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wohninsider.at

THEMA

SELBSTMANAGEMENT FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE: DIE WICHTIGSTE FÜHRUNGSAUFGABE

Alles geben?

Eine Serie fur Ihren Erfolg. Experten-Tipps von Mag. Gabriel Schandl, CSP, CMC

as waren nochmals die

wichtigsten Führungs-

aufgaben bisher? Eine

klare Vision haben und

diese effektiv vermit-

teln, sodass alle wissen, wohin es gehen soll.

Eine weitere wurde in einer der letzten Aus-

gaben ebenfalls schon besprochen: Die besten

Mitarbeiter finden und halten sowie den Rah-

men schaffen, dass sie optimal leisten können.

Eigentlich ist es egal, welche Aufgabe an ers-

ter, zweiter oder dritter Stelle steht. Denn alle

drei sind entscheidend für die Wirksamkeit ei-

ner Führungskraft oder eines Unternehmers.

Die, um die es heute geht, wird gerne und

oft vernachlässigt: Viele von uns arbeiten am

Limit. Und wundern sich, wenn auf einmal

der Körper durch das Ignorieren der kleine-

ren Zeichen zu verschärften Mitteln greift und

sich die Ruhe, die er braucht, holt. Manch-

mal ist dazu „nur“ eine Krankheit notwendig,

manchmal sind es allerdings Magengeschwü-

re, Herzinfarkte, Depressionen oder gar das

Ausgebrannt-sein und Nicht-mehr-Können.

Soweit sollte es in keinem Fall kommen. Was

also tun?

Was sich nicht mehr bewegt, ist tot

Brennen ist ja etwas Gutes, Stress auch, solan-

ge es uns Spaß macht, das heißt in richtigem

Maß fordert. Professor Mihaly Csikszentmi-

haly hat es in einer Grafik sehr schön ausge-

drückt: Auf der einen Skala ist der Grad der

Anforderung der Aufgabe. Auf der anderen

Seite unsere Fähigkeiten und Talente. Wenn

das zusammenpasst, sind wir im von ihm de-

finierten Phänomen namens „Flow“. Es fließt.

Und zwar schnell. Dieses Tempo wird manch-

mal unterbrochen durch Phasen der Überfor-

derung aber auch Unterforderung. Solange

wir das Wort manchmal nicht aus den Augen

verlieren, ist auch das okay. Nur der Dauer-

zustand des Gehetzt-seins, des permanenten

Multitaskings, der Fremdbestimmung, das sind

die Zustände, die wir nicht mögen. Auch wenn

wir uns durch sie oft wichtig fühlen. Gibt es ei-

nen Ausweg?

Die Rückeroberung des

persönlichen Territoriums

Definitiv gibt es Wege, anders vorzugehen.

Wir müssen den Grad der Selbstbestimmung

wieder erhöhen und manchmal sogar zurück-

kämpfen. Wie geht das? Ein paar konkrete

Beispiele: Schauen Sie in der Früh nicht gleich

als erstes in Ihre eMails. Weshalb nicht? Meis-

tens geht es um Dinge, die anderen wichtig

sind (= Fremdbestimmung). Sie sind also am

Reagieren. Wie wäre es, den Tag mit Agie-

ren zu beginnen? Eine halbe Stunde wichti-

ge Informationen lesen, zum Beispiel. Oder

sich ausführliche Zeit für die Tagesplanung zu

nehmen. Oder an Ihrem wichtigsten Projekt

arbeiten, zB eine Stunde. Oder Ihren wich-

tigsten (Neu)Kunden anrufen. Und so wei-

ter. Möglichkeiten, zu agieren, gibt es genug.

Danach können Sie immer noch Mails che-

cken. 99 % sind eine Stunde später genauso

gut beantwortbar. Aber wir fühlen uns dann

ganz anders. Nicht mehr hinterher hechelnd

sondern selbst aktiv gestaltend. Eine Marke-

ting-Managerin hatte vor einiger Zeit enorme

Stresszeichen körperlicher Natur. Sie hat ver-

standen, dass sie zurückschalten muss. Darauf-

hin hat sie gleich ein Buch über das (Problem)

Thema „eMails und Internet“ geschrieben.

Einer ihrer Tipps, die mir sehr gut gefallen ist

der, die Mails nur 2 x täglich zu checken, z.B.

um 10.00 und um 16.00 Uhr. In vielen Fällen

völlig ausreichend. Natürlich gibt es Ausnah-

men. Unterm Strich zählt: Erobern Sie sich

die Herrschaft über Ihre Zeit zurück, auch

wenn oder gerade wenn es viele Unterbre-

chung gibt, die genauso zu unserem Führungs-

alltag gehören.

Fit wie ein Turnschuh

Zu guter letzt noch der entscheidende Hin-

weis, was wir mit unserem Körper tun und

wie wir damit umgehen? Tanken Sie in einen

Jet normalen Diesel oder hochwertiges Kero-

sin? Das zählt sowohl für die Psyche als auch

für die Physis des Menschen. Einfach auf den

Punkt gebracht: Trash in – trash out. Und ich

bin ganz sicher kein Befürworter des ständi-

gen Verzichten-Müssens. Alles, was wir uns

ständig selbst vorenthalten wird erst recht in-

teressant. Deshalb funktionieren auch Diäten

nicht. Genießen steht wieder im Vordergrund.

Die frisch duftende Pizza mit dem kühlen Bier

am Abend darf genauso sein, wie der lecker

gegrillte Fisch mit einem Glas Weißwein. Wie

immer kommt es dabei auf die Dosis an. Da-

bei brauchen wir keine überteuerten Sport-

geräte, um uns gesund zu erhalten, wie wäre

es, immer wieder die Treppe zu nehmen, statt

den Lift? Andauernd werde ich in Hotels da-

rauf hingewiesen, wo der Lift ist, sogar wenn

mein Zimmer mal im ersten Stock liegt. Ken-

“Nur wenn wir

immer wieder

aus dem

Hamsterrad

aussteigen

und Pausen

machen, bleibt

unsere Energie

erhalten.“