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wohninsider.at

BRANCHENTALK

wohninsider: Wie kamen Sie auf die Idee,

das Holz alter Fässer zu nutzen?

Helmut Pramstaller:

Wir sind ein Fassbin-

derbetrieb in der vierten Generation, und auch

mein Vater hat schon Möbel und Gartenhäu-

ser aus originalen Fässern gefertigt. Natürlich

wurden die Arbeiten und der Stil von mir we-

sentlich verändert und verfeinert.

Seit wann gibt es die Firma Diogenes?

Seit 1911. Jetzt ist es ein kleiner Familienbe-

trieb mit 18 Beschäftigten, darunter auch mei-

ne drei Brüder Hans, Vinzenz und Gerhard.

Woher beziehen Sie die alten Fässer, wie

alt sind sie und was würde ansonsten damit

geschehen?

Durch unsere langjährige Arbeit mit Fässern

sind wir schon bekannt: Wenn in Weingütern

speziell in Österreich, Italien, Frankreich, Spa-

nien und der Schweiz Fässer anfallen, die in

Frage kommen, hören wir davon. Die großen

Lagerfässer sind zwischen 70 und 120 Jahre alt

und werden zumeist aufgrund der Umrüstung

auf Edelstahltanks abgegeben, oft auch, wenn

Weinbaugenossenschaften aufgelassen werden.

Fässer, die nicht verkauft werden, dienen nor-

malerweise oft noch als Dekorationsfässer in

den Weinkellern.

Was passiert dann mit den Fässern, wie

lange werden sie getrocknet?

Die großen Fässer mit 4.000 bis 20.000 Liter

Volumen werden in den Kellern zerlegt und

oftmals händisch nach oben transportiert. Da-

bei werden oft mehrere Tonnen bewegt, bis

die zerlegten Fässer auf Paletten gepackt und

transportfertig sind. Die Trocknung, die aus-

schließlich durch natürliche Luftzirkulation

erfolgt, dauert bei Holzstärken von 4 bis 9 cm

fünf bis sechs Jahre.

Sind Sie der Einzige, der mit altem Fassholz

arbeitet?

In dieser Ausführung und Vielfalt sicherlich.

Sie verwenden auch Weinstein als Aus-

gangsmaterial ...

Weinstein ist etwas ganz Besonderes, er entwi-

ckelt sich im Zuge der jahrzehntelangen La-

gerung von Wein im Holzfass natürlich ganz

unterschiedlich, je nachdem ob es Rot- oder

Weißwein ist, aus welcher Region er stammt,

ob es ein Wein mit viel oder wenig Säure ist

usw. – so baut der Weinstein 1, 2, oft bis zu 3

cm Dicke auf. Erst durch die lange Lagerung

und Trocknung löst er sich dann vom Holz.

Woher kennen Ihre Kunden Sie?

Wir präsentieren unsere Möbel auf Messen

und natürlich auch über Referenzprojekte.

DIOGENES

Aus FASS wird MÖBEL

Der altgriechische Philosoph

Diogenes hat zwar aus seinem

Fass heraus die Menschheit

amüsiert, aber nichts Produktives

daraus gemacht. Ganz anders

Helmut Pramstaller. Mit seiner

Firma Diogenes mit Standort

Debant bei Lienz fertigt er Desig-

nermöbel aus dem Eichenholz

von historischen Weinfässern,

das jahrelang getrocknet wurde

– lauter Einzelstücke für Wohnbe-

reiche und Garten, Gastronomie

und Büro. In den von Diogenes

gestalteten Weinkellern und

-räumen wird das Fassholz für

Regale und Schränke eingesetzt

und kehrt damit sozusagen wieder

zum Ursprung zurück.

V

on

H

arald

S

ager

„Bei den Weinkellern

erstellen wir

Gesamtkonzepte vom

Gewölbebau bis zur

Beleuchtung und zur

Einrichtung.“

„Alle meine Stücke werden

speziell für den Kunden

entworfen und gefertigt.“

Helmut Pramstaller

: früher Boardercross-

WM, heute Weltmeister bei Möbeln aus

altem Fassholz.

Da wäre wohl selbst der alte Diogenes aus seinem Fass gestiegen: ein von der

Firma seines Namens konzipierter, gebauter und eingerichteter Weinkeller.