren unsere Stücke mit Menschen, die auf eine lange Tradition im Knüpfen zurückblicken.“ Unter diesem Aspekt ist es Jan Kath besonders wichtig, dass die gegenseitige Wertschätzung stets hochgehalten wird. Zum einen lässt er regional, teilweise in kleinen Familienunternehmen produzieren – nur so bleibt der Produktionsprozess in Nepal, Indien und Marokko authentisch, während gleichzeitig hohe Umweltstandards und soziale Gerechtigkeit gewahrt werden können. Letztere spiegelt sich in modernen Arbeitsbedingungen wider, die für Jan Kath unumstößlich sind. Die Knüpfer:innen sind gut ausgebildet, erhalten faire Löhne und haben Zugang zu Kinderbetreuungseinrichtungen, wenn sie diese in Anspruch nehmen möchten. All das ist für Jan Kath selbstverständlich auch eine Investition in die Zukunft, denn die Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber ist das Aushängeschild eines erfolgreichen Unternehmens. „Nur, wenn wir das Teppichknüpfen als Beruf attraktiv erhalten, werden wir auch in den kommenden Jahren die besten Mitarbeiter:innen haben. Und die brauchen wir, denn meine Entwürfe sind unglaublich kompliziert, und ihre Umsetzung erfordert viel Know-how und große Leidenschaft.“ Welt in Bewegung Auch wenn Jan Kath sich dem Handwerk in jeder Hinsicht verbunden fühlt, so ist ihm auch sein Alleinstellungsmerkmal wichtig, dem er seinen Erfolg zu verdanken hat, unter anderem moderne Technologien, außergewöhnliche Materialien und auch ein gutes organisatorisches Konzept. Dass er mit seinen modernen Teppichen  Bei einem Besuch im Jan Kath Headquarter in Bochum, weihte Sanchir Kath uns Journalisten in die Knüpftechnik ein. Stillstand ist keine Option bei den Kaths. Deshalb entwickelten Vater und Sohn gemeinsam das erste Möbelstück – ein Daybed –, das 2024 vorgestellt wurde.  » Fotos diese Seite: großes Bild © Lars Langemeier/LarsLangemeier.de, kleines Bild © Jan Kath

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